17-01-2020

Trace Architecture Office: Tsingpu Tulou Retreat in Fujian, China

Hua Li - TAO,

Fujian, China,

Hotel,

Tsingpu Tulou Retreat ist ein Hotel, das von Trace Architecture Office in einem ehemaligen Tulou-Komplex in Fujian, Südost-China, entworfen wurde. Es handelt sich um die sorgfältige Restaurierung und der Umbau der Räumlichkeiten der Tulou, in denen das Leben ganzer Familien stattfand.



Trace Architecture Office: Tsingpu Tulou Retreat in Fujian, China

Im Dorf Taixa, Provinz Fujian im Südosten Chinas, wurde ein Komplex traditioneller tulou-Architektur von Hue Li und seinem Büro Trace Architecture Office restauriert und an die neue Hotelfunktion im Tsingpu Tulou Retreat angepasst.
Die tulou des Hakka-Volkes, die noch immer von den Menschen als Gemeinschafts- und Clanwohnungen genutzt werden, sind heute ein Gebäudetyp von unschätzbarem Wert, der aufgewertet wurde, seit immerhin 46 Standorte von tulou von Fujian im Jahr 2008 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurden, als "außergewöhnliche Beispiele für Tradition und Baufunktion, die eine besondere Art von Gemeinschaftsleben und Verteidigungsorganisation [in] harmonischer Beziehung zu ihrer Umwelt darstellen”.
Die Architekten berichten, dass die von der von der Beijing Origin Inn Group gewollten Renovierung und Transformation betroffenen Gebäude teils in die Qing-Dynastie und teils in das 20. Jahrhundert zurückreichen. Es handelt sich um einen Komplex von ca. 3700 Quadratmetern, bestehend aus drei Hauptwohngebäuden auf zwei Ebenen, einem kleineren Gebäude und Nebengebäuden, die nun in einem einzigen Resort mit öffentlichen Räumen im Erdgeschoss und Zimmern im Obergeschoss vereint sind.
Taixa ist ein Bergdorf, umgeben von Bambus- und Kiefernwäldern und durchquert von einem Fluss, der den Tsingpu Tulou Retreat in zwei teilt. Die Landschaft wird Teil des Projekts, das sich mit der Sanierung der Ufer des Wasserlaufs, der Fußgängerwege mit Holzgeländern, Steinpflaster und Brettern wie zu alten Zeiten befasst.
Die Tulou sind Lehmbauten, die meist eine Wohn- und Verteidigungsfunktion haben und sich durch kreisförmige oder quadratische Grundrisse auszeichnen, mit einem großen zentralen Hof. Sehr kompakt und ohne Fenster im Erdgeschoss, waren die Wände der tulou dick, um die Wärme in den kälteren Jahreszeiten zu bewahren und ganze Familien zu verteidigen, die darin gemeinsam lebten. Zum Hof hin öffneten sich im unteren Stockwerk alle Arbeits- und Gewerbeflächen, während sich in den oberen Stockwerken die Unterkünfte mit offenen und durchgehenden Balkonen befanden, die den gemeinschaftlichen Austausch begünstigten. Die Gebäude wiesen nur kleine Lüftungsöffnungen an der Außenseite auf, weil das häusliche Leben in dem Innere des Hofes stattfand, Symbol der Gemeinschaft oder des Clans. Neben Erde, Stein und zurückgewonnen Materialien wie Stroh, die verdichtet und für das Mauerwerk verwendet wurden, war Holz das am häufigsten verwendete Material bei den Tulou, mit dem Fenster, Fensterläden und Balkone gebaut wurden.
Das Projekt von TAO bewahrt die Besonderheit dieser Anlage, die seit Jahrhunderten in der Gegend von Fujian wiederholt wird, und stellt sie wieder her, indem alle im Laufe der Zeit beschädigten Materialien ersetzt und die Funktionen unter Verwendung der aktuellen architektonischen Zeichen rekonstruiert werden. Dies alles bei gleichzeitiger Anpassung der Räume an eine funktionale Gestaltung für die neue Nutzung mit neuen und modernen Einrichtungen.
Der Leitfaden des Projekts ist die Sanierung des Außenhofes, auf der Seite des Flusses, zwischen zwei gemauerten Baukörpern und einem niedrigen Anbau, der ursprünglich komplett aus Holz war. Im Laufe der Zeit zu wenig genutzt und vernachlässigt, mit Betonboden und grasbewachsenen Teilen, wird dieser Hof nun als das Zentrum des Hotelkomplexes neu durchdacht. Mehrere Bodengestaltungen mit Kopfsteinpflaster und Stein definieren Wege und Ruhezonen für die Gäste, während die Sträucher in den Raum integriert sind, ohne ihn jedoch zu dominieren. Alle Innenfassaden wurden renoviert, wobei die ursprünglichen Materialien ans Licht gebracht wurden, ohne die Patina der Zeit zu verlieren, die es erlaubt, das Alter der Artefakte zu verstehen und sich ihre Geschichte schon auf den ersten Blick vorzustellen. Das angegliederte Gebäude wurde komplett umgebaut und in einen Portikus umgewandelt, wobei Stein für das Tragwerk und das Dach verwendet wurde und das Holz für die Innenfassade, die jetzt aus Klappläden besteht, beibehalten wurde. Dort, wo diese Details verloren gingen, wurden diejenigen rekonstruiert, die zum Gebäudetypus gehören, wie z.B. die fein in Holz geschnitzte Traufdekoration.
Dieser große Innenhof ermöglicht den Zugang zu den drei historischen Hauptgebäuden durch verzierte Portale, die direkt zu den einzelnen Höfen führen. Hier wurden die geschnitzten Holzfronten der Werkstätten und Handwerker teils erhalten und saniert, teils abgerissen und so überdachte, aber offene Räume geschaffen. Die interne Zirkulation wurde vollständig in die Höfe verlegt, so dass die Gäste frei leben und diese zentralen Räume teilen können. In den oberen Stockwerken wurden die überschüssigen Trennwände abgerissen und die Struktur wurde dort, wo sie in schlechtem Zustand war, in Kontinuität mit der ursprünglichen Struktur ersetzt.
In den Innenräumen finden heute die antiken Strukturen, insbesondere die Fachwerkbinder und die Fassaden auf dem Hof, die trotz der allgemeinen Nüchternheit so detailreich sind, eine Kontinuität mit den rekonstruierten Teilen. Ein Detail von besonderem ästhetischen Wert befindet sich in der Anlage, die den Haupthof umfasst: die Außenmauer, die L-förmig zum Fluss hin ausgerichtet ist, wurde mit vielen sich überlappenden Ziegeln bedeckt, die nur das leicht geschwungene Profil zeigen. Die Wand scheint aus Stapeln von dünnen Fragmenten zusammengesetzt zu sein, auf den ersten Blick nicht erkennbar und deshalb so faszinierend. Eine Vielzahl von Nuancen begleitet das Auge bei der Betrachtung einer Fassade mit einem weichen und daher umso erstaunlicheren Erscheinungsbild. Ein bauliches Detail von großer Schönheit, das, ohne mit dem Alten zu kontrastieren, die Präsenz und den Wert des zeitgenössischen Projekts hervorhebt.

Mara Corradi

Architects: HUA Li / TAO (Trace Architecture Office)
Design team: HUA Li, Zheng Jingwei, Zhang Feng, Lai Erxun, Jin Longqiang, Rocco Felice Corini, Liu Wenjuan, Shi Ailun, Duan Qi.
Structural engineer: Ma Zhigang, Sun Kai
MEP engineer: Lv Jianjun, Li Xin, Zhou Yong, Li Wei
Client: Beijing Origin Inn Group
Location: Taxia Village, Nanjing County, Fujian, China
Floor area: 3913.74 sqm
Structural system: Timber/Steel/Reinforce concrete structure
Design: 2015
Construction:2016-2017
http://www.t-a-o.cn/


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