21-09-2016

Vector Architects und die Seashore Library am Strand in China

Vector Architects,

Chen Hao, Xia Zhi,

Cina,

Bibliotheken,

Zement,

Gewinner des Preises Archmarathon ist die Seashore Library, eines der überraschendsten Werke von Vector Architects. Ein Betonblock am Strand des Beidaihe New District in China ist die Antwort von Vector Architects auf das Verhältnis zwischen Landschaft und Architektur.



Vector Architects und die Seashore Library am Strand in China

Die Bilder der Seashore Library von Vector Architects lassen einen heute an die Welt der Erzählungen denken, bei denen einsame Inseln, Piraten und Schiffwracks an leeren Stränden vorkommen. Die Seashore Library ist ein Neubau und scheint doch schon seit Jahren Bestandteil der Natur zu sein, so als ob die Zeit, der Wind oder die Wellen und die Sonne diesen aus der Erde selbst geschaffen hätten. Trotz dieser eher verträumten und surrealen Definition einer “Bibliothek am Strand”, finden wir in diesem Werk keinerlei optischen Konflikte, sondern es gehört – dank des Einklangs bei der Wahl der Baustoffe, der Entwicklung der Anlage und des räumlichen Resultats – dem Ort selbst an, ohne dass es dabei zu traumatischen Verweigerungen kommt.
Die Seashore Library von Vector Architects gehört zu einer Ferienanlage an der Bohai Bay im Beidaihe New District. Das Immobilienprojekt wird durch kulturelle Einrichtungen und Strukturen für die Freizeit, ein Hotel auf einem Golfplatz, ein Restaurant mit Café ergänzt, die sich derzeit noch in der Studienphase befinden und es gibt sogar eine neu gebaute Kapelle direkt am Meer – alles Projekte aus der Hand von Vector Architects.

Aufgrund ihrer Farbe und ihrer Beschaffenheit sieht es so aus, als ob der Sand selbst eine Betonstruktur gewollt hat, die von den Abdrücken und der Rauheit der Holzverschalungen und ihrer unbehandelten Oberflächen betont wird. Der Beton setzt sich mit einer Form durch, die von Weitem wie ein einziger Block wirkt. Auch aus der Nähe bleibt die Architektur noch beeindruckend, doch man erkennt die Öffnungen in der Materie: Löcher auf dem Dach können für eine bessere Belüftung geöffnet werden, Schnitte auf der Westwand des Meditationsraumes und in der Ostwand der externen Plattform, Fenster, von denen aus man den Gang der Sonne oder die unendliche Bewegung des Ozeans betrachten kann.
Das Bauwerk blickt komplett auf das Meer und scheint in der Betrachtung des Ozeans versunken zu sein wie ein Leser in ein Buch vertieft ist. Die Struktur der Bibliothek ist C-förmig und öffnet sich nur nach Osten hin, wo sich die Glasfront in drei verschiedenen Auslegungen präsentiert: Im Erdgeschoss wird der Ausblick durch zehn Doppeltüren fragmentiert, im ersten Stock öffnet sie sich mit einer Komplettverglasung, die wiederum von einer Mauer aus Glasbeton überragt wird. Auf diesen letzten Block wurde bei der Errichtung besonderen Wert gelegt, da er von Vector Architects mit einem kleinen lokalen Hersteller entwickelt wurde, der jeden Glasbaustein von Hand angefertigt hat. Ziel war es, eine bestimmte Transluzenz zu erhalten, die die Sonnenbestrahlung in dem Moment mildert, in dem die Sonne am höchsten steht und am wärmsten ist, aber auch zum Teil die Verhüllung der Stahlstruktur, die allein das Gewicht des Betondaches trägt. So werden Pfeiler vermieden, welche die räumliche Weite des großen Lesesaals beeinträchtigt hätten. 


Die Größe dieses Raumes wird einem am ehesten bewusst, wenn man sich den Querschnitt anschaut, der die Biegung zeigt, welche von der Westwand im Dach fortgesetzt wird und somit ein anderes großes C bildet. So entsteht ein Zwischenraum auf dem Dach, der auf der einen Seite von der Sonnenbestrahlung isoliert und dabei aber auch jene Schutzhülle vor der Welt bildet, welche die Bibliothek in ihrem Wesen ja ist. Die bewohnte Welt ist zwar in Teilen sichtbar, bleibt aber draußen, während der Lesesaal wie eine Tribüne auf das Wasserschauspiel des Meeres blickt. Die Einrichtung und die Fenster aus Holz sind auf das Wesentliche beschränkt und ergänzen die Struktur. Sie definieren und mildern die Wirkung des Betons und erinnern so beispielsweise an das Parlament von Dhaka von Louis Kahn.

Mara Corradi

Architects: Vector Architects
Client: Beijing Rocfly Investment (Group) Co., LTD 
Location: Beidaihe New District, Qinhuangdao, China
Architect in Charge: Gong Dong
Project Architect: Chen Liang
Area: 450 sqm
Construction: 2015
Site Architect: Yifan Zhang, Dongping Sun
Design Team: Zhiyong Liu, Hsi Chao Chen, Hsi Mei Hsieh
Structure in concrete cast in place, steel trusses and glass bricks
Furnishing in wood 
Photographs ©: He Bin, Chen Hao, Su Shengliang, Xia Zhi

http://www.vectorarchitects.com
www.archmarathon.com

Gewinner des Preises Archmarathon 2016


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