09-02-2018

Palermo eine Stadt zwischen Kunst und Architektur

Sebastiano Provenzano, Gae Aulenti, Italo Rota, Carlo Scarpa, Giulia Argiroffi, Corrado Anselmi,

Palermo,

Reise,

Ein Jahr voller Ereignisse als Kulturhauptstadt 2018 und Sitz der Manifesta 12, der Europäische Biennale der Gegenwartskunst.



Palermo eine Stadt zwischen Kunst und Architektur
Palermo, Kulturhauptstadt 2018 und Ort der Manifesta 12, einer der wichtigsten Kunstbiennalen weltweit. Ein bedeutendes Schaufenster für die sizilianische Stadt, sowohl landesweit als auch international: eine Gelegenheit, den Wert der Kultur als Instrument des sozialen Zusammenhalts, der Integration und der Entwicklung zu verbreiten. Die Tour durch Palermo lässt uns eine lebendige Stadt entdecken, wo man das Klima eines erneuerten Vertrauens findet, das sowohl Privatleute als auch die öffentliche Hand zur Erneuerung von historischen Palästen und zur Investition von Ressourcen und Energien in neue soziale und kulturelle Räume bewegt. Palermo der Gegenwart, eine Stadt, die man so nicht erwartet und in der sich die großen Architekten mit dem Territorium der Stadt konfrontiert und wichtige Zeichen in deren Landschaft hinterlassen haben. Um die historischen, architektonischen und künstlerischer Schönheiten der Stadt genießen zu können, wurde eine Neuorganisation der kulturellen Örtlichkeiten vorgenommen und diese in vier “Pole” unterteilt. Die Orte, an denen die Events und Aktivitäten 2018 stattfinden, sind die Kulturbaustellen “Cantieri culturali della Zisa”, das Teatro Massimo, der Palazzo Sant’Elia, der Loggiato San Bartolomeo, Spasimo, der Palazzo Branciforte, der Komplex Sant’Anna alla Misericordia und das Städtische Museum von Castelbuono.
Palazzo Abatellis: Architekt Carlo Scarpa
Man wird neugierig gemacht durch einen kürzlich veröffentlichen Roman, der sich anhand einer geschichtlich-detektivisch angehauchten Erzählung alternativ zur Besichtigung des Museumsprojekts von Carlo Scarpa für die “Galleria Regionale” von Palazzo Abatellis entwickelt. 1953 führte der Architekt Carlo Scarpa in Palermo eine der wohl wichtigsten Arbeiten des modernen Konzepts der architektonischen Restaurierung in Italien aus: im Herrenpalast im Herzen des Stadtviertels “della Kalsa”, heute Sitz der regionalen Galerie für die Kunst des Mittelalters, hat Scarpa ein Ausstellungskonzept entwickelt, das Walter Gropius “Ein Meisterwerk. Das beste Museumsambiente, das ich je in meinem Leben gesehen habe” definiert. Im Inneren eines der wohl bedeutendsten Bauwerke der gotisch-mediterranen Architektur des westlichen Siziliens, ist es Carlo Scarpa gelungen, die ausgestellten Meisterwerke mit genialen Lösungen als einzigartig darzustellen. Insbesondere die Halterung der Gemälde auf nur einer Seite, so dass man sie – je nach Lichtbedingungen – von Hand drehen kann.
Palazzo Branciforte: Architektin Gae Aulenti
Ein Projekt, das die Sprache der modernen Architektur benutzt und dabei von der Idee der Kontinuität und der Theorisierung des «Architektur machen und das Werk nicht am Ort sondern im Ort und von daher in der Geschichte zu verankern» ausgeht. Die Architektin Gae Aulenti vereint so die Fragmente der alten Stadt, ohne diese zu denaturieren und verfolgt dabei anhand der Nutzung des historischen Bezugs, den Weg der Erneuerung zur Verteidigung der Autonomie der Ästhetik des Ortes, der Kultur und der Tradition. Die Restaurierung hat fünf Jahre gedauert und ein modernes Kulturzentrum hervorgebracht, das sich in einem historischen Palazzo aus dem 17. Jahrhundert befindet in dem die archäologische Sammlung zu sehen ist, die aus den Depots der Stiftung stammt: über 4.700 Ausstellungsstücke in erdbebensicheren Vitrinen, die am Mauerwerk stehen und vom Büro Aulenti ebenso wie die anderen Einrichtungsgegenstände entworfen wurden. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befinden sich der Bookshop und der Konferenzsaal. Im ersten Stock ist die Bibliothek mit über 40.000 Bänden untergebracht. Besonders schön der ehemalige Archivraum aus Holz mit einem labyrinthartigen System aus Regalen, Treppen und Plattformen, in denen heute wandernden Kunstausstellung zu sehen sind.
La Cala: Architekten Sebastiano Provenzano und Giulia Argiroffi
Die Erneuerung der Bucht von Palermo gilt als einer der Eingriffe, die die Wiedergeburt der Stadt markieren. Ein vergessener Ort, der nun wieder zum Mittelpunkt des städtischen Lebens geworden ist. Die beiden Architekten haben mit ihrem Projekt die Verbindungen zwischen Stadt und Meer wieder hergestellt und haben den Preis der internationalen Architekturbiennale von Bilbao 2015 gewonnen.
Meerespromenade Foro Italico: Architekt Italo Rota
Italo Rota hat sich mit dem “Meer” der palermitanischen Bürger konfrontiert. Er wurde beauftragt, sich mit der Gestaltung der alten Promenade zu befassen und dabei auch Platz für Sport, Kinder und Freizeit zu definieren. Spannend auch die verkehrsberuhigenden Elemente aus lasierter Terracotta, die Bänke aus Keramik mit blauem Kissen und die Sofas, die in “Zimmern” mit einem roten Betonteppich in der Mitte angeordnet sind und von jungen Künstlern aus Palermo verziert wurden.
Teatro Garibaldi.
Auf dem Gelände eines ehemaligen Gartens errichtet, wurde dieses Theater 1862 im Beisein von Giuseppe Garibaldi eröffnet. Das Theater hatte seine Geschichte mit Höhen und Tiefen, doch die neuesten Renovierungsarbeiten haben der Stadt glücklicherweise dieses historische Erbe als Denkmal und Geschichtszeuge zurückgegeben.
GAM – Galerie für moderne Kunst: Architekt Corrado Anselmi
Im Jahr 1910 gegründet, befindet sich die Galerie in dem Gebäudekomplex von Sant’Anna, ein sehr malerischer Ausstellungsort. Die Galerie entwickelt sich auf drei Ebenen: im Erdgeschoss finden wir die Werke des Neoklassizismus und der Romantik, die sich an der klassischen Mythologie inspirieren, im ersten Stock die Werke des Verismus und Meisterwerke des 19. und 20. Jahrhunderts und dann im zweiten Stock die Werke, die dem italienischen und sizilianischen Symblismus und Modernismus gewidmet sind.
Palazzo Amoroso: Architekten Banfi, Belgiojoso, Peressutti, Rogers
Die Architekten Gian Luigi Banfi, Lodovico Barbiano di Belgiojoso, Enrico Peressutti und Ernesto Nathan Rogers sind die Planer von Palazzo Amoroso, der im Jahr 1974 vollendet wurde und ein für die Stadt Palermo seltendes Beispiel rationalistischer Architektur darstellt. Die Palermitaner nennen das Gebäude “La milanese”, denn es ist ein mehrgeschossiger Bau ohne Balkone aber “mit kleinen Fenstern, wie man sie in Mailand sieht”.

Cintya Concari

Bildnachweis: Wir bedanken uns bei der Stadt Palermo - Tourismusförderung

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