
Das zu behandelnde Thema war die Planung einer Freizeit-Architektur in einem natürlichen Umfeld, das von der Präsenz eines Flusses, der Vegetation an den Ufern und wenigen, unauffälligen benachbarten Gebäuden gekennzeichnet ist. Gestalterische Einschränkungen, die denjenigen des Farnsworth House sehr ähnlich sind, das Mies van der Rohe Mitte des letzten Jahrhunderts als Ferienhaus von Edith Farnsworth auf einem ländlichen Grundstück entwarf, das vom Fluss Fox durchquert wurde.
Hua Li benutzt die gleiche strukturelle Anlage mit dünnen Pfeilern als Stützen der Zementdecken, die die Trittfläche und die Abdeckung bilden. Wie bei Mies gibt es hier zwischen den Decken nur die Glasplatten, die offen die Bedeutung der Beziehung mit der Landschaft betonen. Ganz sicher ist die weiße Färbung der sichtbaren Stahlelemente und die Wahl von Travertin als Fußbodenbelag in allen Räumlichkeiten und auf allen Wegen eine Hommage an Mies.
Wenn dies alles das Riverside Club House in den Sog der Tradition des “fast-Nichts” des deutschen Meisters stellt, dann bilden auf der anderen Seite präzise Elemente eine tiefgreifende Distanzierung von Farnsworth, die nicht nur zeitlich zu verstehen ist, sondern auch die Komposition durch diese für uns zeitgenössische Architektur einbezieht. Im Mittelpunkt des Projekts von Mies steht der einzige Körper, der durch das Fehlen von Aufteilungen und dem vollen Licht erhalten wurde, was das Konzept des freien Erlebens innerhalb der Architektur ausdrückt. Hua Li nimmt den Parallelepiped von Mies und zieht diesen, wickelt ihn um sich selbst und faltet ihn dann, um einen Innenraum zu schaffen, der ein Weg ist ? mit Räumlichkeiten, Korridoren und Treppen, die die Regeln für die Nutzung des Raumes bestimmen. In dieser Suche bleibt der Serviceblock in zentraler Position, fast als Angelpunkt des Gebauten: Zweck ist es, die Weite des nach Außen gerichteten Blicks, die durch die Transparenz der Oberflächen erhalten wird, nicht zu unterbrechen, wobei diese aber bereits von den Entscheidungen bei der Wahl des Grundrisses als kreisförmigem Weg eingeschränkt wird.
Es fehlt die Idee der Anhebung des Hauptkörpers auf ein Podest, wie Mies beim Farnsworth House durch den Bau einer planen Oberfläche schuf, welche das Gebaute und den Boden in Verbindung bringt und gleichzeitig trennt, um anzuheben. Trotz der Präsenz der Pfähle, die so bemessen sind, dass sie die Struktur erleichtern und es dem Gebäude gestatten, auf einem geologisch gesehen weichen Erdreich errichtet zu werden, scheint sich das Werk von Hua Li aus dem Boden zu erheben, auf dem es ruht und drückt vielleicht eben auf diese Weise die Verbindung aus: Eine Verbindung, die sich im Dialog mit der umliegenden Natur ergänzt, den derjenige eingehen kann, der das Bauwerk erkundet und dabei dem ringförmigen Weg folgt, wie es bei einem geordneten und gut bepflanzten Garten der Fall ist.
Mara Corradi
Entwurf: Hua Li / TAO (Trace Architecture Office)
Mitarbeiter: Zhang Feng
Bauträger: Zhongti Corp.
Ort: Yancheng, Jiangsu (China)
Statik: Ma Zhigang
Anlagentechnik: Lv jianjun, Lian Kanglong
Bruttonutzfläche: 500 m2
Planungsbeginn: 2009
Ende der Bauarbeiten: 2010
Fassaden aus hochtransparentem Glas, Aluminium, Beton-Fertigpaneelen
Pfahlgegründetes Stahltragwerk
Fußboden aus Travertin
Bildnachweis: © Yao Li