27-03-2013

François: “Urban college”, Social Housing in Frankreich

Maison Edouard François,

Paul Raftery,

Paris,

Residenzen, Housing,

gleichzeitig,

Sanierungs,

In Champigny-sur-Marne, in der Nähe von Paris, wurde die von Maison Edouard François entworfene Anlage Urban Collage fertig gestellt. Der Architekt ist bereits in Frankreich und auch international ob seiner “green architecture” bekannt. Bei diesem wie bei seiner vorhergehenden Arbeit in dem Stadtviertel Les Vignoles der Hauptstadt, beschäftigt sich François mit dem Bestand vor Ort: Seine neuen Sozialwohnungen sind ein Werk, das aus der Schichtung von Formen entsteht, die in der Erinnerung der Stadt vorhanden sind.



François: “Urban college”, Social Housing in Frankreich
Das Werk von Edouard François fügt sich in das architektonische System des Ortes ein und rückt dabei die Suche nach den Bauformen, die dessen Geschichte erzählen, in den Mittelpunkt der zeitgenössischen Debatte. Der Architekt verwendet die Umweltverträglichkeit immer als Basis aller seiner Projekte, weitet hier aber das Konzept aus und setzt es nicht nur in den Willen zur Verringerung der Emissionen und des Energieverbrauchs um, sondern auch in der grundlegenden Beziehung zwischen Neu und Alt, zwischen den Bedürfnissen des Wohnens der Gegenwart und denjenigen der Bewahrung einer gemeinsamen Erinnerung.
Bereits mit dem Social Housing in Les Vignoles, Paris befasst, hat Edouard François in der sozialen Geschichte von Champigny-sur-Marne und in der urbanen Wandlung geforscht, die nach dem Zweiten Weltkrieg stattfand. Die Stadt musste mit einer Einwanderungswelle fertig werden, bei der Tausende von Menschen aus dem Maghreb und aus Portugal hierher kamen, um ihr Glück als Arbeiter zu suchen und so in die Hauptstadt und die anliegenden Zentren gelangten.
Wie man auf der Webseite der Gemeinde von Champigny lesen kann, wurden zwischen den 50er und den 80er Jahren rund 20.000 neue Wohnungen gebaut, darunter 16.000 vom Gemeinschaftstyp, während die Bevölkerung um 1.500 Einwohner pro Jahr anwuchs. In dem Viertel von Les Mordacs, Gegenstand des Eingriffs von Edouard François, gesellten sich zum Altstadtkern die hohen Türme und Schlafblöcke mit den modularen Wohnungen, die in dem wohl klassischsten und dabei zum Scheitern verurteilten Wohnungsbauansatz den Peripherien der französischen Städte zu trauriger Berühmtheit verholfen haben. Heute ist Le Mordacs Gegenstand einer umfangreichen Stadtsanierung, die 2010 begonnen hat und zu der neuen Sportanlagen und Geschäfte gehören, die in Grünflächen integriert sind, durch die Fußgängerwege und Anschlussstraßen an das Stadtzentrum führen. Hier fügt sich der soziale Wohnungsbau von Edouard François ein, der sich die architektonische Komplexität zu eigen macht, welche die urbane Entwicklung gekennzeichnet hat: Er baut deren Typen und Besonderheiten nach und zeichnet dabei die Form des Neuen als eine Neukomposition von übereinander liegenden zeitlichen und typologische Schichten.


114 neue Wohnungen, die in Reihenhäuser, in modulare Wohnungen und in Einfamilienhäuser mit Giebeldächern aufgeteilt sind und die sich wie ein einziger Organismus entwickeln, in dem jeder Typ seine eigene formale Unabhängigkeit besitzt. Die drei Schichten der Komposition bestehen aus dem Archetyp des Reihenhauses mit Verkleidungen aus Zink, Kupfer und Terrakotta, dem Archetyp des modularen Systems, das typisch für den Wohnungsbau der 50er Jahre ist und zum Schluss der Archetyp des Hauses mit Giebeldach, das auf den Typ im Bestand der Altstadt anspielt. Der formalen Unabhängigkeit jeder Wohnung entspricht die Unabhängigkeit der Zugänge nach Außen. Bei den höheren Etagen geschieht dies über externe Treppen aus Holz, einem weiteren typischen Element in der Gestaltung von François. Die Überlappung der verschiedenen architektonischen Momente erzeugt die Dynamik bei der Betrachtung und bereichert die Erfahrung derjenigen, die in der Anlage wohnen.
Mit der üblichen Sorgfalt bezogen auf die Verringerung des Energieverbrauchs und unter Begünstigung der Verbindung zwischen Wohnung und Natur hat François sich für Erdwärme und Solarpaneele zur Beheizung des Wassers entschlossen und Sammelbereiche für das Regenwasser zur Bewässerung der Grünflächen geschaffen.

Mara Corradi

Entwurf: Maison Edouard François
Bauträger: Paris Habitat
Ort: Champigny-sur-Marne (Frankreich)
Bruttonutzfläche: 9000 m2
Grundstücksgröße: 4600 m2
Wettbewerb: 2006
Planungsbeginn: 2010
Ende der Bauarbeiten: 2012
Verkleidungen aus Terrakotta, Zink und Kupfer
Bildnachweis: © Paul Raftery

www.edouardfrancois.com


?Edouard François — Paris Architectures #40, Pavillon de l'Arsenal?
 


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