Studio Zhu Pei: OCT Art Center in Zibo, Shandong, China

Das 2005 in Peking gegründete Studio von Zhu Pei schlägt mit einem weiteren Projekt, das der Beziehung zwischen Tektonik und natürlicher Umgebung gewidmet ist, erneut einen emotionalen Ton an: das OCT Art Center in Zibo in der chinesischen Provinz Shandong. Zhu Pei, der der Öffentlichkeit vor allem durch die Projekte des Jingdezhen Imperial Kiln Museum und des Yangliping Performing Arts Center bekannt ist, die sich durch ihre kraftvolle, auf der Untersuchung von Materialien und der Darstellung der umgebenden Landschaft basierende Komposition auszeichnen, realisierte etwa zur gleichen Zeit ein weiteres Zentrum für Kunst und Performance. Wir befinden uns in einer flachen und sehr grünen Gegend innerhalb des Stadtgebiets von Zibo. Dieses Gebiet in der nordostchinesischen Provinz Shandong verbindet große flache Gebiete mit den ersten hügeligen Ausläufern und hat ein kontinentales Klima, das eine karge Landschaft hervorgebracht hat, die im Vergleich zu anderen Teilen des Landes relativ unberührt ist.
Das Thema Natur, das dem chinesischen Designer seit jeher am Herzen liegt, muss auch in diesem Fall im Mittelpunkt des Entwurfsprozesses stehen, wo das Bedürfnis nach Konfrontation so stark ist.
Darüber hinaus steht im Zentrum des kreativen Systems einmal mehr das Thema der Grenze, das von Mexiko bis in den Fernen Osten bedeutende architektonische Ausdrucksformen und Interpretationen findet. Wie kann man den Unterschied und den Abstand zwischen innen und außen, zwischen überdacht und unüberdacht, geschlossen und offen verwischen, ohne dass die verschiedenen Räume ihre besonderen Merkmale verlieren, ohne dass es zu einer völligen Ununterscheidbarkeit kommt, ohne dass der Mensch das Konzept einer geschützten Umgebung gegenüber der Außenwelt verliert.
Das Zibo OCT Art Centre ist also ein Werk, das sich aus diesen beiden Interessenschwerpunkten ergibt und eine originelle Antwort im Kontext der lokalen Kultur geben will. Es handelt sich um ein zentrales Hofgebäude, um das herum sich, wie in der historischen chinesischen Bautradition, eine Reihe von Räumen entwickelt, die ideale Verweise auf Wohnungen oder halböffentliche Räume sind, in denen die Menschen verschiedene Funktionen ausübten. Der Innenhof ist ein Symbol für soziales Zusammenwachsen, und wie im traditionellen Siheyuan ist er kein geschlossener Ort im Gegensatz zu den anderen umliegenden Räumen, sondern durchlässig und in ständiger Veränderung.
Das scheinbar introvertierte Wesen des Werks, das man von außen und aus der Ferne betrachtet, verschwindet, wenn man sich ihm nähert und seine Zersplitterung in Steinvolumina, die von großen Betonsegeln bedeckt sind vollständig wahrnimmt. Das Referenzbild ist das einer Gruppe von Zelten mit Stoffplanen, die von schlanken, aber starken Bambuszweigen getragen werden, zwischen denen Luft zirkuliert, Licht eindringt und Zirkulation möglich ist. Rundherum ist Natur, von Menschenhand gestaltet und in Hainen umgesetzt, mit Wegen durch das Grün und einem großen Gewässer, das das Gebäude auf drei Seiten umgibt. Der Hauptzugang erfolgt vom umliegenden Park aus, während auf der gegenüberliegenden Seite Nebeneingänge markiert sind, die direkter an das Straßennetz angeschlossen sind. Vor allem von der Grünanlage aus scheint das Gebäude auf dem Wasser zu schweben, ein Eindruck, der durch die Leichtigkeit der segelförmigen Dächer noch verstärkt wird, zumal man sieht, dass sie aus Beton gefertigt sind.

Ihr Gewicht wird von Mauern aus lokalen Steinen getragen, die aufgrund ihrer kontrastreichen Farben und Dimensionen ausgewählt wurden. Ihr Layout sieht fast wie das Ergebnis einesMikado-Spiels aus, bei dem das gewünschte Ergebnis jede Ausrichtung und senkrechte Verbindung vermeidet und stattdessen zufällige Kreuzungen, unterbrochene Linien und sogar einige Kurven bevorzugt. In Wahrheit geht es Zhu Pei darum, scheinbar unpräzise Räume zu schaffen, die unbestimmte Funktionen und vor allem Aktivitäten beherbergen, die sowohl in einer geschlossenen und geschützten als auch in einer offenen und exponierten Umgebung stattfinden können. Die parabolischen Dächer, die sich von den Wänden, auf denen sie ruhen, lösen und mit dem Licht die gleiche Kurve ziehen, erzeugen räumliche Spannungen von bemerkenswerter Intensität. Sie fügen Blicke nach außen hinzu, kleine unregelmäßige Öffnungen, ebenso zufällig, immer unerwartet.
Die großen segelförmigen Dächer, die den Wandstrukturen vorgebaut sind, schaffen zusätzliche hybride Orte, kleine Leerstellen und Übergänge oder halb überdachte Zwischenräume, die unterschiedliche Nutzungsinterpretationen bieten. Zhu Pei kommentiert: “Das Gebäude ist eine durchlässige, schwammartige Konstruktion, die viele Menschen beherbergen, Schatten spenden, Schutz vor Sonne und Regen bieten kann, usw.”.
Auf den so entstandenen Wegen herrscht eine starke Dynamik, aber gleichzeitig fehlt es nicht an Räumen, in denen man Intimität und Schutz genießen kann. Die Liebe zum materiellen Detail, die sich beispielsweise in der hölzernen Textur der Schalung ausdrückt, die zart auf den gegossenen Beton geprägt ist, hilft dem Besucher beim Übergang von einer Wahrnehmung zur anderen.

Mara Corradi

Architecture, Interior and Landscape Design: Studio Zhu Pei http://www.studiozhupei.com
Design Principal: Zhu Pei
Design Team: Wilson Nugroho Markhono, Yina Luo Moore, You Changchen, Zhang Shun, Liu Yian, Ji Ming, Chen Yanhong, Liu Ling
Cooperative Design in Landscape: L&A Design
Cooperative Design in Structural and MEP: Zibo Architecture Design and Research Institute
Location: Zibo, Shandong, China
Design Year: 2019
Completion Year: 2020
Site area: 27,792 sqm
Gross floor area: 2,471sqm
Consultants
Façade: King Glass Engineering CO., LTD.
Lighting: Ning Field Lighting Design CO., LTD.
Client: Zibo OCT Group CO., LTD.
Main Contractor: Taixing No.1 Construction Group CO., LTD.
Photography by: © Jin Weiqi (from 03 to 14), © Xia Zhi Pictures (01-02, 15-16)

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