11-08-2022

Abschied von Lucien Kroll

Lucien Kroll,

Brüssel,

Der belgische Architekt, Essayist und Ökologe Lucien Kroll starb am 2. August in Brüssel. Für ihn basierte die Architektur auf den Beziehungen, die Menschen untereinander und mit der Umwelt eingehen. Er war eine wichtige Figur in der internationalen Architekturszene und gilt als Vater einer nachhaltigen, partizipativen Architektur.



Abschied von Lucien Kroll

Der belgische Architekt Lucien Kroll ist am 2. August im Alter von 95 Jahren in Brüssel verstorben. In seinem langen Leben war er Architekt, Stadtplaner, Essayist, Ökologe und, woran er gern erinnerte, Bürger. Kroll wurde 1927 in Brüssel geboren und machte seinen Abschluss an der École Nationale Supérieure des Arts Visuels (ENSAV) in La Cambre, Belgien. Er arbeitete sein ganzes Leben lang in dem 1953 von ihm und seiner Frau, der Gärtnerin, Koloristin und Keramikerin Simone Pelosse in Brüssel gegründeten Stadtplanungs-, Architektur- und Computerstudio. Gemeinsam erhielten sie 2021 den Brussels Architecture Prize Lifetime Achievement Award für ihre langjährige berufliche Tätigkeit und ihre über 100 zwischen 1955 und 2008 realisierten Projekte. Eine Auszeichnung, die das Engagement des Paares als Pioniere der partizipativen, nachhaltigen Architektur besonders würdigt.
Durch seine Schriften und Werke ist Lucien Kroll zu einer wichtigen Figur in der internationalen Architekturszene geworden. Er gilt als Vater der nachhaltigen, partizipativen Architektur. Für ihn war Architektur eine Angelegenheit von Beziehungen – von Verhältnissen, die die Menschen untereinander und mit ihrer Umwelt verbinden. Seit den 1960er Jahren setzt das Atelier d'Urbanisme, d'Architecture et d'Informatique seine Projekte unter Beteiligung der zukünftigen Bewohner und unter Berücksichtigung der Umgebung, in der sie entstehen, um. Kroll sagte gerne, dass man nicht „für“ Menschen, sondern „mit“ Menschen entwerfen sollte, und dass die Beiträge der zukünftigen Bewohner unerlässlich seien, um Wohnhäuser zu gestalten, die einen "Sinn für den Ort" beinhalten.
Auf den anfänglichen Erfolg in den 1960-70er Jahren, den er der Aufmerksamkeit verdankte, die seine Thesen und seine ökologisch-humanistische Leidenschaft gefunden hatten, folgte eine Phase des Vergessens. Erst in den letzten Jahren wurde der experimentelle, kollaborative Ansatz seines Büros vor dem Hintergrund aktueller Fragen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der globalen Ungewissheit neu überdacht. Krolls bekanntestes Werk ist das zwischen 1970 und 1976 in Woluwe-Saint-Lambert (Belgien) errichtete „Mémé“ (Akronym für Maison Médicale). Es gilt als Prototyp und Manifest in Gebäudeform des Werks von Lucien Kroll. Das Mémé wurde im Rahmen eines größeren Plans zur Erweiterung des Campus der Katholischen Universität Löwen (UCL) gebaut. Das Projekt umfasst verschiedene Arten von Räumen: Gärten, Wege und Stege sowie die Gebäude des Mémé, das Rathaus, die Schule Chapelle-aux-Champs, die Mensa und das ökumenische Gebäude.

(Agnese Bifulco)

Captions and Credits
01 La Mémé-Croquis © Lucien Kroll
courtesy of Brussels Architecture Prize - Lifetime Achievement Award

Images courtesy of Wikipedia

This file is made available under the Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication:

01 apartment building designed by Lucien Kroll on Kartinistraat
credit: Noord-Hollands Archief / Fotoburo de Boer

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03 Housing complex in Auderghem designed by Lucien Kroll. The photo is taken from Avenue Louis Berlaimont.
credit CarlaCarmine
04 House in Embourg by Lucien Kroll. View of the garden
credit Etienne Pisson
05 U-Bahn-Station Alma
credit Smiley.toerist


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