04-10-2011

Rafiq Azam: Haus mit Wasserbecken in Dacca

Rafiq Azam, Shatotto architecture for green living,

Daniele Domenicali,

Bangladesh,

Residenzen, Ville,

Glas, Zement, Holz,

Als Vertreter einer neuen Architektur, die natürliche Elemente mit Zement verbindet, hat Rafiq Azam 2010 seine neueste Wohnung im Zentrum von Dacca in Bangladesch vollendet. Der starke Kontrast zwischen künstlich Geschaffenem und der Natur ist das Zeichen eines Projekts, das auf der Suche nach seiner eigenen Einzigartigkeit in dem heruntergekommenen großstädtischen Kontext ist.



Rafiq Azam: Haus mit Wasserbecken in Dacca
Das Wasser ist das wichtigste Lebenselement in Bangladesch und gehört als solches zur allgemeinen Fantasie der Bewohner. Das ganze Land ist ein Delta, in dem 52 Flüsse ins Meer fließen, die im Himalaya entspringen, durch das Gebiet von Bangladesch fließen und dann den Golf von Bengala erreichen. Leider hat die Entwicklung der Hauptstadt Dacca die ursprünglichen territorialen Eigenschaften nur wenig respektiert und hat aufgrund eines fehlenden angemessenen und bewussten Regulierungsplans einen konstanten Zuwachs der Bevölkerung erlebt, ohne dabei das städtische Chaos anzugehen, das von der Armut und den sozialen Unterschieden verursacht wird. Heute erstreckt sich die Großstadt auf über 300 Quadratkilometer, wovon aber weniger als 5% Grünflächen sind.
Eine neue Denkweise leitet in den letzten Jahren die Experimente einiger bengalischer Architekten, hin zu mehr Bewusstsein bezogen auf den Wert ihres Landes als zu schützenden Reichtum, als Ressource und als Einzigartigkeit. In diesem Rahmen zeichnet sich der Einsatz des Büros Shatotto unter der Leitung des Architekten Rafiq Azam aus. Die gestalterischen Ergebnisse, die vorwiegend bei Wohnbauprojekten zur Anwendung kommen, legen einen starken Akzent auf den Wiederaufbau einer natürlichen Umgebung im urbanen Kontext, der die Gesetze des Klimas kennt und nutzt. Seine neueste Realisierung, die S.A. Residence, die 2010 im Viertel Gulshan von Dacca vollendet wurde, fügt sich in einen Kontext ein, der sich durch mehrgeschossige Wohnbauten auszeichnet, die vorwiegend aus Zement bestehen, dessen hermetischen externen Aspekt die Architektur wieder aufnimmt. Der traditionelle Typ der einstöckigen Villa mit Garten setzt sich hingegen in der Innengestaltung der Konstruktion um, die um einen Wasserhof mit Ghat organisiert ist - ein großes Schwimmbecken, das die Grenzen der Räumlichkeiten benässt, die um dieses Becken angeordnet sind und die durch die Ausrichtung auf den Wasserspiegel dessen Vorteile genießen. Nach Süden orientiert, wo die Wohnung sich mehr auf den externen Kontext hin öffnet, weist der Hof eine verglaste Überdachung auf, die das Licht, die Brise und den Regen eindringen lässt und somit einen sich verändernden Umwelt-Behälter schafft, dessen positive Auswirkungen sich auch in den Räumlichkeiten niederschlagen. Wenn man die Grundrisse der drei Geschosse betrachtet, so erkennt man das Fehlen von Durchgangsräumen und die Vorliebe für die direkte Verbindung zwischen den Räumen, die keine deutlichen Trennungen aufweisen, sondern Falttüren und -fenster für eine flexible Raumgestaltung.
Es handelt sich offensichtlich um eine introspektive Architektur, wo jeder Ausschnitt und jede Perspektive zwischen den Zimmern so gestaltet ist, dass die Betrachtung des Raumes und die Versenkung in das natürliche Element angeregt werden, das auf den Terrassen-Gärten vorhanden ist, die sich in jeder Etage befinden. Das orientalische Empfinden wird hier in die Aktualität unseres Lebens eingebunden, wenn das Projekt große runde Löcher in der Zementdecke öffnet: Im Dach, um das “Regenzimmer” zu schaffen - ein Ambiente, das extra für die Betrachtung des Elements geschaffen wurde und im Hof, wo eine Kletterpflanze den Eindruck erweckt, sich von der Öffnung herabstürzen zu wollen, um das Wasser zu erreichen.
Das dunkle Holz der Fenster und Türen und das natürliche Grün kontrastieren mit den neutralen Oberflächen aus Zement, die so entworfen sind, dass sie im Zeit der wachsenden Vegetation kontaminiert und “interpretiert” werden können.

Mara Corradi

Entwurf: Rafiq Azam (Shatotto)
Mitarbeiter: Akter Hossen
Bauherr: Salauddin Ahmed
Ort: Gulshan, Dacca (Bangladesch)
Tragwerksplanung: Shamsul Alam
Landschaftsplanungo: Rafiq Azam
Bruttonutzfläche: 20667 m2
Grundstücksgröße: 11970 m2
Projektbeginn: 2005
Ende der Bauarbeiten: 2010
Struktur aus unverputztem Zement und Glasfassaden
Fenster und Türen aus Holz
Einrichtungen nach Maß
Fotos: © Daniele Domenicali http://www.danieledomenicali.com

Diese Wasserläufe zeigen ihre ganze Kraft in der Regenzeit während der Monsune, wenn sie drei Viertel der Gegend überschwemmen und nur einen kleinen Streifen fruchtbaren Landes lassen, das schon immer die Ressource für die noch vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Wirtschaft dieses Landes war.

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