12-06-2018

Das Design und die Pop-Kultur der Diskotheken in Italien

Beppe Riboli, Fabio Madiai, Ippazio Fersini, Carlo Mollino,

Freie Zeit,

Eine Welt der Innenarchitektur, Möbeldesign, Grafikdesign, Licht, Kunst, Mode, eine wirklich glamouröse Reise in die Wohnwelt der Musik.



Das Design und die Pop-Kultur der Diskotheken in Italien
Die Ausstellung Night Fever. Designing Club Culture 1960- today, im Vitra Design Museum in Weil am Rhein, Deutschland, geöffnet bis zum 9. September, erzählt die Geschichte von Design und Musikkultur ab den 1960er Jahren durch Möbel, Mode, Filmdokumente, Musikbeispiele, Grafikdesign, Installationen und Lichteffekte. Ein Exkurs über das Nachtleben, dessen Akteure avantgardistische Träger von Bildern neuer Lebensstile, Orte und Begegnungen waren, in scharfem Gegensatz zu gesellschaftlichen Normen. Seit dem Jahr 2000 wurde die architektonische Gestaltung dieser Räume modifiziert und vorwiegend Orte außerhalb urbaner Kontexte bevorzugt, womit der Mythos der Unterwelt für immer zu enden scheint. Heute, in den großen Städten, sind die kühlen urbanen Orte, wo man die der Nacht finden kann, fast alle bar besonderer Ästhetik und erinnern ein wenig an die alten "Bar dello Sport", typische Cafés in den kleineren Orten, die von Charme und Beständigkeit entleert sind. Vielleicht wünschen wir uns wieder eine radikale Form der Architektur, wie die der 60er Jahre, die das Potenzial von Kitsch, Farbe, Ironie nutzt und die Proportionen verzerrt.

Auf unserem Weg können wir nicht umhin, den 1965 gegründeten Piper Club in Rom zu erwähnen, der bald zur berühmtesten Disco Italiens wurde. Im Inneren traten ausländische Gruppen wie Pink Floyd auf, und die Besucher waren zeitgenössische Künstler wie Piero Manzoni und Andy Warhol. 
Aber Florenz stand auch im Rampenlicht mit zwei Gruppen, die für radikale Architektur wichtig waren: Superstudio und Gruppo 9999, deren Projekte vom Lokal Electric Circus in New York inspiriert wurden. Während im restlichen Italien der Architekt Ugo La Pietra Bang Bang, eine Diskothek in einer Boutique baute, entwarf die Gruppe Ufo in Forte dei Marmi das Bamba Issa, inspiriert vom Comic aus dem Jahr 1951, Donald Duck und die magischen Sanduhr, und in Florenz realisierte 9999 die Disco Space Electronic.

Tanzsaal Lutrario – heute Le Roi Music Hall – Architekt Carlo Mollino 
Der kaleidoskopische Traum des Architekten Carlo Mollino lebt noch immer in Turin: Le Roi Music Hall. Der Architekt Mollino entwirft mit seiner exzentrischen Phantasie den Raum wie einen Märchenwald aus Keramik und Mosaiken. Bunte Majolika, verwirrende Spiegel und opulenter Marmor führen auf die Tanzfläche. Der doppelt hohe Raum hat einen Balkon mit schmiedeeisernen Geländern und himmelblauen Schiebevorhängen. Der Raum wird von einer Doppelreihe farbiger Lichter beleuchtet, die wie Stalaktiten von der Decke hängen. Heute ist ein Teil der damals vom Architekten Mollino entworfenen Möbel wiederhergestellt worden, insbesondere 12 Originalstühle, die in ihrer Ausgestaltung einzigartig sind.

QI Clubbing - Erbusco – Architekt Beppe Riboli
Die Einfachheit und Sauberkeit der Formen akzentuieren die architektonische Theatralik des gestalteten Raumes und verbinden sie mit Technik, Licht und Projektionen. Eine wichtige architektonische Wirkung, die aus zwei Hauptbereichen besteht, dem großen dynamischen mechanischen Zylinder und dem Behältnis als unbeweglichem und kristallisiertem Diaphragma. Der Ring um den Zylinder vermittelt zwischen den beiden Baukörpern, wie eine Art schwebender Durchgang zwischen Farben und Bühnenbild. Eine Kontamination zwischen hängenden Spiralgängen aus Kristall, Glasfaserkabel, Kabeln, Aufzügen, Motoren und Zugstangen.

Reflexo - Urgnano – Architekt Beppe Riboli
Ein besonderer Ort aufgrund der hohen und komplett verglasten Fassaden, die eine Fläche von sechshundert Quadratmetern einnehmen. Das Projekt teilt den Raum in zwei Zonen, die zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen Funktionen genutzt werden. Die Räume sind durch eine Lichtblende, eine Glaswand und ein Ausstellungsregal in Eiche getrennt. Die Protagonisten sind die Werkstoffe wie Eisen und Plexiglas, Marmor, Betonfertigteile, Corten, alle bewusst mit Vintage-Möbeln gemischt, um einen starken Image-Kontrast zu schaffen.

Cocoricò - Riccione
Mit seiner pyramidenähnlichen Struktur aus Glas und Stahl ist es seit den neunziger Jahren der Tempel der italienischen Techno-Musik, auch Mekka der Dance Music genannt. Eine Kultstätte par excellence der sogenannten alternativen Clubber.

Lidò Disco Club - Montecatini Terme -  Interior Designer Fabio Madiai 
Konzipiert mit Bühnentechnik, ist die Besonderheit des Raumes eine Brücke, die den Poolbereich in zwei Teile teilt und auf der die Tische der Kunden stehen. Eine komplett schallisolierte Brücke, ein auf dem Wasser ruhendes "Privé". Die Kolonnade mit ihren durchgehenden Säulen und Pfeilern ist sehr speziell. Die Mischung aus Interieur und Szenerie wird durch den Waeli-Stil gespeist, bei dem die Alterung der Materialien einen Mehrwert darstellt.

Gibò – Località Ciolo -  Santa Maria di Leuca - Architekt Ippazio Fersini
In dem Buch L’architettura di Pietra (Stein-Architektur) von Alfonzo Acocella steht über das Gibò: “Diese Architektur ist so eng mit der steinigen Landschaft verbunden, dass sie mehr als das Werk des Menschen, eine spontane Felsformation der Mutter Erde zu sein scheint”. Von diesem Lokal hat man eine herrliche Aussicht auf das Meer und die Felsen. Ein Club mit einer Fläche von 8000 Quadratmetern steil über dem Meer von Santa Maria di Leuca, der in 5 Ebenen gegliedert ist, mehr als 25 Terrassen auf das Meer hat, 2 Tanzsäle direkt im Felsen und eine Jahrtausende alte Grotte “delle Prazziche di Sopra,”, Weltkulturerbe der UNESCO, ganz am Ende der Anlage.
2013 wurde es beim MICS in Montecarlo (Monaco International Clubbing Show) als Bester Club Italiens 2013 ausgezeichnet

Cintya Concari

Bildnachweis: 
Courtesy by Vitra Museum – Ph Mark Niedermann, Gruppo 9999 ph Carlo Caldini, Gruppo Ufo ph Carlo Bachi, Studio Akoaki – Anya Sirota und Jean Louis Farges in Zusammenarbeit mit Bryce Detroit, Design Gianni Arnaudo/Studio 65, Studio 65 - Paolo Mussat Sartor, Vincent Rosenblatt, OMA/Rem Koolhaas.
Archivio Ugo La Pietra/ Ph Ugo Mulas
Open House Torino/ Ph  Barbara Corsico,
Studio Architetto Riboli
Fabio Madiai interior 
Gibò Luxury Club & Wedding

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