14-01-2022

Kühnlein Architektur: Kulturhalle Christoph Willibald Gluck, Berching

Kühnlein Architektur,

Berching, Germany,

Kulturzentrum,

Berching hat eine neue Kulturhalle, die Christoph Willibald Gluck gewidmet ist und von Kühnlein Architektur, dem Gewinner eines Wettbewerbs, entworfen wurde. Das Projekt basiert auf der kontrastreichen Wahl der Materialien und dem Dialog mit dem Fluss Sulz, der daran vorbeifließt.



Kühnlein Architektur: Kulturhalle Christoph Willibald Gluck, Berching

2018 gewann Kühnlein Architektur denöffentlichen Wettbewerb der Gemeinde Berching, in Bayern für den Bau einer Kulturhalle auf einem Grundstück in der Ortsmitte. Das neue Gebäude wird nach Christoph Willibald Gluck benannt, dem deutschen Opernkomponisten, der in Berching geboren wurde.
Berching hat weniger als 9000 Einwohner und liegt am Flusslauf der Sulz, die es von Norden nach Süden durchfließt. Die Häuser und öffentlichen Gebäude weisen noch mittelalterliche Merkmale auf, wie z. B. die ausgeprägten roten Ziegeldächer, während das Stadtbild durch seine kleinteilige Struktur und kleinen Plätze geprägt ist. Kulturelles Zentrum der Stadt war die Kulturfabrik, ein 1994 gegründetes Theater am südlichen Stadtrand, das aber in seiner Struktur keine nennenswerten Aufführungen mehr durchführen kann.
Am Flussufer in der Altstadt von Berching befand sich in den 1980er Jahren ein Hotelkomplex, der im Stil der damaligen Zeit gebaut wurde, aber keinen besonderen Wert hatte. Die Promenade entlang des Flusses, die durch das Hotel verdeckt und von den beliebtesten Fußgängerwegen abgeschnitten war, wird nun neu gestaltet.
Um Platz für die Kulturhalle zu schaffen, erwarb die Gemeinde das Grundstück und riss das seit langem stillgelegte Hotel ab. Dadurch wurde eine Fläche von etwa 1500 Quadratmetern frei, die von historischen und wertvollen Gebäuden umgeben ist: das Hotel Post, ein Teil des leerstehenden Hotelblocks, der nach einem Projekt des Studios Kühnlein selbst restauriert werden soll, und das Krankenhaus mit seiner mittelalterlichen Kapelle.
Die Kulturhalle ist somit als Teil eines neuen öffentlichen Platzes gedacht, der auf drei Seiten von Gebäuden umgeben ist und sich nach Norden zum Fluss hin öffnet. An der Stelle, an der die Promenade entlang der Sulz auf den Freiraum trifft, führt eine doppelte Treppe in das Flussbett hinab und ein Steg an der Wasseroberfläche auf das gegenüberliegende Ufer und verbindet so die beiden bisher getrennten Stadtteile in einem Projekt der Nürnberger Stadtplaner und Landschaftsarchitekten TEAM 4 Bauernschmitt • Wehner .
Die Kulturhalle wurde im Bereich des historischen Dorfes Berching errichtet und greift traditionelle lokale Formen und Materialien auf, wie das rote Satteldach, das von der umliegenden Architektur inspiriert ist, und den Giebel, der mit einem geometrischen Holzgitter verziert ist, das abstrakt an Scheunenfassaden erinnert. Die steile Dachneigung und die Verwendung von Holzverkleidungen verweisen ebenfalls auf das häusliche Universum, was implizit darauf hindeutet, dass die Kulturhalle auch ein Haus für die Kultur und diejenigen sein kann, die sie lieben. In der gleichen Größenordnung wie die angrenzenden Gemeindebauten übernimmt die Kulturhalle auch formal die Rolle eines Bürgerzentrums.

Die Architektur besteht aus einem Hauptgebäude mit Satteldach, das den 260 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal beherbergt und einen rechteckigen Grundriss aufweist, der sich in Längsrichtung tangential zum Fluss entwickelt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes nimmt ein niedrigerer, flacherer Seitenflügel den Raum zwischen der Halle und dem angrenzenden Posthotel ein und enthält Nebenräume wie Bäder, Küche und Lagerräume. Von vorne gesehen besteht die Fassade aus einem horizontalen Betonblock mit dem Schild der Kulturhalle und einem von Metallpfeilern getragenen Vordach, das von einem spitzen Giebel gekrönt wird, der den kollektiven Wert und die Heiligkeit des Ortes zum Ausdruck bringt. Die Überdachung lädt dazu ein, vor dem Eingang zu verweilen und den Blick auf den Platz auf der einen und den Fluss auf der anderen Seite zu genießen.
Eine Glaswand zieht sich von der Vorderseite des Platzes über die gesamte Fassade zum Fluss hin und stellt eine enge Beziehung zwischen den Veranstaltungen in der Kulturhalle und der natürlichen Infrastruktur her. Laut Michael Kühnlein sind die Räume mit Blick auf Essentialität gestaltet. Der Serviceblock besteht aus Brandschutzgründen aus Beton, während für die Halle hauptsächlich Holz verwendet wurde. Dach und Giebel bestehen aus Fichtenholz, während die Fassaden aus Schwarzkiefer bestehen, die aus den umliegenden Wäldern stammt und mit einem traditionellen ungiftigen Kaseinlack behandelt wurde.
Die Fischgrät-Holzverkleidung mit akustisch wirksamen Fugen steht in starkem Kontrast zu den freiliegenden Rohren, die unter dem großen Dachstuhl untergebracht sind. Die vom Studio entworfenen Kronleuchter sehen aus der Ferne pompös aus, aber aus der Nähe entpuppen sie sich ironischerweise als nackte Stahlkonstruktionen mit Leuchtstoffröhren im Industriestil.
Der Saal mit Bühne und Backstagebereich bietet Platz für unterschiedliche Bestuhlungsvarianten und viele Veranstaltungsarten, von Kabarett über Konzerte und Theateraufführungen bis hin zu Empfängen und Tagungen. Das Untergeschoss, das über eine Hebebühne verbunden ist, wird für technische Geräte und Lagerräume genutzt.

Mara Corradi

Architects: Kühnlein Architektur
Client: City of Berching
Location: Berching, Germany
Gross area: 1500 sqm
Built surface: 763 sqm
Competition: 2018
Completion: October 2020

Photo credits: © Kühnlein Architektur


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