17-02-2022

Kengo Kuma musée départemental Albert-Kahn Boulogne-Billancourt

Kengo Kuma,

Paris,

Museen,

Das musée départemental Albert-Kahn von Boulogne-Billancourt am Stadtrand von Paris wird im März nach Abschluss der Renovierungsarbeiten und der Fertigstellung des vom Architekten Kengo Kuma entworfenen Gebäudes wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Seit 2015 sind das vier Hektaren große Parkareal, das neben den Gärten und den verschiedenen vorhandenen Strukturen das Haus von Albert Kahn und Les Archives de la Planète umfasst, im Register von Frankreichs Monuments historiques eingetragen.



Kengo Kuma musée départemental Albert-Kahn Boulogne-Billancourt

Die Welt mit weit geöffneten Augen betrachten, den zwischenmenschlichen Dialog und das friedliche Zusammenleben der Kulturen fördern: Dazu fordert das große Werk auf, das der Bankier, Philanthrop und Pazifist Albert Kahn ab Ende des 19. Jahrhunderts vollendet hat. Durch eigene Reisen und durch die Finanzierung von Speditionen in die ganze Welt schaffte es Kahn, die Wirklichkeit seiner Zeit auf 72.000 autochromatischen Platten und 183.000 Metern Film einzufangen und dadurch den kommenden Generationen eine unschätzbare Sammlung von Bildern und, nicht zuletzt, Pflanzen zu hinterlassen.
“Les Archives de la Planète”, sein Foto- und Filmarchiv, besitzt einen hohen historischen und ethnischen Wert, denn es erzählt im Einzelnen, wie das Leben in all seinen alltäglichen, wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Aspekten zu Beginn des 20. Jahrhunderts war. In der Sammlung sind Landschaften und Porträts aus allen Teilen der Welt vorhanden (Europa, Naher Osten, Afrika, Amerika und Asien). Als Naturliebhaber hegte Albert Kahn außerdem einen großen Traum: Er wollte Gärten aus den fünf Kontinenten nachschaffen, als natürliches Beispiel dafür, wie die verschiedenen Kulturen der Welt ineinander übergehen und harmonisch zusammenleben können. Am Ende des 19. Jahrhunderts begann er in Boulogne-Billancourt, am Stadtrand von Paris, diesen Traum wahr zu machen. Er entwarf persönlich, unterstützt durch seinen Obergärtner Louis Picart, einen Ort, an dem es für die Besucher möglich sein sollte, eine Reise um die Welt zu unternehmen. Es handelt sich um einen vier Hektaren großen Park, in dem Pflanzen aus den verschiedenen Kontinenten angesammelt und wo Lebensräume und Gärten mit vollständigen Einrichtungen nachgeschaffen wurden. Unter anderem gibt es einen französischen Garten mit Rosen- und Obstgarten nach den Entwürfen von Henri und Achille Duchêne, einen englischen Garten, einen von einem „blauen Wald“ aus Atlas-Zedern und Coloradotannen umgebenen Sumpf, eine Rekonstruktion des Vogesenwaldes, als Erinnerung an seine Kinderzeit im Elsass, und einen japanischen Garten mit dazu gehörendem Pavillon, der 1990 vom Landschaftsarchitekten Fumiaki Takano zu Ehren des Philanthropen und seines Lebens teilweise geändert wurde. Seit 2015 ist das musée départemental Albert-Kahn, zu dem das Haus und der Park mit all seinen Anlagen gehören, ein Monument historique” Frankreichs und steht als solches unter Schutz. Das Museum wird in ein paar Wochen nach der Renovierung und der von Kengo Kuma entworfenen Erweiterung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Das Projekt des japanischen Architekten, Preisträger des dafür veranstalteten internationalen Wettbewerbs, ergänzt den Museumskomplex um ein neues Gebäude, das sowohl mit der Stadt als auch mit dem Park im Dialog steht. Der neue Ausstellungsraum soll eine Erweiterung der durch den Park führenden Wege darstellen, im Sinne des Traums von Albert Kahn, den Park mit den Museumssälen verschmelzen zu lassen. Das Gebäude hat eine anpassungsfähige „Haut“, die mit der Umgebung interagiert. Zur Stadt hin ist sie vorwiegend aus Aluminium, auf der Parkseite aus Holz. Diese Haut inspiriert sich am „Engawa“, einem Element aus der traditionellen japanischen Architektur. Der Engawa ist ein Grenzraum zwischen den Innenräumen und dem Garten, wo Architektur und Umgebung harmonisch zusammenleben. Das neue musée départemental Albert-Kahn wurde renoviert, um einerseits seine Sammlungen besser konservieren und aufwerten zu können, andererseits, um den Anforderungen und Bedürfnissen eines Museums des 21. Jahrhunderts zu genügen. So kann es das von seinem Gründer begonnene Werk weiterführen: Im Dienst des Fortschritts und der Völkerverständigung eine Kenntnis über die Welt vermitteln, wobei die Natur eine zentrale Rolle spielt, die durch die Bewahrung und das Kennenlernen der Pflanzen gefördert wird.

(Agnese Bifulco)

Images courtesy of musée départemental Albert-Kahn

Architects: Kengo Kuma and Associates https://kkaa.co.jp/
Developer: Conseil General des Hauts-de-Seine
Site: Boulogne Billancourt, département des Hauts-de-Seine, France
Main use: Museum
Total floor area: 4632 m2 (as planed)
Height: 3 stories above ground(as planed)
Photos by:
© CD92/Julia Brechler (02, 06, 09, 10, 21),
© CD92Jean-Luc Dolmaire (24-25),
© CD92/Stéphanie Gutierrez-Ortega (23),
© CD92/Willy Labre (14-20, 22, 26)
© CD92 / Carole Rabourdin (08),
© CD92/Olivier Ravoire (01, 03-05, 07, 11-13)


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