Bak Gordon Arquitectos: Vergängliche Architektur für das Centro Cultural de Belém in Lissabon

Jeden Sommer lädt das Centro Cultural de Belém in Lissabon in Zusammenarbeit mit Corticeira Amorim ein anderes Architekturbüro ein, um ein Pop-up-Konzept umzusetzen: eine temporäre Installation für den Platz des Kulturzentrums. Das Projekt wird stets mit einem ganz bestimmten Material, nämlich Kork, durchgeführt und zielt darauf ab, dessen materielle Eigenschaften (Textur, Geruch, Dichte und Farbe) sowie seine ästhetischen Qualitäten zu erforschen. Im Jahr 2019 wurde die Realisierung dem Studio Barbas Lopes anvertraut. Die Architektin Patrícia Barbas entwarf einen „Garten aus Stein", indem sie die verfügbare Fläche mit Korkmodulen modellierte, um Räume in verschiedenen Formen und Größen zu schaffen, die einen Dialog mit dem Ort, dem Himmel und dem Kontext herstellen können.
In nur einem Jahr hat sich dann die Welt tiefgreifend verändert: Die Reisebeschränkungen aufgrund der Pandemie verhinderten die Umsetzung der Initiative im Jahr 2020. Für den Sommer 2021 wurde das territoriale Projekt dann Bak Gordon Arquitectos anvertraut, dessen Gründer als einer der interessantesten Architekten der aktuellen nationalen Szene gilt. Ricardo Bak Gordon ist eine der führenden Persönlichkeiten jener Generation portugiesischer Architekten, die die von Àlvaro Siza gegründete und mit Eduardo Souto de Moura entwickelte Schule weiterführen.
Da die Regeln zur Vermeidung von Ansteckungen durch sachgemäßes Verhalten noch immer gelten, wurde das Atelier gebeten, mit seiner vergänglichen Architektur auch eine Lösung anzubieten, bei der die einzuhaltenden physischen Abstände berücksichtigt werden. Somit wird eine korrekte Nutzung des Platzes während des gesamten Kalenders der Sommerveranstaltungen möglich.
Der Architekt Ricardo Bak Gordon und sein Team reagierten auf die Wünsche des Centro Cultural de Belém (CCB) und entwarfen ein Open-Air-Auditorium, das die Hälfte des Platzes vor dem CCB einnimmt. Die Architektur selbst macht es dem Publikum leicht, die empfohlenen Abstände einzuhalten. Die zur Verfügung stehende Fläche von 900 Quadratmetern erlaubt den Besuchern ein vollständiges sensorisches Eintauchen in das verwendete Material: Kork. Die Module wurden in einer präzise festgelegten Reihenfolge und unter Einhaltung der Abstandsregeln angeordnet und so im Raum verteilt, dass Ruhezonen und Pfade entstanden. Die von den Architekten entworfene Anordnung ermöglicht es, den gesamten Bereich entweder als Open-Air-Auditorium für Aufführungen oder als voneinander abgegrenzte Entspannungsbereiche zu nutzen, in denen man sich beim Besuch des Centro Cultural de Belém ausruhen kann. Das Publikum kann sich im richtigen Abstand hinsetzen, ausruhen und sich unterhalten. Dabei berühren sie das Material und erleben seine Beschaffenheit, seinen Geruch, seine Temperatur sowie seine akustischen Eigenschaften, d. h. die Art und Weise, wie sich Geräusche in einem derartigen offenen Raum ausbreiten oder absorbiert werden.
Wie bereits in anderen Projekten aufgezeigt und von Mara Corradi für die „Casa in rua Costa do Castelo" hervorgehoben, ist das Ziel des Architekten „niemals Selbstreferenzialität, sondern Verständnis und tiefe Verwurzelung im Gefühl des Ortes". Definitiv ein Ergebnis, das Ricardo Bak Gordon selbst durch die kleine, ephemere Architektur des „Summer Auditorium“ erreicht, indem er den verfügbaren Raum optimal nutzt und dem CCB und den dort stattfindenden Veranstaltungen die Hauptrolle überlässt.

(Agnese Bifulco)

Images courtesy of Bak Gordon Arquitectos, photo by Francisco Nogueira

Centro Cultural de Belém CCB AUDITORIUM
Technical Schedule
Architecture: Ricardo Bak Gordon
Collaboration: Pietro Dardano
Site location: Centro Cultural de Belém CCB Plaza, Lisbon - Portugal
Client: Centro Cultural de Belém, Lisbon
Support: Amorim Isolamentos . cork
Area: 900 sqm
Date: Summer 2021
Photos: Francisco Nogueira

---

GALLERY