07-09-2018

Wien: Gegenwart in der kaiserlichen Hauptstadt

Jean Nouvel, Ortner & Ortner, Hans Hollein, Dominique Perrault, Massimiliano Fuksas, Zaha Hadid Architects,

Wien, Österreich,

Reise,

Seit Anfang der 1980er Jahre bis heute hat sich das Bild der Stadt, die in der Vergangenheit von dem Prunk kaiserlicher Paläste, klassischer Museen, als immaterielles Kulturerbe geltender Cafés, der Wiener Musik mit ihren Walzern und dem Neujahrskonzert geprägt war, mit ihren neuen architektonischen Emblemen von großer Bedeutung verändert und ist gleichzeitig zu einem wichtigen Zentrum der zeitgenössischen Kunst geworden.



Wien: Gegenwart in der kaiserlichen Hauptstadt
Haas - Haus – Architekt Hans Hollein
Mitte der 80er Jahre brach in Wien ein gewaltiger Architekturskandal aus: das Projekt des Architekten Hans Hollein für den Bau eines modernen Glasbaus vor dem Stephansdom. Das Haas-Haus wurde 1990 erbaut und eingeweiht, und die zeitgenössische Architektur Wiens erhielt mit diesem Projekt mehr Aufmerksamkeit.

Hundertwasserhaus - Architekt Friedensreich Hundertwasser
Eines der berühmtesten Gebäude der 1980er Jahre ist das Hundertwasserhaus, die kurioseste Sozialwohnanlage Wiens. Das Kunst Haus Wien und die Verbrennungsanlage Spittelau sind ebenfalls vom selben Autor. Der Architekt Hundertwasser hat in all seinen Arbeiten kreative architektonische Freiheit und Harmonie mit der Natur beansprucht. Seine farbenfrohen Projekte wurden sowohl von Wienern als auch von Touristen sehr gut angenommen.

Vienna Twin Towers – Architekt Massimiliano Fuksas
Die Skyline der österreichischen Hauptstadt wurde durch das Projekt des Architekten Massimiliano Fuksas bereichert, der von einer Kontamination zwischen Kunst und Architektur ausging und fast eine Land Art-Intervention schuf: Die Türme, 37 und 34 Stockwerke, sind zwei 138 und 127 Meter hohe leichte Giganten, die in zwei riesige transparente Glaswände eingefügt sind, deren Konturen nicht erkennbar sind. Die Türme sind weder parallel noch senkrecht sondern leicht versetzt zueinander angeordnet, und werden durch eine Reihe von unregelmäßig in verschiedenen Höhen angeordneten Brücken miteinander verbunden.

Gasometer - Architekt Jean Nouvel
Dies ist einer der außergewöhnlichsten Fälle einer Sanierung industrieller Architektur, auch aufgrund der Größe des Eingriffs, an dem die größte Gaswerkstatt Europas beteiligt war. Ziel des Projekts war es, vier Gasometer für Wohnungen und damit verbundene Dienstleistungen bereitzustellen und das gesamte Stadtgebiet zu regenerieren. Der Entwurf des Architekten Jean Nouvel für den Gasometer A änderte sein Äußeres nicht vollständig, sondern nutzte die Türme, um Wohnräume einzubauen, die auf der Innenseite der Wände ruhen. Mit der Glasabdeckung und den verwendeten Materialien Glas und Stahl ist die Konstruktion bemerkenswert leicht.

Hotel Stephansdom - Architekt Jean Nouvel
Es ist nicht nur ein Hotel, denn das Projekt des Architekten Jean Nouvel ist ein echtes Kunstwerk, das in Zusammenarbeit mit anderen Architekten wie Pipilotti Rist und Patrick Blanc entstanden ist. Das Hotel Stephansdom ist ein komplexes Gebäude aus Glas und Stahl mit verschiedenen Fassaden und Farbspielen von weiß bis schwarz. Patrick Blanc hat einen vertikalen Garten mit 20.000 verschiedenen Pflanzenarten angelegt, während Pipilotti Rist helle und farbenfrohe Decken mit spektakulären Videoprojektionen geschaffen hat.

Museumsviertel
Nach dem Projekt des Architekturbüros Ortner & Ortner, das hinter den bestehenden historischen Museen den Bau von zwei neuen Museen in zwei spiegelgleichen und doch antithetischen Räumen vorsah, entstand 2001 ein neues Aggregationszentrum für die Stadt Wien.

Leopold Museum - Architekten Ortner & Ortner
Es ist ein riesiger Würfel aus weißem Zement, der im Kontrast zum Komplex der ehemaligen kaiserlichen Ställe steht. Der Neubau mit weißem Muschelkalkstein belegt 5.400 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf vier Etagen. Der skurrile und gigantische 24 Meter hohe Kubus wirkt wie ein Monolith von klassischer Eleganz. Die großen Fenster beleuchten das gesamte Gebäude, insbesondere das 19 Meter hohe Atrium mit Glasdach, ist eines der modernsten Beispiele für Museumsinterieurs. Das Panoramafenster im vierten Stock bietet einen schönen Blick auf die Hofburg und die Dächer der Wiener Innenstadt. Im Inneren kann man neben den Werken von Schiele die ebenso visionären Werke von Gustav Klimt bewundern.

Mumok – Architekten Ortner & Ortner
Wenige Schritte von Leopold entfernt, beherbergt Mumok die ständige Sammlung der wichtigsten Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts, wie Modernismus, Pop Art und Fluxus. Die Ausstellung zeigt Werke von Pablo Picasso, Andy Warhol, Paul Klee, Piet Mondrian, Robert Rauschenberg und Jasper Johns. Draußen sieht das Gebäude aus wie ein gigantischer, mit grauem Basalt bedeckter Quader, dessen Dach leicht geschwungen ist, während das Innere eine Ausstellungsfläche von 4.800 Quadratmetern hat, die in fünf Ebenen unterteilt ist. Eine Besonderheit der beiden Strukturen ist ein großer Platz mit Cafés und Restaurants, wo man sich unterhalten, lesen und entspannen kann.

Library & Learning Center - Architektin Zaha Hadid
Die Architektin Zaha Hadid entwarf den Hauptteil des Campus, zu dem auch die Bibliothek mit Blick auf den Park und die Aula Magna gehört. Das asymmetrisch angelegte Gebäude umfasst eine Fläche von über 41.000 Quadratmetern und beherbergt ein Sprachlabor, Seminare, Verwaltungsbüros, Veranstaltungsräume, ein Studentenzentrum, eine Buchhandlung und eine Cafeteria. Das Gebäude, das auf 5 oberirdischen Ebenen entwickelt wurde, besteht aus zwei überlappenden und ineinandergreifenden Hauptvolumen, wobei der höchste Körper durch ein freitragendes Dach mit einem Glaskopf zum Praterpark hin gekennzeichnet ist. Die lineare und quadratische Gestaltung der Fassaden wird durch den fließenden Innenraum kontrastiert, der von der großen Eingangshalle, dem als zentraler Platz konzipierten Forum, dominiert wird, während die letzten beiden Ebenen, die den grünen Park überragen, vollständig als Bibliothek genutzt werden.

DC Tower - Architekt Dominique Perrault
Der Architekt Dominique Perrault realisierte 2013 den DC Tower, Österreichs höchstes Gebäude mit einer "welligen" Fassade und schlanker Struktur. Die Wellen der Fassade geben ein flüssiges, immaterielles und formbares Erscheinungsbild, das sich bei sich wechselnden Lichtverhältnissen ständig verändert. In den Innenräumen hingegen versucht der Architekt Dominique Perrault, dem Gebäude einen materiellen Aspekt mit einer starken physischen Präsenz zu verleihen. Hier ist die Struktur des Bauwerks mit seinen Stahlbetonrahmen zu sehen. Stein und Metall wurden in den Eingängen und in den Verteilungsräumen verwendet, um den Eindruck einer in sich ruhenden Struktur zu erwecken.

Cintya Concari

Bildnachweise:
Architekturzentrum Wien: Photo Hertha Hurnaus
Architekturzentrum Wien, Café Restaurant Corbaci: Photo Hertha Hurnaus
Mumok Museum: Photo Mumok
Mumok foyer : Photo Stephan Wyckoff
Leopold Museum: Photo Leopold - Frank von zur Gathen, Katrin Bern Steiner, Julia Spicker
Photo by Roberto Marcatti per: Mak Museum – Stephansdom Hotel - Loose House - Haas House Gasometro - Wu Campus - Hundertwasserhaus

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