07-08-2013

Höweler + Yoon: Sky Court Exhibition Hall in Chengdu

Shanghai,

Metall,

Das Büro Höweler + Yoon aus Boston hat bei dem Entwurf für die Sky Court Exhibition Hall in Chengdu das traditionelle Modell des chinesischen Hofhauses verwendet. Indem die Form des nach Außen kompakten und nach Innen auf den Hof offenen Gebäudes aufgenommen wurde, haben die Planer die Merkmale der Wärmeregulierung genutzt und somit den Energieverbrauch verringert. Dieses Werk gehört zu einer Linie der chinesischen Gegenwartsarchitektur, die sich an der Vergangenheit inspiriert und dabei deren Eigenschaften verbessert.



Das Architekturbüro Höweler + Yoon verwendet das Schema des traditionellen chinesischen Hofhauses für die Gestaltung der Sky Court Exhibition Hall, ein neu errichtetes Ausstellungsgebäude im Kulturpark von Chengdu. Im Gegensatz zur Architektur, die die Skyline der westlichen Großstädte in den neuen Stadtvierteln von Peking und Shanghai imitiert, gibt es in China auch eine entgegengesetzte Gestaltungsphilosophie, die zur Vergangenheit zurückkehrt und diese bewahren möchte. Beispiele der zeitgenössischen Architektur wie der neue Baukörper von Chengdu bewahren den alten Typ des Hofhauses in der Erinnerung – nicht nur bezogen auf formale Zwecke, sondern um die vorteilhaften Auswirkungen auf den Energieverbrauch zu nutzen und um die Gestaltung im Sinne der Nachhaltigkeit zu orientieren.

Das von Außen kompakte und undurchdringliche Gebäude entwickelt sich um 7 verglaste Höfe unterschiedlicher Abmessungen, die zum Teil als Garten angelegt sind. Die Öffnung zahlreicher Fenster auf die Höfe und die Schiebewände, die zu einer flexiblen Gestaltung der Innenräume beitragen, haben eine korrekte natürliche Belüftung zur Folge. Dank deren Nutzung konnte auf die Realisierung aktiver Klimaanlagen verzichtet werden. Die großen Höfe fungieren außerdem als Licht- und Abwärmeschächte bezogen auf die Innenräume. Der Körper aus Beton hat hingegen eine derartige thermische Masse, dass eine langsame Phasenverschiebung gewährleistet wird, was eine angemessene Wärmedämmung und interne Klimatisierung sichert, die den Bedürfnissen der Ausstellung und Konservierung der Werke entspricht.
Vom formalen Standpunkt her ist die Sky Court Exhibition Hall ein einziges Bauwerk mit einem wuchtigen und undurchdringlichen Aussehen, das auf die Mauern anspielt, welche die Hofhäuser schützten. Diese waren vollkommen nach Innen orientiert und nach Außen hin kompakt und geschlossen. Nachdem der Verteidigungszweck nicht mehr erforderlich ist, besteht nur noch die Funktion, die darauf zielt, die Aufmerksamkeit auf das Innere zu richten, auf das System der miteinander über vielfache Wege kommunizierenden Ausstellungssäle. Die Notwendigkeit, den Grundriss aufzulösen, führt die Planer zur Bewegung der Dachlinie, die auf unterschiedlichen Höhen gezeichnet wird – je nach den Stellen und dabei Höhenunterschiede bildet, die von den Keramikziegeln betont werden. Die Planimetrie unterstreicht die geometrische Strenge der Räume, die die rechteckigen Höfe umrahmen – im Gegensatz zum unregelmäßigen Verlauf des Gebäudes. Hier wechseln schräge mit geraden Wänden ab. Die grauen Backsteine lokaler Machart, die den Körper außen komplett verkleiden, nehmen die Ausrichtung der Wände auf, ohne dabei exakt der Neigung zu folgen: Deshalb sind die Oberflächen, wenn die Mauern rechtwinklig sind, also im Osten und Westen, glatt und wenn die Mauern schräg sind, dann sind die Oberflächen facettiert und die Backsteine stehen wie Basreliefs hervor, wobei sie eine Textur voller farblicher Variationen bilden.


Das Detail des für die Verkleidung benutzten grauen Backsteins, das vor allem an den Ecken des Körpers hervorsticht, ist ein weiteres Zitat der chinesischen Architekturtradition. In dem vergrößerten Maßstab konfrontiert es sich mit der Besonderheit der Kombinationen von Fenstern auf den Fassaden, was von den Oberflächen aus Corten-Stahl betont wird.
Der Gesamteindruck trägt von jeder Front das Erbe der großen Bauwerke alle Zeiten in sich, von den Pyramiden über die Zikkurat bis zu den Fundstellen von Chichén Itzá und zur zeitgenössischen chinesischen Architektur von Wang Shu.

Mara Corradi

Entwurf: Höweler + Yoon Architecture
Mitarbeiter: Eric Howeler, Meejin Yoon, Meredith Miller, Ryan Murphy, Parker Lee, Jennifer Chuong, Casey Renner, Chua Matthew, Nerijus Petrokas, Zi Liu, Saran Oki, Cyrus Dochow, Thena Tak, Yushiro Okamoto, Jeremy Jih
Bauträger: Chengdu Quingyang SCD, Ltd
Ort: Chengdu, China
Fenster- und Türrahmen aus Metall
Abdeckung aus Keramikziegeln
Betontragwerk
Innen- und Außenwände mit Backstein verkleidet
Bildnachweis: © Yihaui_Hu (Courtesy of Höweler + Yoon Architecture)

www.hyarchitecture.com