24-06-2016

Bernard Khoury und die enigmatische NBK Residence (2) in Beirut

Bernard Khoury,

Ieva Saudargaitė Douaihi,

Beirut, Libanon,

Wohnung, Housing,

Glas, Holz,

Bernard Khoury hat für sich und seine Familie NBK residence (2) in Beirut gestaltet. Ein dreigeschossiges Penthouse, das sich von dem als Basis dienenden Hochhaus abzuheben scheint. Mit NBK Residence (2) – einer Art außerirdischer Wohnung – zeigt Bernard Khoury kontrastierende Entscheidungen, die direkt von der Stimmung in Beirut abzuleiten sind.



Bernard Khoury und die enigmatische NBK Residence (2) in Beirut

Bekannt in der libanesischen Architekturwelt und mit einem Vater ebenfalls aus dem Metier, ist Bernard Khoury der Architekt, der die städtische Kulisse von Beirut umgestaltet. NBK (2) ist seine Privatwohnung, ein dreistöckiges Penthouse, das auf Plot # 2251 steht – ein achtgeschossiger Wohnturm aus Glas und schwarzem Stahl. An eben jener Stelle, an der auch heute noch die Grenze zwischen dem “christlichen” Ostteil und dem “muslimischen Ostteil” der Stadt verläuft. Eine Grenze ohne Mauern, die aber von den Menschen sehr stark wahrgenommen wird. Und hier steht dieser Wolkenkratzer mit seiner parteilosen Sprache im Stil der architektonischen Gegenwart.
Ein Projekt voller Widersprüche, das den Betrachter ausgehend von seiner externen Form, die auf eine mehrdeutige Weise an einen Panzeraufbau erinnert, überraschen möchte. Die NBK Residence (2), die mit dem darunter stehenden Baukörper nur das vertikale Treppenhaus teilt, ist eine unabhängige Struktur mit einer Wendeltreppe als Verbindung zwischen den Geschossen und zeigt sofort ihr bezogen auf das Umfeld autonome Konzept. Die Innenräume entwickeln sich um einen zentralen leeren Raum, dessen Dimensionen man auch von Außen erkennen kann, denn eine der Fassaden ist eine 6 Meter hohe Glaswand von der aus die Wohnung sich zur Stadt Beirut hinstreckt. 

Das ist das Wohnzimmer der Wohnung. Ein Raum, der nicht nur aufgrund seiner beeindruckenden Maße (12 Meter breit, 6 Meter tief und 6 Meter hoch) endlos erscheint, sondern auch, weil der Horizont gar nicht der ist, der von den Außenmauern beschrieben wird. Der Horizont ist sehr viel weiter weg, denn es ist der Horizont der Stadt, die sich ausbreitet, so weit das Auge reicht. Die edlen Einrichtungsgegenstände, wie der Esstisch, die Sofas und die Sessel, können einen nicht von der Tatsache ablenken, dass dieser Raum eigentlich eine große Bibliothek mit 6 Meter hohen Regalen ist. Um diese Regale erreichen zu können, wurde ein Gehsteig aus schwarzem Metallgitter geschaffen, der auf 3,20 Meter Höhe in C-Form entlang der drei Außenwände verläuft. Da muss man an das Schwindelgefühl denken, was einen überkommt, wenn man – vielleicht auf der Suche nach einem Buch vertieft – hier geht und einen zerstreuten Blick auf die endlose Stadt wirft, die darunter liegt.
Wenn man diese Umgebung genauer betrachtet, so erkennt man, dass die fixen Einrichtungsbestandteile, von den Metallgestellen zu den Holzverkleidungen, zusammen mit lokalen Handwerkern konzipiert und realisiert wurden. Nachfahren einer handwerklichen Traditionen, die Khoury als lebendige und aktuelle Zeugen zitiert. In der NBK Residence (2) hat er jedes einzelne Detail des Innenraums entworfen, von der Wendeltreppe zu den Türgriffen, vom Holzboden, der sich nach oben ausdehnt und erst Bücherregal und dann Decke wird, bis zur großen und geheimnisvollen hängenden Klimamaschine, im Sinne einer Architekturidee als totale Kunst.


Der warme holzgeprägte Innenraum kontrastiert mit dem schwarzen kalten Stahl, der den Umfang definiert. Die Belüftungsanlage scheint aus Stahl zu sein, ist aber in Wirklichkeit aus Gips, der dann Schwarz angestrichen wurde und der – weit von seiner Rolle als technischem Element entfernt – aufgrund seiner ungerechtfertigten Größe und seiner drohenden Position über dem Wohnzimmer, zu einer genialen Provokation wird. Auf die gleiche Art und Weise wie es die beiden schwarzen Stahlträger auf dem Dach sind. Deutlich (und bewusst) überdimensioniert, da sie eigentlich nur zur Beleuchtung des Schwimmbads auf der Terrasse dienen.

Mara Corradi

Architect: Bernard Khoury / DW5
Client: Bernard and Nathalie Khoury
Location: 10, Habib Pasha Al Saad Street, 9th Floor, Beirut, Lebanon
Gross useable floor space: 600 sqm (including 200 sqm of terrace)
Plot footprint: 645 sqm
Start of work: 2009
Completion of work: 2013
Structure in: Reinforced concrete
Facades in: Concrete, composite aluminium panels
Wall surfaces: 
Interior: HDF finished in French white oak veneer 
Exterior: Composite wood decking
Ceiling surfaces: HDF finished in French white oak veneer
Floors/coverings: Interior: HDF finished in French white oak veneer / Exterior: Composite wood decking
Photographs: © Ieva Saudargaite & Bernard Khoury


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