10-11-2011

Larsen und Eliasson: Auditorium in Reykjavik

Norman Foster, Jean Nouvel, Henning Larsen Architects,

Nic Lehoux,

Reykjavik,

Halle,

Stahl, Glas,

Arts,

An den Nordlichtern und der beeindruckenden isländischen Landschaft inspiriert, steht die Harpa Konzerthalle und Kongresszentrum Reykjavik an der Grenze zwischen Festland und Meer. Mit seinen spektakulären Fassaden, die von Henning Larsen Architects und Olafur Eliasson gestaltet wurden, erhebt sich das Gebäude wie eine große Lichtskulptur, die das Hafengebiet neu qualifiziert und es mit dem Zentrum des städtischen Lebens verbindet.



Larsen und Eliasson: Auditorium in Reykjavik

 
Das überraschende architektonische Schauspiel der neuen Konzerthalle von Reykjavik fügt sich in den stolzen kulturellen Wiederaufschwung ein, den der isländische Staat nach der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 erlebt. Diese Krise regte die Bevölkerung zu einer friedlichen Mobilisierung an und hat zu deren Teilnahme bei der Niederschrift einer neuen Verfassung geführt.
Im Hafen der Stadt gelegen, ist die Harpa Konzerthalle und Kongresszentrum Reykjavik 2011 fertiggestellt, ein symbolträchtiges Bauwerk, und zwar nicht nur wegen seiner vom urbanistischen Gesichtspunkt gesehen herausragenden Lage, sondern auch als Ergebnis eines wichtigen internationalen Wettbewerbs, bei dem Gruppen mit bedeutenden Namen wie Norman Foster und Jean Nouvel teilgenommen hatten und somit die Aufmerksamkeit der Welt der Kunst und der Gestaltung auf eine Stadt gelenkt haben, die für Björk und die Sigur Rós bekannt ist.
Gewinner des Wettbewerbs war Portus Group, das Team, das unter anderem aus dem Büro Henning Larsen Architects und Olafur Eliasson, dem für seine Licht-Performances berühmten dänischen Künstler, bestand.


Die Kontamination zwischen Kunst und Architektur bringt ein Werk hervor, wo das Ende der einen Disziplin nahtlos in den Beginn der anderen übergeht und wo die Aufmerksamkeit bezogen auf die Landschaft zur Schaffung einer modularen Glasfassade geführt hat, die vom Panorama her gesehen die Veränderungen von Klima und Beleuchtung aufnimmt und diese betont zurückgibt.
Die von Olafur Eliasson entworfene Südfront besteht aus tragenden dreidimensionalen Modulen aus Stahl und Glas mit 12 Seiten, die als “Glasbausteine” bezeichnet werden und die – wie viele der Formen seiner neueren Werke – aus den Untersuchungen der Kristallgeometrie stammen. Bei den Modulen wurde dichroitisches Glas verwendet, das über die Fähigkeit verfügt, gewisse Lichtwellenlängen zu brechen und andere durchzulassen: Aus diesem Grund resultieren je nach Witterungsbedingungen und Position des Betrachters die Gläser der Module mit unterschiedlichen Farben.
Von einer kantigen Geometrie der Körper bestimmt, die sich durchdringen, um den funktionalen Anforderungen eines großen Auditoriums zu entsprechen, lässt sich die Anlage des Harpa dank der strukturellen Fähigkeiten der Module und dem Fehlen von Pfeilern und Säulen von der Landschaft durchfluten und verliert die Grenze zwischen Drinnen und Draußen. Zwischen Erde, Wasser und Himmel gelegen, fasst es die Besonderheit eines Ortes zusammen, wo auch Tag und Nacht sich nicht einfach definieren lassen.


Das Projekt sieht eine weitläufige Esplanade mit einem Wasserspiegel auf der Hauptsüdseite vor, die den vom Stadtzentrum stammenden Fußgängerstrom aufnimmt und durch die große transparente Halle in das Innere des Kulturzentrums leitet. Dieses Fenster auf das Hafengebiet verlängert sich nach Westen in das Foyer mit dem Restaurant, wo es auf die Treppe stößt, die zum ersten Stock in eine transparente Zone führt, die als Verteilerkorridor für die 3 Säle fungiert, darunter auch der mit den 1800 Sitzplätzen.
Alle technischen Räumlichkeiten sind sichtgeschützt und in der dem Meer zugewandten Nordseite untergebracht, als deutliche Entscheidung, das Auditorium in das Leben der Stadt und dessen Hafen einzubeziehen, zu denen die Architektur sich hinwendet. So drückt sich das Konzept der urbanen Erneuerung aus, wo die Beziehung zwischen Architektur und Ort jene gemeinsame Teilnahme gestattet, welche durch die Aufgabe der Hafengebiete ausgeschlossen war, was somit also den Zerfall des städtischen Gefüges einschränkt. Wenn man dann daran denkt, dass das hier behandelte Bauwerk der Sitz des isländischen Symphonieorchesters ist, fügt sich die Musik in die Erzählung ein, um nach der Gestaltung und der Kunst ein dritte Lesart anzubieten.   

Mara Corradi


Entwurf: Henning Larsen Architects A/S, Batteríið Architects Ltd., Olafur Eliasson (Portus Group)
Bauherr: Harpa, Portus Group; AGO (Harpa); Totus
Ort: Reykjavik (Island)
Tragwerksplanung: Artec Consultants, Mannvit Engineers, Hnit Consulting Engineers, Efla Engineers, ArtEngineering GmbH, Ramboll
Landschaftsplanung: Landslag efh. Lisbeth Westergaard
Akustische Planung: Artec Consultants Inc.
Berater: ASK Architects, Almenna Consulting Engineers, Verkis Consulting Engineers, Verkhönnun Engineers, Jasper Parrott- International Consultant, Vladimir Ashkenazy - Artistic Adviser
Bruttonutzfläche: 28000 m2
Grundstücksgröße: 60000 m2
Wettbewerb: 2004
Projektbeginn: 2005
Ende der Bauarbeiten: 2011
Fassaden aus Fertigsicherheitsglas Schollglas
Zementstruktur
Fotos: © Nic Lehoux

www.henninglarsen.com
www.olafureliasson.net


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