28-03-2012

TAO: Neue Grundschule in Xiaoquan

Hua Li - TAO,

Yao Li,

Cina,

Öffentliche Gebäude, Schule,

Zement, Holz,

Neunhundert Kinder können die Grundschule von Xiaoquan besuchen, die - dank privater Geldgeber nach dem Erdbeben von 2008 - nach einem Entwurf des Architekten Hua Li fertiggestellt wurde. Lokale Materialien und Konstruktionstechniken in einem Werk, das sich in das Umfeld einfügt vermeiden den weltweit verbreiteten “Nach-Erdbeben-Stil” zugunsten einer Architektur, die die Geschichte des Ortes respektiert.



TAO: Neue Grundschule in Xiaoquan
Wenn man die neueren Projekte des chinesischen Architekten Hua Li betrachtet, wie das Museum of Handcraft Paper in Xinzhuang und die neue Grundschule von Xiaoquan, in der Provinz Sichuan, dann erkennt man den symbolischen Charakter der öffentlichen Architektur, hier verstanden nicht als eine unvermeidliche Zuweisung einer gemeinsamen Aktivität, sondern als primäres Element für die Identifikation der Bürgerschaft, die in sich das Konzept der gemeinsamen Nutzung eines Ortes und einer Geschichte trägt.
Anders als bei dem verbreiteten Vorgehen, das den öffentlichen Zweck in eine vereinfachte Botschaft umsetzt und bei dem Konzept der urbanen Landmarke als aufstrebende Architektur mit Wahrzeichengehalt, ohne Beziehung zum Kontext, in dem sie steht, bezieht sich die Architektur von Hua Li auf die Formen, Baustoffe und Bautechniken der Vergangenheit und benutzt diese als Wege in einer Karte für die Konstruktion der Gegenwarte.
So scheint die neue Grundschule von Xiaoquan nicht nur aus den Ruinen des vorherigen abgerissenen Schulgebäudes zu entstehen, sondern auch aus den Spuren eines Ortes, der von dem Erdbeben von Wenchuan im Jahr 2008 schwer heimgesucht wurde. Der Lageplan des Gebäudes setzt sich nämlich aus verschiedenen Körpern zusammen, die miteinander verbunden sind und die auf Plätze, gemeinsame Wege, Höfe, urbane Orte wie das Stadion und das Sportzentrum im Freien blicken: Die geschaffenen Ausschnitte und die spielerische Absicht, die diese begleitet sowie der Wechsel zwischen den Flächen und die Präsenz der asymmetrischen Wege tragen dazu bei, Orte des Aufeinandertreffens und Miteinanders anzubieten.
Der Eindruck ist also ganz sicher nicht der eines Solitärs, der aus den neuen Fundamenten errichtet wurde, der sich in die vergewaltigte Landschaft einfügt und somit den Bruch zwischen der Vergangenheit und der Zukunft des Ortes verdeutlicht; Hua Li sucht vielmehr, das Leben eines Viertels im Inneren der Schule nachzubauen und gestaltet den architektonischen Lageplan wie einen Entwurf im urbanen Maßstab, der sich durch den Wechsel der offenen Plätze, der geschlossenen Körper und der Grenzorte auszeichnet, wo die Verbindung zwischen den Funktionen wieder hergestellt und die soziale Beziehung unterstützt wird.
Um diese Botschaft über den Sinn des Wiederaufbaus als Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft des Ortes zu vermitteln, hat der Architekt zahlreiche Ortsbegehungen ausgeführt, mit den Bewohnern gesprochen und dabei eben durch deren Erzählungen ihre Bedürfnisse zu erkunden. Diese Empfehlungen wurden dann unter Einsatz der lokalen Bautechniken und mit den Materialien aus der Umgebung umgesetzt, wie Bambus, Holz oder Backsteine, die in Teilen aus den abgerissenen Bauten stammen und zur Pflasterung der Wege zwischen den Schulblöcken verwendet werden oder aber in kleinen Ziegeleien der Gegend gebrannt werden.
Die leichte farbliche Abweichung in den Backsteinen, die aus unterschiedlichen Produktionsorten stammen, schmückt den Zement, mit dem die neue Struktur errichtet wurde und vermeidet die Vorherrschaft eines anonymen “Stils des Wiederaufbaus”, der die öffentlichen Bauten der vom Erdbeben betroffenen Provinz Sichuan nicht von anderen Regionen der Welt mit einem ähnlichen Schicksal unterscheidet.


Mara Corradi


Entwurf: Hua Li / TAO (Trace Architecture Office)
Mitarbeiter: Zhu Zhiyuan, Jiang Nan, Li Guofa, Kong Desheng
Ort: Xiaoquan, Provinz Sichuan (China)
Bruttonutzfläche: 8900 Quadratmeter
Planungsbeginn: 2008
Ende der Bauarbeiten: 2010
Baufirma: Sichuan Huaxiluyi Construction Co.
Fenster und Türen aus Holz
Fassaden aus Backstein, Bambusrohr und unverputztem Zement
Tragwerk aus Stahlbeton
Externe Fußböden aus wiederverwerteten Backsteinen
Bildnachweis: © Yao Li


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