27-07-2022

Yonder: Haus S in Oberreute, Deutschland

Yonder,

Brigida Gonzales,

Oberreute, Germany,

Residenzen,

Die Zerlegung von Volumen ist die bevorzugte Arbeitsmethode des jungen Stuttgarter Studios Yonder. Im Haus S in Oberreute, Süddeutschland, wurde ein Saunapavillon vom Hauptbaukörper abgetrennt, um die räumlichen Zwänge zu lösen und den ländlichen Kontext zu erhalten.



Yonder: Haus S in Oberreute, Deutschland

Das zweite Projekt des Büros Yonder - Architektur und Design in Oberreute, Haus S, ist ein Projekt, in dem die Architekten auf die Frage nach der Entwicklung des traditionellen Wohnhauses im Allgäu, einem großen geografischen Gebiet in Süddeutschland, zurückkommen. Katja Knaus und Benedikt Bosch lernten sich bei ihrer Arbeit für Behnisch Architekten kennen und beschlossen 2012, ihr Studio in Stuttgart zu gründen.
Die erste Erfahrung in der Gemeinde Oberreute, die durch ihre schräge, über den Hof ragende Fassade in Erinnerung geblieben ist, war der Neubau einer Villa, die an ein Allgäuer Bauernhaus erinnert. Unter den verschiedenen gemeinsamen Aspekten der beiden Realisierungen, wie der freiliegenden Holzstruktur und dem Fehlen einer Innenverkleidung, gibt es jedoch vor allem die Idee, einen Hof als Erweiterung der Räume des Hauses zu schaffen. Studio Yonder führt routinemäßig die konzeptionelle Operation der Unterteilung des architektonischen Volumens in funktionale Blöcke durch, um diejenigen ausfindig zu machen, die eliminiert werden können, um die Wirkung des Ganzen zu verringern und gleichzeitig eine funktionale Leere zu schaffen.
So auch im Haus S, einem Einfamilienhaus im Dorf Irsengund, das an der Hauptstraße aus dem Dorf Oberreute heraus in Richtung Süden liegt. Das fragliche Grundstück ist mit 1300 Quadratmetern recht groß, aber aufgrund des steilen Abhangs darf nur ein sehr kleiner Teil bebaut werden. Der Bauherr wollte ein Ferienhaus, das bis zu sechs Personen beherbergen konnte. Das erste Projekt, das der Gemeinde vorgelegt wurde, nutzte daher die Möglichkeit der Höhenentwicklung mit zwei Etagen und einem dritten Stockwerk im Dachgeschoss. Das Satteldach ohne Überhang und die offenen Fassaden mit Blick auf die Allgäuer Hügel und Vorarlberger Gipfel würden einerseits die lokale Sprache respektieren und andererseits den Dialog des Gebäudes mit der Landschaft fördern. Die Planer sahen vor, die Anzahl der Stockwerke in Zukunft weiter zu erhöhen, während die Breite der einzelnen Etagen und die überdachte Fläche unverändert bleiben sollten.
Aberdie Stadtverwaltung verweigert die Baugenehmigung, eben wegen des Verhältnisses von Fläche zu Höhe des Bauvolumens. Unter Berücksichtigung des Wunsches des Bauherrn nach zusätzlichem überdachtem Raum haben Katja Knaus und Benedikt Bosch die Volumenzerlegung übernommen, indem sie eines der beiden Geschosse buchstäblich nach Süden, entlang der neuen Esplanade, verschoben haben. Ihr Vorschlag sieht also eine Wohnung und einen Pavillon im Garten vor, die zwei Seiten eines Hofes bilden, der im Westen durch den Berghang abgeschlossen wird. Am Ende wurde die Gesamthöhe des Hauses nur um einen Meter reduziert, kommentierten die Planer, aber der Stadtrat nahm den Vorschlag begeistert an.
Auf diese Weise trug die Intervention auch zur notwendigen ländlichen Konsolidierung bei und konnte den prächtigen alten Baum auf dem Gelände retten, um den herum der angrenzende Pavillon mit einem halbrunden verglasten Eingang buchstäblich entworfen wurde. Der mit Holzbrettern verkleidete Innenhof ist zu einer Art kleinem Platz geworden, einer Terrasse mit zwei Stufen, die auch als Sitzgelegenheit, Aussichtspunkt und geselliger Ort dient.
Während das Nebengebäude vollständig für die Unterbringung einer Sauna vorgesehen ist, wurde das Haupthaus für die eigentlichen Wohnräume reserviert. Von der unteren Straße, wo ein elegantes metallverkleidetes Vordach einen Parkplatz schützt, gelangt man über eine Holztreppe dorthin.

Das Haus hat eine Holzstruktur, die aus einem oberen Teil mit einem Fußboden und einem Dachboden besteht, der mit einer Verkleidung ausdünnen Tannenbrettern versehen ist, und einem unteren Teil, der mit tiefgrünen Brettern bedeckt ist, die leicht zurückgesetzt sind und in denen hölzerne Stützen auftauchen, fast so, als ob sie die Struktur aufPfählen imitieren würden. Diese Stützen erstrecken sich über die Terrasse, um einen Säulengang zu bilden und kehren auch in dem halbrunden Glasfenster des Saunapavillons wieder.
Dies ist nicht nur ein Zeichen für die Einheit des Ganzen, sondern verleiht der Architektur in Kombination mit der Wahl derversetzten Ausrichtung des Daches im Verhältnis zu den Wänden Dynamik und Leichtigkeit. Die Wahl des Smaragdgrüns für das Erdgeschoss stellt eine enge Beziehung zu den Farbtönen des Gartens und des Berges her, an den es angrenzt.
Die Inneneinrichtung umfasst den Schlafbereich im dunkleren, geschlossenen Erdgeschoss und alle Gemeinschaftsbereiche im ersten Stock. Im Dachgeschoss schließlich befindet sich eine Galerie, die über dem Wohnzimmer schwebt und als hybride Umgebung dient. Die Entscheidung, alle Innenwände diagonal zu schrägen, dem Verlauf des Daches anstelle der Außenwände zu folgen, war eine besondere, denn so wurden Räume mit einem differenzierten Grundriss geschaffen, in denen es möglich war, einerseits viel Platz dort zu haben, wo er benötigt wurde, wie in der Küche, und andererseits kleine private Nischen zu kreieren, wie im Fall des Wohnzimmers mit Blick auf das Tal.
Der Beitrag zur Konsolidierung des ländlichen Raums und die Erhaltung der Bäume waren nicht die einzigen Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit, die diese wichtige Holzkonstruktion bot. Durch den Wegfall der Schalldämmung wurden die strukturellen Oberflächen der Decken und Böden dem natürlichen Licht ausgesetzt, ohne zusätzliche Beschichtungen. Ein bivalentes Heizsystem, bei dem eine Luft/Wasser-Wärmepumpe die Grundlast liefert und ein Thermokamin-Ofen im Wohnzimmer die Spitzenlast übernimmt, wenn die Außentemperaturen sinken, sorgt für effizientes und wirtschaftliches Heizen.

Mara Corradi

Architects: Yonder – Architektur und Design (Katja Knaus und Benedikt Bosch)
Collaborators: Johannes Wigand, Frida Ruppe
Client: private
Location: Irsengund 12, Oberreute (Germany)
Start of planning: March 2017
Start of construction: June 2019
Completion: January 2021
Size: 1.292 sqm
Lot size: 1.292 sqm
Gross floor area: 231 sqm
Heated net internal area: 133 sqm
Living Area: 130 sqm
Planning of structural framework: Merz Kley Partner
Plannung of foundation construction: TK Ingenieure
Building physics: Huber & Dieterle Bauphysik
Photography: Brigida González www.brigidagonzalez.de


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