13-02-2019

PCA-STREAM: Laborde, Umbau der königlichen Pariser Kaserne zu Büros

PCA-stream Philippe Chiambaretta Architects,

Salem Mostefaoui, Jean-Philippe Mesguen, Julien Lanoo,

Paris,

Buros,

Philippe Chiambaretta von PCA-STREAM entwirft den neuen Firmensitz der großen französischen Anwaltskanzlei Gide Loyrette Nouel in der Pariser Rue de Laborde. Bei der Umwandlung der ehemaligen königlichen Kaserne Pépinière in einen modernen Bürokomplex experimentiert PCA-STREAM mit neuen Raumkonzepten.



PCA-STREAM: Laborde, Umbau der königlichen Pariser Kaserne zu Büros

Der majestätische ehemalige Sitz der königlichen Pariser Kaserne Pépinière zwischen der Place Saint-Augustin und der Rue de Laborde präsentiert sich heute als komplexes Bauwerk mit baulichen Merkmalen aus verschiedenen Epochen. Mit seiner aktuellen Sanierung und Erweiterung wurde das französische Architekturbüro PCA-STREAM von Philippe Chiambaretta beauftragt. Der Architekt ist berühmt für seine Sanierungsprojekte in zahlreichen Pariser Stadthäusern wie dem Boulevard Haussmann 173 oder der noch im Umbau befindlichen Champs Elysées 52. Seit 15 Jahren setzt sich Chiambaretta mit der Gestaltung von Büros und den damit verbundenen, in stetigem Wandel befindlichen Dynamiken auseinander.Unterstützt wird er hierbei von seiner Forschungsabteilung STREAM, in der 150 Forscher auf der ganzen Welt an dreijährigen Forschungsprotokollen arbeiten. Die Ergebnisse dieser Studien sind bei der Konzeption von Bürolösungen für große Firmen wie Facebook, BlaBlaCar, Chanel oder Total zum Einsatz gekommen.
Der französische Staat bot die ehemalige Kaserne Pépinière, in der einst die für den Schutz des französischen Königs verantwortliche Elite des Heers stationiert war, 2015 zum Verkauf an. Ursprünglich wies das Gebäude einen U-förmigen, zur Place Saint-Augustin hin geöffneten Grundriss auf. Im Zweiten Kaiserreich wurde sie grundlegend umgebaut, um bis zu 1500 Männern Platz zu bieten. Die Kaserne wurde anschließend zum Teil zerstört und im Jahr 1925 wieder aufgebaut, als der Cercle National des Armées seinen Sitz in einen neuen Kopfbau im Art déco-Stil verlegte, wobei die einst in Richtung Place Saint-Augustin geöffnete Seite der Anlage, wo sich bisher der Haupteingang befunden hatte, geschlossen wurde. Der staatliche Verkauf und das komplexe Sanierungsprojekt von Philippe Chiambaretta bezogen sich ausschließlich auf den einzigen noch existierenden Bereich der ursprünglichen Anlage aus dem 18. Jahrhundert (den Gebäudeteil an der Rue Laborde), sowie auf den Innenhof, der einst für Militärparaden genutzt wurde, und den neuesten Block, der im Jahr 1950 erbaut wurde und damals die Kaserne und Büros beherbergte. Letzterer ragte hoch über die Art déco Fassade in der Rue Pépinière heraus und wurde seinerzeit als rein funktionaler Bau ohne großartiges architektonisches Interesse errichtet. Im Zuge des neuen Projektes entschied man sich für dessen Abriss und sanierte stattdessen den Gebäudeteil aus dem 18. Jahrhundert, den PCA-STREAM als schlicht, militärisch anmutend und für Paris typisch beschreibt.
Während also die ursprüngliche klassische Eleganz und die stolze, strenge Fassade des historischen Teils wiederhergestellt wurde und in diesem nun die Klienten der Kanzlei empfangen werden, ist der Innenhof komplett neu interpretiert und umgestaltet worden. Er ist nun in zwei Bereiche unterteilt und von einem neuen Gebäudekomplex aus Glas und Stahl umgeben, der den Platz des früheren Baus aus den Fünfzigerjahren einnimmt. Hier befinden sich die Büros der Geschäftsleitung und der operative Teil der Kanzlei Gide Loyrette Nouel. Die Verbindung zwischen der historischen Architektur und der zeitgenössischen, die sie zum Teil ersetzt, wurde ganz direkt durch einen „transparenten&rdquo Pavillon im Zentrum des Innenhofs hergestellt, der eine ideale Fortsetzung des Büroteils darstellt und unten an den Block aus dem 18. Jahrhundert anschließt.
Im Zuge des Projekts wurde die alte Pracht des historischen Gebäudeteils wieder hergestellt und dessen militärisch anmutende vertikale Linien in den neuen Fassaden im Hof wieder aufgenommen, in denen die Härte des schwarzen Stahls durch die Transparenz der über die gesamte Höhe der Fassade reichenden Glasfronten entschärft wird. Um wieder an die Fassade der Rue de Pépinière anzuschließen, die höher ist als die der Kaserne aus dem 18. Jahrhundert (neun Stockwerke plus Dach, im Gegensatz zu nur fünf Stockwerken), steht das neue Gebäude vertikal zu dem historischen. Dennoch verleihen ihm die stählernen T-Träger und die offenen Gebäudebrücken auf jeder Etage eine horizontale Wirkung.
Die Verkehrswege im Inneren sind auf einen freien Bewegungsfluss über die gesamte Länge des Gebäudes ausgerichtet. Zudem sind zahlreiche Gemeinschaftsbereiche und Räumlichkeiten für informelle Begegnungen vorhanden: Küchen und Aufenthaltsbereiche auf jedem Stockwerk, ein zeitgenössisches Restaurant mit großen Tischen, das sich tagsüber in einen informellen Ort zum Arbeiten und Zusammenarbeiten verwandelt; eine große Bibliothek mit Sesseln, die sowohl Gruppen als auch Einzelpersonen gerecht wird. Alle Fahrstühle sind in einem einzigen Gebäudebereich gruppiert, sodass sich die Mitarbeiter der Kanzlei täglich begegnen.
Tagsüber bestechen die neuen Bürogebäude gegenüber dem massiveren Teil aus dem 18. Jahrhundert mit Klarheit und Leichtigkeit, während das Licht aus ihrem Inneren bei Nacht ihr Äußeres in den Hintergrund rückt und den historischen Gegenpart unterstreicht.
Der No-Pa, wie der zentrale Pavillon von den Planern getauft wurde, ist in Form eines Pyramidenstumpfes gehalten und wurde mit der Funktion konzipiert, das alte und das neue Gebäude zu verbinden, sie zusammenzubringen und einen Dialog zwischen ihnen herzustellen. Durch einen zwei Etagen hohen Korridor gelangt man von dem alten Gebäude in den neuen Teil. Im Inneren des Pavillons befinden sich Räumlichkeiten für Begegnungen, ein Restaurant, ein Café, gemütliche Räume für informelle Meetings, sowie Bereiche zum Lesen, Nachdenken und Teilen.
Zuletzt verfügt der neue Firmensitz von Gide Loyrette Nouel über fast 4500 Quadratmeter Außenbereiche, von denen mehr als die Hälfte als Garten gestaltet ist. Sie umfassen mehrere Dachterrassen, eine Bar mit Gemüsegarten, dessen Produkte direkt vor Ort verzehrt werden können, sowie die im Freien verlaufenden Gebäudebrücken und den Garten in einem der beiden Höfe.

Mara Corradi

Architects: PCA-STREAM www.pca-stream.com
Client: ACM
Location: 15 rue de Laborde, 75008 Paris
Total surface: 18 879 sqm
Competition (year) : 2018
Start of work: July 2016
Completion of work: October 2018
Contracting Authority: ACM
Assistant to the Contracting Authority: ARC
Contract Supervisor: Artelia
Structure: Kephren
Façades: VS-A
Environmentr: Green Affair
Plumbing/HVAC: Barbanel
Acoustics: A&C
Technical Inspection: Qualiconsult
Economist: Delporte
Health and Safety: LM3C
Fire Safety: CSD Faces
Landscaping: Topager, La Superstructure
External Lighting: LUMIERE STUDIO
Office Design: ARCHIMAGE
General Contractor: Eiffage
Façades: GOYER
Locksmithing: AGM
Air Conditioning: LEFORT
Electrician: FIBOR
Landscaping: Topager, Les Jardins de l’Orangerie

Certification:
BREEAM Very Good, HQE Renovation Excellent, HQE
New Excellent, High Energy Performance Certification

Photographs
© Julien Lanoo
© Jean-Philippe Mesguen
© Salem Mostefaoui

 


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