05-07-2017

“Alvaro Siza. Viagem sem programa” Interview mit den Kuratoren

Eduardo Souto de Moura, Alvaro Siza,

FAB Architectural Bureau,

Derzeit werden im FAB Architectural Bureau von Castellarano die Portraits und die Zeichnungen des Meisters der portugiesischen Architektur ausgestellt. Wir haben mit Greta Ruffino und Raul Betti, den Kuratoren der Ausstellung “Alvaro Siza. Viagem sem programa”, gesprochen, die von Floornature im Ausstellungsraum von Fiandre eingerichtet wurde.



“Alvaro Siza. Viagem sem programa” Interview mit den Kuratoren
Woher stammt die Idee, die besonders privaten Portraits und Zeichnungen von Alvaro Siza auszustellen und dabei die architektonischen Werke auszuschließen?
Die Idee, der diese Ausstellung zugrunde liegt, entspringt einer Reihe unserer Treffen mit Siza in seinem Büro in Porto und der Möglichkeit, auf sein Archiv zugreifen zu können. Ein echtes Privileg und wir hatten die Gelegenheit, seine Art der Gestaltung aufmerksam zu beobachten und die Wirklichkeit und die verschiedenen Umfelder zu untersuchen. Aus dieser Erfahrung ist die Idee entstanden, eine Ausstellung zu realisieren, die auch anderen die gemeinsame Erfahrung dieses Privilegs ermöglichen konnte. Der Wunsch war es, die Architektur und den Architekten anhand des Menschen, seines privateren Teils zu erzählen, also der Privatsphäre, die Siza mit den Freunden und mit ihn nahestehenden Personen oder auch mit Fremden teilt, die er betrachtet, während er Notizen macht und die er gerne anhand der Zeichnung festhält.

Wie hat Siza auf den Titel der Ausstellung Viagem sem programa reagiert? 
Als wir dem Architekten Siza den vorläufigen Titel “Reise ohne Programm” vorschlugen, um seine Meinung zu hören, sagte er uns, dass seine Reisen eigentlich immer geplant waren, da es sich um Berufsreisen handelte.
Als wir ihm dann aber näher erläuterten, dass das, was wir erzählen wollten, eine metaphorische Reise sei, die mit dem Leben und den zufälligen Treffen, die in der Lage sind, den Gang der Dinge zu verändern zusammenhing, da hat er uns seine Zustimmung gegeben und wir haben den Titel auch gewollt auf Portugiesisch gelassen. Die Ausstellung entsteht außerdem in der Absicht, eine Wanderausstellung zu sein, also von daher auch ein wenig “ohne Programm” je nach den Gelegenheiten und Anfragen, die sich bieten.

Unter der Hausnummer 53 von Rua do Aleixo in Porto befindet sich nicht nur das Büro von Alvaro Siza sondern auch das von Eduardo Souto de Moura und anderen portugiesischen Architekten, wie dem 2005 verstorbenen Fernando Tavora. Welche Bedeutung hat eine so atypische räumliche Nähe?
Auch in der Video-Dokumentation, die in Portugal zur Ergänzung des Ausstellungsprojekts mit den 53 Zeichnungen gedreht wurde, betont Siza das wichtigste Motiv dieser Entscheidung, die vor allem mit der Freundschaft zusammenhängt. Eine sehr enge Verbindung, die während der Jahre an der Universität zwischen ihm und Tavora und später auch mit den Architekten Souto de Moura und Rogerio Cavaca entstanden ist. Außer der Freundschaft sind es auch Gründe, die mit dem Wert der gemeinsamen Arbeit, jeder in seinem Büro, im gleichen Gebäude verbunden sind. Siza spricht von einer starken Freundschaft und den gemeinsamen Notwendigkeiten, die zu einem gemeinsamen Raum geführt haben.

Welche Bedeutung hat die Zeichnung Eurer Ansicht nach im geistigen und kreativen Prozess von Alvaro Siza?
Siza liebt es zu zeichnen und oft zeichnet er auf Reisen, wenn er Notizen macht, eine Idee fixiert oder ein interessantes Detail für das Projekt notiert, an dem er gerade arbeitet. Es ist ein Art und Weise, sich zu erinnern. Zeichnen ist aber auch ein Genuss und ein Modus, um den Weg des Projekts voranzubringen, denn dieser Weg kann manchmal auch sehr schwierig und qualvoll sein. So finden sich auf seinen architektonischen Skizzen auf dem gleichen Blatt auch Zeichnungen, Portraits, Details und Anmerkungen.

Unter den ausgestellten Zeichnungen sind auch einige Selbstportraits. Wie zeigt sich der von Siza gezeichnete Alvaro?
Der Siza, der sich anhand der Zeichnungen erzählt, ist selbstironisch. Wir sehen hier Zeichnungen, wo man nur seine Hände sieht, das unvermeidliche Skizzenheft und das Bild dessen, was er gerade betrachtet. Und oft vergnügt sich Siza auch mit der Zeichnung seiner selbst in ungewöhnlichen Situationen, wie er im Sattel eines großen Pferdes sitzt, mit Kleidern eines Generals oder auf den Flügeln einer Taube, die über die Stadt fliegt.

Mara Corradi

Bildnachweis: © Corrado Ravazzini
Die Ausstellung im FAB Architectural Bureau von Castellarano wurde am 8. Juni 2017 eröffnet und ist nach Reservierung für Gruppen bis zum 7. Juli zu sehen.

http://www.fab-architectural.com
http://www.dumbodesignstudio.it

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