11-07-2011
Cano Briceño: Das Klavier-Haus

So ist dieses Werk vor allen Dingen eine Gruppe von Materialien mit starken expressiven und chromatischen Kontrasten, von dem Stein, der die beiden längeren Umfangsmauern bildet, über den Backstein für die Kopfseiten und die Trennwände, den unverputzten Zement der Träger, die den von ihnen begrenzten Raum durchqueren und auf zwei Ebenen teilen und in geschlossene Zimmer, Höfe und Terrassen fragmentieren bis hin zu den Fenstern, mit denen der Musiksaal im Erdgeschoss abgeschlossen ist und dem recycelten Parkettfußboden desselben.
Von der Komposition her gesehen ist die Wohnung geschlossen und kompakt auf vier Seiten, aber beim Betreten öffnet sich das Bauwerk dem Himmel. Das Erdgeschoss dreht sich um den komplett verglasten Körper, der teilweise unterirdisch liegt und das Herz des Entwurfs ist ? das Klavierzimmer, in dem der Hausherr Musikstunden in einem gut geschützten und mit dicken Steinmauern isolierten Ambiente geben kann. Zwischen dem Herz aus Glas und dem Mauerumfang bildet das Vakuum des Innenhofes den Klangkasten und lässt sich die Musik nach oben austoben. Nicht mit einem Fußbodenverlag versehen sondern mit Erde verkleidet, ist der Hof wiederum ein unvollendetes Element, wo das Entstehen eines Gartens angenommen werden kann oder der auch als private Kunstgalerie benutzt werden könnte. Wenn man nach oben blickt, so sieht man die Decke des ersten Geschosses, mit den Zimmern und den Bädern ? ein geometrisches Geflecht der Zementträger, wo zahlreiche Leerräume konzipiert wurden, um Ausblick auf den Hof zu schaffen.
Die Lektion der unfertigen Architektur verstärkt die ungewisse Wahrnehmung zwischen dem Draußen und dem Drinnen sein, sei es, weil die Grenzen gewollt schwach gehalten wurden, sei es weil die rohe Behandlung aller Oberflächen die Räume nicht als Innen einschließen will, sondern den Dialog mit der Natur aufrecht erhalten möchte. Das Klima wirkt auf indirekte Weise auf die Räumlichkeiten: Das Licht reflektiert auf den Steinmauern, um die Innenräume zu erhellen, zu denen es abgemildert und mit materischen Abstufungen angereichert gelangt.
Ein Beispiel für die Tatsache, dass die Beziehung mit der Landschaft nicht nur durch die optische Öffnung oder mit der Präsenz von Grün erhalten wird, sondern auch anhand der Ähnlichkeit der Materialien und die Sensibilität bei der Wahl der Verarbeitungen wahrgenommen werden kann. Eine Endverarbeitung, die nicht oberflächlich, sondern dem Material zu eigen ist und sich im Laufe der Zeit entwickeln und dabei die Geschichte des Ortes und der Erlebnisse der Bewohner mit sich tragen wird.
von Mara Corradi
Entwurf: Alfredo Cano Briceño (T3arc Taller de Arte y Arquitectura)
Mitarbeiter: Patricia Torres, Alberto Campos
Bauherr: Radek Materka
Ort: Puebla (Mexiko)
Tragwerksplanung: T3arc, Omar Lagunas
Bruttonutzfläche: 230 m2
Grundstücksgröße: 230 m2
Projektbeginn: 2010
Ende der Bauarbeiten: 2010
Zementtragwerk
Backsteinwände
Böden aus Zement und recyceltem Holz
Fotos: © Luis Gordoa
www.t3arc.com