06-02-2019

Feld72 Architekten: Grundschule der Bildiungseinheit, Terenten

Feld72,

Hertha Hurnaus,

Bozen, Italien,

Schule,

Nach dem Neubau des Kindergartens vervollständigt das Wiener Büro Feld72 Architekten die Bildungseinheit von Terentedn bei Bozen in Südtirol und erneuert die Volumina der bestehenden Grundschule. Mit dem Terenten-Komplex bietet Feld72 eine einheitliche Lesart des lokalen Bildungssystems.



Feld72 Architekten: Grundschule der Bildiungseinheit, Terenten

Das Konzept der Bildungseinheit, das nicht nur aus administrativer, sondern auch aus architektonischer, räumlicher und städtebaulicher Sicht verstanden wird, wurde 2005 erstmals in Terenten in der Provinz Bozen, verbreitet. Auf dieser Inspiration basiert der heute im Südtiroler Dorf sichtbare Bildungskomplex mit Kindergarten und Grundschule, die nach dem Projekt vom Büro Feld72 entstanden sind und auch die öffentliche Bibliothek einbeziehen
Damals war die Gemeinde an einer Studie beteiligt, die zur Definition des „Dorfes”, des Orts des Wohnens, als eine Reihe von Komponenten führte, die nach ihren Beziehungen und funktionalen Zusammenhängen strukturiert sind. Entlang der St.-Georg-Straße, die von der Provinzstrasse zum Rathaus abweicht, und kurz nach der Pfarrkirche, wurde in den 70er Jahren ein Schulblock gebaut, in dem sowohl Grundschule als auch Kindergarten untergebracht waren. Dieses Gebäude war der symbolische und operative Ausgangspunkt.

Im Jahr 2010 begann das Projekt zur Erweiterung des Bildungskomplexes mit dem Bau eines weiteren Gebäudes im Osten, das für den Kindergarten bestimmt ist. Die Gründungskonzepte waren die Mimesis der traditionellen Südtiroler Architekturformen durch eine aktualisierte Sprache. Die von den Schalungen vorgegebene Betonkonstruktion mit Holzoberflächen wurde in drei Baukörper mit Holzgiebeldächern zerlegt, die durch zwei Glaskörper miteinander verbunden waren, wobei die Holzfenster und -türen, die Betonung auf die großen Öffnungen, gelegt haben, die auf dem weißen Beton der Fassade hervorstechen.
Im Mittelpunkt des Projekts stand der Grad der Einbeziehung von Kindern in die Raumnutzung, in der Gewissheit, dass Wachstum auf direkter Erfahrung basiert und dass daher die Erforschung eines Gebäudes zum Zwecke der Orientierung, des Bewusstseins und der persönlichen Wahrnehmung Teil eines prägenden Prozesses sein kann. “Die Prämisse war es, eine ansprechende und proaktive Lernumgebung zu schaffen, die Entdeckungen, Experimente und Forschung fördert, haben die Architekten von Feld72 erläutert.
Das Projekt einer Bildungseinheit für Terenten wurde 2017 mit der ästhetischen und funktionalen Neugestaltung der Innenräume des bestehenden Schulgebäudes abgeschlossen, das nach dem Umzug des Kindergartens nur für die Grundschulen komplett neu gedacht werden sollte. Neben den gleichen formalen und ideologischen Prinzipien, die im Neubau zum Ausdruck kommen, entstand die Idee einer Brückenarchitektur zwischen den vielfältigen Funktionen des Areals: im Westen das Rathaus, die Turnhalle und der Proberaum mit Blick auf einen für Dorffeste genutzten Platz; im Süden eine große Grünfläche mit Tennisplätzen und einem Spielplatz. Schließlich die Notwendigkeit, die öffentliche Bibliothek so zu organisieren, dass sie innerhalb der Unterrichtseinheit, aber auch von außen für alle zugänglich ist.

Die Baukörper der alten Grundschule wurden erhalten, aber das architektonische Bild wurde insgesamt aktualisiert: Durch die Renovierung der Dächer wurden die Vorsprünge deutlich reduziert, die Dekorationselemente und Holzverkleidungen wurden von den Fassaden entfernt und auf Weißputz zurückgeführt, wie üblicherweise die Repräsentationsfronten, das offizielle Gesicht der Südtiroler Schlösser, gestaltet werden. Die Farbe wird so zum ersten Element der Verbindung zwischen den Bauelementen.
Die Freizügigkeit in den Zwischenräumen, wie den beiden kleinen Höfen, Rampen und Treppen zwischen der Gemeindestraße und dem Park im Süden, wurde aufrechterhalten, mit der Idee, dass es möglich und wünschenswert ist, eine direkte Verbindung und einen Dialog zwischen den Funktionen und den Menschen, die dort leben, herzustellen, ohne Schutzbarrieren, ohne Grenzen und Anrainer. So verbunden und im gleichen architektonischer Maßstab bilden das Rathaus und die Schulgebäude auch formal einen bürgerlichen Kern, eine Zitadelle.
Diese Komplexität im Außenbereich steht im Einklang mit der Struktur innerhalb der Gebäude, wo gemeinsame Elemente die Durchlässigkeit der Wände, die Suche nach neuen Perspektiven, der visuelle Austausch zwischen den Stockwerken sind. Nischen zum Lesen, Diskutieren und Spielen, die Liebe zum Detail in jedem Raum mit maßgeschneiderter Einrichtung, doppelt hohe Räume, in denen das Auge herumwandern kann, Open Space ohne präzise, aber vielseitige Funktionen, drücken den bedeutungsvollen Geist des Projekts aus. Wie im Kindergarten verbindet der verglaste Baukörper und Open Space die beiden Hauptgebäude der Grundschule, während die Bibliotheksräume im Erdgeschoss so platziert sind, dass sie vom Südpark aus direkt auch für externe Nutzer zugänglich sind.
Sowohl für den Primarstufe als auch für den Kindergarten blicken die Eingänge auf die kleinen Plätze zwischen den Gebäuden, so dass man anhalten, unterhalten, sich treffen und Geselligkeit erleben kann. Die beiden Schulen sehen sich von ihren vielen Glasöffnungen aus an und bleiben so jederzeit in Kontakt.

Mara Corradi

Architects: Feld72 Architekten
Location: Terenten, Bolzano (Italy)
Completion: 2017
Client: Municipality of Terenten
Structural Engineering: Ingenieurteam Bergmeister
Building services: Energytech
Electrics: Energytech
Lighting design: Lichtraum2
Acoustics: Archacustica
Construction site assistance: Ingenieurteam Bergmeister
Collaborators: Yuliana Abisheva, Martin Bauer, Tamara Egger, Marino Fei, Carl Friedrich,Rinor Kaba, David Kovařík, Melanie Machek, Gerhard Mair, Edoardo Nobili, Ralph Reisinger
GFA: 2.656 sqm
Photos by: © Hertha Hurnaus

www.feld72.at

* “The premise was to create an engaging and activating learning environment that encourages discovery, experimentation and research”.


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