1. Home
  2. Architekten
  3. Interviews
  4. Interview mit Sergey Tchoban (Speech)

Interview mit Sergey Tchoban (Speech)


Biografie

Wie sieht angesichts der zahlreichen Museumsprojekte, die Sie behandeln, darunter auch das neue Museum für Architekturzeichnung in Berlin, Ihr Konzept des Museums der Gegenwart und der unmittelbaren Zukunft aus? Was ist für Sie die Beziehung zwischen dem historischen Gebäude als Museumssitz und der neuen Bedeutung der kulturellen Unterhaltung?

Der Zweck des Museums für Architekturzeichnung ist es, thematische Ausstellungen mit Originalwerken zu präsentieren. Die Besonderheit des neuen Kulturprojekts, die es in der Museumswelt einzigartig macht, ist die Tatsache, dass hier nicht nur die Zeichnungen aus der Sammlung der Tchoban Foundation gezeigt werden, sondern andere Behörden und Museen involviert werden, um einen Austausch von Wanderausstellungen zu initiieren. Daraus resultiert auch mein allgemeines Museumskonzept. Das Museum muss eine eigene und einzigartige Kollektion besitzen und interessante Projekte von anderen Einrichtungen anziehen, also das Interesse gerade wegen der Unterschiedlichkeit der ausgestellten Werke erregen. Das Raumkonzept des Museums und seiner Volumen muss die Funktion reflektieren: Die Variabilität der Ausstellung – zumindest in Teilen – und das einfache Bewegen von Einzelteilen der Ausstellung selbst. Das Gestaltungskonzept des Museums sollte die räumlichen Eigenschaften und das kulturelle Projekt als solches widerspiegeln. 
Wenn das Behältnis ein historisches Bauwerk ist, dann ist die Architektur von sich aus schon interessant, deshalb konzentriert sich unsere Arbeit dann auf die Ausstellungsgestaltung und die Beleuchtung, die möglichst aktuell sein müssen.

Moskau hat kürzlich die Grundlagen für die Sanierung des ehemaligen ZIL-Areals ge­nehmigt. Wo einst die LKWs für den russischen Markt und die Autos für die Leiter der Partei hergestellt wurden, soll in 10 bis 15 Jahren ein neuer Mehrzweckbereich entstehen – mit Wohnhäusern, Büros, Hotels, Kulturzentren, Grünanlagen, Fußgängerwegen usw. Wie sieht der Eingriff von Speech in diesem Fall aus?

Bei dem ehemaligen ZIL-Gelände haben wir den Masterplan um das Hockeystadion und das Schwimmbad erarbeitet. Unter Berücksichtigung der sozialen Funktion des Eisstadions haben wir einen großen gemeinsamen Platz vor der langen Fassade mit den vielen Eingängen vorgeschlagen. Ein Platz, an dem im Norden das historische Gebäude mit der Kuppel des ZIL-Museums steht und der mit einer Brücke endet, die das Gelände an den Park im Süden anbindet.

Welche Rolle spielt die Geschichte bei Ihrer gestalterischen Poetik? Bei der Wohnanlage in Granatny Prospect in Moskau haben Sie sich von den Ornamenten von A. K. Burov inspirie­ren lassen. Sehr interessant ist auch der Umgestaltung eines Bankgebäudes aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts in Sankt Petersburg in ein Apartmenthaus. Kann Ihrer Meinung nach das Alte noch Beispiel für das Moderne sein, ohne dabei Widersprüche zu erzeugen?

Wir suchen die Interaktion zwischen der baulichen Erfahrung, den Traditionen der russischen Ar­chitektur und den gestalterischen Zielen der Gegenwart. Das russische Klima hat seine Besonder­heiten: Es gibt vor allem im Winter wenig Licht und dann muss man manchmal auch den Einfluss der Luftverschmutzung, des Regens und des Schnees auf den Fassaden berücksichtigen. Um eine vorzeitige Alterung des Gebäudes zu verhindern, haben die Meister der Vergangenheit Dekorationen und Farben benutzt, die auch bei schwachem Licht und starken Niederschlägen noch in der Lage waren, die Oberfläche zu betonen und dieser Volumen zu verleihen. Ein Meister wie A.K. Burov hat hervorragend mit dem ornamentalen Detail gearbeitet und deshalb erschien es uns interessant, seine Forschung fortzusetzen.

Erzählen Sie uns vom Skolkovo Innovation Center und weshalb es im Mittelpunkt des Projekts für den russischen Pavillon auf der letzten Architektur-Biennale von Venedig stand.

“Common ground”, der gemeinsame Boden – das ist für uns auch das Technologie-Gelände von  Skolkovo, einer Stadt der Zukunft, die von Architekten und Bewohnern gemeinsam geplant wird. Im Pavillon wollten wir Skolkovo anhand der Mitteilung von Informationen auf verschiedenen Ni­veaus bekannt machen und haben dazu die Paneele mit den QR-Codes benutzt. Das war ein inter­essanter Prozess, der zusammen mit Grigory Revzin und Konstantin Chernozatonsk ausgearbeitet wurde. Das Projekt hat den Charakter eines Innovationszentrums für Technologie wie Skolkovo  sehr gut vermittelt. Die QR-Paneele waren in Folge auf den Innenflächen der Räume angeordnet. Einer dieser Räume, die Kuppel, war das am meisten fotografierte und veröffentlichte Motiv der Biennale.

(Mara Corradi)

http://www.speech.su/

Images courtesy of Speech:
Office building on Leninskiy Prospekt Moscow - ph. Ilia Ivanov, ph. Zakhar Aborkin
Nevsky prospekt St Petersburg - ph. Aleksey Naroditsky
ZIL Project Moscow - 3D Graphic

Images: Russian pavilion 13th International Architecture Exhibition of la Biennale di Venezia – Common Ground
Courtesy: la Biennale di Venezia - ph. Francesco Galli


Interview

Wie sieht angesichts der zahlreichen Museumsprojekte, die Sie behandeln, darunter auch das neue Museum für Architekturzeichnung in Berlin, Ihr Konzept des Museums der Gegenwart und der unmittelbaren Zukunft aus? Was ist für Sie die Beziehung zwischen dem historischen Gebäude als Museumssitz und der neuen Bedeutung der kulturellen Unterhaltung?

Der Zweck des Museums für Architekturzeichnung ist es, thematische Ausstellungen mit Originalwerken zu präsentieren. Die Besonderheit des neuen Kulturprojekts, die es in der Museumswelt einzigartig macht, ist die Tatsache, dass hier nicht nur die Zeichnungen aus der Sammlung der Tchoban Foundation gezeigt werden, sondern andere Behörden und Museen involviert werden, um einen Austausch von Wanderausstellungen zu initiieren. Daraus resultiert auch mein allgemeines Museumskonzept. Das Museum muss eine eigene und einzigartige Kollektion besitzen und interessante Projekte von anderen Einrichtungen anziehen, also das Interesse gerade wegen der Unterschiedlichkeit der ausgestellten Werke erregen. Das Raumkonzept des Museums und seiner Volumen muss die Funktion reflektieren: Die Variabilität der Ausstellung – zumindest in Teilen – und das einfache Bewegen von Einzelteilen der Ausstellung selbst. Das Gestaltungskonzept des Museums sollte die räumlichen Eigenschaften und das kulturelle Projekt als solches widerspiegeln. 
Wenn das Behältnis ein historisches Bauwerk ist, dann ist die Architektur von sich aus schon interessant, deshalb konzentriert sich unsere Arbeit dann auf die Ausstellungsgestaltung und die Beleuchtung, die möglichst aktuell sein müssen.

Moskau hat kürzlich die Grundlagen für die Sanierung des ehemaligen ZIL-Areals ge­nehmigt. Wo einst die LKWs für den russischen Markt und die Autos für die Leiter der Partei hergestellt wurden, soll in 10 bis 15 Jahren ein neuer Mehrzweckbereich entstehen – mit Wohnhäusern, Büros, Hotels, Kulturzentren, Grünanlagen, Fußgängerwegen usw. Wie sieht der Eingriff von Speech in diesem Fall aus?

Bei dem ehemaligen ZIL-Gelände haben wir den Masterplan um das Hockeystadion und das Schwimmbad erarbeitet. Unter Berücksichtigung der sozialen Funktion des Eisstadions haben wir einen großen gemeinsamen Platz vor der langen Fassade mit den vielen Eingängen vorgeschlagen. Ein Platz, an dem im Norden das historische Gebäude mit der Kuppel des ZIL-Museums steht und der mit einer Brücke endet, die das Gelände an den Park im Süden anbindet.

Welche Rolle spielt die Geschichte bei Ihrer gestalterischen Poetik? Bei der Wohnanlage in Granatny Prospect in Moskau haben Sie sich von den Ornamenten von A. K. Burov inspirie­ren lassen. Sehr interessant ist auch der Umgestaltung eines Bankgebäudes aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts in Sankt Petersburg in ein Apartmenthaus. Kann Ihrer Meinung nach das Alte noch Beispiel für das Moderne sein, ohne dabei Widersprüche zu erzeugen?

Wir suchen die Interaktion zwischen der baulichen Erfahrung, den Traditionen der russischen Ar­chitektur und den gestalterischen Zielen der Gegenwart. Das russische Klima hat seine Besonder­heiten: Es gibt vor allem im Winter wenig Licht und dann muss man manchmal auch den Einfluss der Luftverschmutzung, des Regens und des Schnees auf den Fassaden berücksichtigen. Um eine vorzeitige Alterung des Gebäudes zu verhindern, haben die Meister der Vergangenheit Dekorationen und Farben benutzt, die auch bei schwachem Licht und starken Niederschlägen noch in der Lage waren, die Oberfläche zu betonen und dieser Volumen zu verleihen. Ein Meister wie A.K. Burov hat hervorragend mit dem ornamentalen Detail gearbeitet und deshalb erschien es uns interessant, seine Forschung fortzusetzen.

Erzählen Sie uns vom Skolkovo Innovation Center und weshalb es im Mittelpunkt des Projekts für den russischen Pavillon auf der letzten Architektur-Biennale von Venedig stand.

“Common ground”, der gemeinsame Boden – das ist für uns auch das Technologie-Gelände von  Skolkovo, einer Stadt der Zukunft, die von Architekten und Bewohnern gemeinsam geplant wird. Im Pavillon wollten wir Skolkovo anhand der Mitteilung von Informationen auf verschiedenen Ni­veaus bekannt machen und haben dazu die Paneele mit den QR-Codes benutzt. Das war ein inter­essanter Prozess, der zusammen mit Grigory Revzin und Konstantin Chernozatonsk ausgearbeitet wurde. Das Projekt hat den Charakter eines Innovationszentrums für Technologie wie Skolkovo  sehr gut vermittelt. Die QR-Paneele waren in Folge auf den Innenflächen der Räume angeordnet. Einer dieser Räume, die Kuppel, war das am meisten fotografierte und veröffentlichte Motiv der Biennale.

(Mara Corradi)

http://www.speech.su/

Images courtesy of Speech:
Office building on Leninskiy Prospekt Moscow - ph. Ilia Ivanov, ph. Zakhar Aborkin
Nevsky prospekt St Petersburg - ph. Aleksey Naroditsky
ZIL Project Moscow - 3D Graphic

Images: Russian pavilion 13th International Architecture Exhibition of la Biennale di Venezia – Common Ground
Courtesy: la Biennale di Venezia - ph. Francesco Galli

Verwandte Artikel: Sergei Tchoban

Verwandte Artikel: SPEECH


Verwandte Artikel

30-12-2022

ACDF Architecture ein Glashaus, um die Verbindung zur Natur wiederzuentdecken

Das vom kanadischen Büro ACDF Architecture entworfene Familienhaus "Maison du Pommier" ist ein...

More...

29-12-2022

Luigi Scarpato Restaurant und Clubhaus Agritur Le Scuderie della Tenuta Caiazzo

Das vom Architekten Luigi Scarpato entworfene Restaurant und Clubhaus liegt in den grünen...

More...

28-12-2022

Berger+Parkkinen Architekten entwirft The Chapel in der Steiermark, Österreich

Die Kapelle ist eine Grabkapelle im Park eines Schlosses in der Steiermark, Österreich. Das...

More...



×
×

Bleiben Sie in Kontakt mit den Protagonisten der Architektur, abonnieren Sie den Floornature-Newsletter