01-02-2017
Kengo Kuma: Neue Büros Hongkou Soho in Shanghai

Was den Typ betrifft, so war der Wolkenkratzer das Sinnbild des 20. Jahrhunderts und ist heute – auf eine andere Weise – immer noch das Symbol der Gegenwartsarchitektur. Allerdings fällt er einer um sich greifenden Standardisierung bezogen auf Konstruktion und Form zum Opfer, der die Riesenstädte im Osten wie im Westen immer ähnlicher macht. In Shanghai, der Stadt der Wolkenkratzer par excellence, möchte Kengo Kuma eine Überlegung zur Forschung nach einer neuen Synthese anstellen. Es geht ihm um ein neues Bild, das mit der Idee der vertikalen Ausrichtung als Summe aufeinander gestapelter Stockwerke Schluss macht. Kuma bietet hier keine Innovation auf strukturellem Niveau unter Fortsetzung der Tradition der Betondecken und der durchgehenden Glasfassaden, sondern entwirft vielmehr ein neues Kleid, ein neues Bild, das in einem grafischen Projekt zum Ausdruck gebracht wird, das wiederum das öffentliche Interesse erregt. Die beim Hongkou Soho angewandte Lösung ist ein “Mantel” aus Aluminium, weiße metallische Streifen, die den gesamten Turm verkleiden und vertikal vom Verbindungspunkt mit der Lobby bis zum letzten der 29 Stockwerke verlaufen, in die sich das Bauwerk gliedert. Im Detail handelt es sich allerdings nicht um Linien, sondern um dreidimensionale und vielgestaltige Elemente, die sich auf der Oberfläche des Gebäudes niederlassen und dabei um sich selbst drehen. Dies verleiht dem Ganzen mehr Dynamik: Kuma zeichnet alle Streifen als durchbrochen, einer anders als den anderen bezogen auf die Schräge und den Querschnitt am gleichen Punkt und versucht dabei, die Natürlichkeit hängender Stoffstreifen zu interpretieren. Die Verkleidung ist mit Metallarmen, die sich über die ganze Fassade erstrecken, am Tragwerk des Gebäudes verankert. Die Arme bleiben unsichtbar und so entsteht der Eindruck von leichten und sanft im Wind wehenden Flächen.
Kuma schreibt über dieses Projekt: “The public space is also like a creature’s skin”. Das könnte man auch anders sagen, nämlich dass die Hülle einer Architektur deren öffentliche Komponente ist. Hier misst Kuma ihr große Bedeutung bei, so sehr, dass man sogar behaupten kann, dass er das Werk hinter dessen Haut oder “Kleid” versteckt mit einem Spiel der Blicke, bei denen das Bühnenbild in seinem architektonischen Maßstab den Betrachter, den Nutzer und den einfachen Passanten in seinen Bann schlägt. Die Idee der Verkleidung als Aufwertung der Form wird auch im Inneren fortgesetzt, wo das Aluminiumgewebe das Aussehen eines warmen und schützenden Bauchs annimmt, sowohl in der Lobby als auch in den Büroetagen und somit komplett seine Wirkung verändert.
Mit diesem Projekt gewinnt Kuma die erste Ausgabe des China Tall Building Award, des Preises für die besten in China gebauten Hochhäuser.
Mara Corradi
Architects: Kengo Kuma and Associates
Location: Hongkou district, Shanghai, China
Client: SOHO China Co. Ltd
Property developer: Shanghai Xusheng Property Co., Ltd
Structural Engineer: Tongji Architectural Design (Group) Co., Ltd.
Surface: 95,000 sqm
Height: 133.5 m
Proposed: 2011
Construction start: 2012
Completion: 2015
Structure in concrete
Aluminum mesh
Photos by © Jerry Yin, Kengo Kuma and Associates
http://kkaa.co.jp