25-01-2018

Ausstellung Sol LeWitt Between the Lines und die Architektur

Francesco Stocchi, Sol LeWitt, Rem Koolhhas,

Mailand,

Messen,

Messen, Arts,

Die laufende Ausstellung in der Fondazione Carriero, kuratiert von Francesco Stocchi und Rem Koolhaas, erkundet die Beziehung des Werks des US-amerikanischen Künstlers Sol LeWitt mit der Architektur.



Ausstellung Sol LeWitt Between the Lines und die Architektur

Zehn Jahre nach dem Tod von Sol LeWitt präsentiert die Stiftung Carriero die Ausstellung Sol LeWitt Between the Lines, die mit einem Dreierdialog (Kunstwerk, Architekt, Kurator) einen neuen Gesichtspunkt bezüglich der Praxis des US-amerikanischen Künstlers anbietet. Ein Projekt, das der Kurator Francesco Stocchi in Zusammenarbeit mit dem Architekten Rem Koolhaas realisiert hat, der hier zum ersten Mal als Kurator einer Kunstausstellung tätig ist. Die Retrospektive deckt die gesamte Laufbahn des Künstlers ab und zeigt eine Vielzahl von Werken, angefangen bei den sieben berühmten Wall Drawings bis hin zu Skulpturen wie Complex Form und Inverted Spiraling Tower und der Fotoserie Autobiography. Unter Bezugnahme auf die Grundsätze und Normen, die die Grundlagen des amerikanischen Künstlers bilden, möchte das Ausstellungsprojekt deren Grenzen erkunden. Vor allem ausgehend von den Besonderheiten des Ausstellungssitzes wird hier die Beziehung der Arbeit von Sol LeWitt mit der Architektur untersucht. Between the Lines bietet dem Besucher eine innovative Lesart, die die Idee neu formuliert, nach der sich das Kunstwerk an die Architektur anpassen muss und kommt zu einer Umkehrung des Konzepts der “ortsspezifischen Installation”.

Das ehrgeizige und innovative Ziel der Ausstellung ist es – so erklärt der Kurator selbst, “jene Fraktur zu überwinden, die traditionell die Geschichte von der Kunstgeschichte trennt”. Die Nähe zwischen der Figur des Künstlers und des Architekten erkennt man schon im Text “Paragraphs on Conceptual Art”, den LeWitt im Jahr 1967 in der Zeitschrift “Artforum” veröffentlicht hat und der bis heute für das Verständnis der konzeptionellen Kunst grundlegend ist. In diesem Text definiert LeWitt das Primat der Idee über die Ausführung. Das Objekt, das Kunstwerk, ist weniger relevant als das Konzept und das Verfahren, die zu dessen Ursprung geführt haben. So ist die Ähnlichkeit mit der Arbeit des Architekten hergestellt, der nach der Realisierung des Projekts sein Werk anderen zur Produktion anvertraut. Die Aufmerksamkeit bezogen auf die Methode, die Regeln und nicht das Ergebnis als solches, machen die Werke von LeWitt unsterblich, denn sie sind in der Lage, sich jedes Mal zu erneuern. Es handelt sich nicht um “einfache” Skulpturen oder Gemälde, sondern es sind “Structures, Formen, die in den Raum eingefügt sind, auf halbem Wege zwischen der Zwei- und der Dreidimensionalität”. Werke, die nicht für den Ort gedacht sind, an dem sie realisiert wurden, sondern die sich von eben jenem Raum durchdringen lassen und diesen neu modellieren, so wie es mit einem architektonischen Werk geschieht.

Der Ort, an dem man dieser Dreierdialog – Kunst, Architektur und Kurator - schaffen kann, ist der Sitz der Stiftung Carriero. Ein Sitz, der einige interessante Besonderheiten bezogen auf die klassische Vision des “Kunstraums” aufweist, die zu einem Mehrwert werden, um die Veränderungen und die Spannungen im Werk LeWitts zu erkunden. Die Stiftung Carriero ist nämlich auf drei ungleichen Etagen verteilt und verbindet zwei Gebäude: ein Palazzo aus dem 15. Jahrhundert, Casa Parravicini, und einen eleganten Palazzo Rococò des 17. Jahrhunderts, Palazzo Visconti di Modrone. Zwei separate aber angrenzende Einheiten. Casa Parravicini ist eines der wenigen Privathäuser Mailands aus dem 15. Jahrhundert, eine gotische Residenz komplett aus Backstein errichtet und mit Innenräumen, die 1991 von Gae Aulenti erneuert wurden. Die sieben Ausstellungssäle sind auf drei Etagen verteilt. Der große Saal im letzten Stock erstreckt sich auch auf Palazzo Visconti. Der Kontrast zwischen den einfachen und minimal gehaltenen Räumlichkeiten des ersten Gebäudes mit den ursprünglichen Kassettendecken aus dem 15. Jahrhundert und denen des letzten Stocks mit den Fresken, die die Dekorationen des 17. Jahrhunderts im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts nachempfinden, ist sehr deutlich. Das Werk von Sol LeWitt wird von daher in einigen Sälen als Verbindungselement konzipiert und stellt eine Beziehung zur Architektur her, in der es ausgestellt ist.

Die Ausstellung wurde durch die Zusammenarbeit mit dem Estate of Sol LeWitt und den Leihgaben von internationalen öffentlichen Einrichtungen ermöglicht, wie das Whitney Museum of American Art in New York, und auch aus Privatsammlungen, wie der Sammlung Panza. Der Katalog, der die Ausstellung begleitet, wurde von der Fondazione Carriero, mit den Bildern der Werke in der Mailänder Ausstellung und mit Beiträgen von Francesco Stocchi, Rem Koolhaas, Adachiara Zevi, Sofia LeWitt herausgegeben.

(Agnese Bifulco)

Titel: Sol LeWitt Between the Lines
kuratiert von Francesco Stocchi und Rem Koolhaas
Datum: 17. November 2017 – 23. Juni 2018
Ort: Fondazione Carriero, via Cino del Duca 4, Mailand – Italien
Bildnachweis: courtesy of Fondazione Carriero

http://fondazionecarriero.org


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