07-03-2018

Christ & Gantenbein: Erweiterung des Landesmuseums in Zürich

Christ & Gantenbein,

Walter Mair, Roman Keller,

Zürich,

Museen,

Christ & Gantenbein haben an der Renovierung und dem Ausbau des Schweizer Landesmuseums in Zürich gearbeitet. Der neue Baukörper von Christ & Gantenbein entspringt dem vorhandenen Museum im Stil des Historismus und vollendet dabei die Idee der Kulturinsel im Herzen Zürichs.



Christ & Gantenbein: Erweiterung des Landesmuseums in Zürich
Im Jahr 2002 hat das Basler Büro Christ & Gantenbein den Wettbewerb für die Restaurierung und den Ausbau des Landesmuseums Zürich gewonnen, dem Hauptsitz des Schweizer Landesmuseums in Zürich. Es handelt sich um ein wichtiges Museum der Stadt, das zwischen 1892 und 1898 errichtet wurde, um die Kollektionen zu beherbergen, die die Kulturgeschichte des Landes erläutern. Nach dem Entwurf des Schweizer Architekten Gustav Gull im Stil des damals herrschenden Historismus, inspirierte sich die erste Museumsanlage an englischen und französischen Schlössern mit Türmen und Höfen, mitten im Grün, um den Wunsch des ersten Direktors Heinrich Angst zu erfüllen.
Das Museum liegt zentral in der Stadt, auf der vom Zusammenfluss der Flüsse Sihl und Limmat gebildeten Halbinsel, genau gegenüber dem Hauptbahnhof. Mit den beiden Flussufern im Osten und im Westen, dem Parkspitzpark im Norden und der Eisenbahn im Süden, war die Museumsanlage bereits eine Art “Festung” in der Stadt, deren monumentale Präsenz heute von dem Anbau nach dem Entwurf von Christ & Gantenbein betont wird.
Der lange Planungsweg und die anschließende Ausführung beginnt 2002. Zwischen 2006 und 2009 erfolgt die Renovierung des Flügels vor dem Bahnhof, zwischen 2012 und 2015 wird der Neubau fertig, darauf folgte die Sanierung der Schule der Bildenden Künste und der Innenhöfe um dann die Eröffnung der erweiterten Anlage im Sommer 2016 zu feiern. Zwischen 2017 und 2020 wird dann die Renovierung der Ost- und Westflügel abgeschlossen. Dann wird das Museum wieder in all seinen Teilen dem Publikum geöffnet und wird ein neues Kapitel in der musealen Darstellung der Schweizer Geschichte schreiben.
Zurück zum Neubau, der am 31.August 2016 eröffnet wurde. Dieser beherbergt neue Ausstellungssäle, ein Auditorium und eine Bibliothek in einem Baukörper, der stark mit dem Stil des Bestands kontrastiert, mit diesem aber in einem dimensionalen und stofflicher Dialog steht. Die Grundidee des Entwurfs von Christ & Gantenbein war nämlich, mit der neuen Architektur ein urbanistisches Ganzes zu schaffen, ein als ganzheitlich erkennbarer Kern sowohl bezogen auf die Erkundung des Inneren, in den neuen Höfen, die zwischen dem alten und dem neuen Museum vermitteln, als auch aus der Ferne, von den gegenüberliegenden Uferseiten.
Das charakteristische Element des Turms des ersten Museums wird zu dominierenden Thema des zweiten. So werden die Giebelfassaden, die ihrerseits historistische Interpretationen einer Vergangenheit sind, in ein Zickzack-Profil umgesetzt und die neue Struktur tritt vor dem Hintergrund der alten hervor – mit der gleichen Emphase und Pracht, wenn auch mit einer komplett anderen, zeitgenössischen, geometrischen und sehr nüchternen Sprache hervor. “Das Neue ist so ohne das Alte nicht vorstellbar und trotzdem so unverwechselbar modern.” erklärt das Büro Christ & Gantenbein.
Der Erweiterungsbau fügt sich in die alte Anlage von Gustav Gull mit dem offenen Hofgrundriss genau dort ein, wo der Umfang sich unterbricht und sich auf natürliche Weise auf ein zweites Gelände mit einem dekonstruierten Grundriss öffnet: dieses Layout bietet Fassaden, die trotz ihrer Stattlichkeit bewegt wirken. Die neue Architektur verankert sich im Westen an den historischen Bau und erstreckt sich im Osten zum Fluss Limmat. Dabei werden zwei neue Höfe gebildet, die umgrenzt aber auch zum Park hin offen sind. An zwei Stellen erhebt sich die neue Struktur als sei sie eine Brücke und verbindet den alten Flügel mit der Landschaft, dem Park und den Flüssen. In ihrem Inneren nimmt diese Brücke eine monumentale Treppenserie auf, die zum größten Ausstellungssaal und der Tribüne des Auditoriums führt.
Das Gefühl der soliden Gelassenheit mit dem rechteckigen Grundriss und den “Sicherheit schenkenden” Dekorationen konfrontiert sich hier mit der ebenso mächtigen Struktur aus Stahlsichtbeton, der mit ungewöhnlicher Leichtigkeit aus dem Alten hervortritt. Der Maßstab der beiden Teile wirkt unverändert während der neue Beton mit dem antiken Tuffstein kommuniziert als sei er dessen freie und zeitgenössische Variante. Die Steinmauern des Palasts aus dem 19. Jahrhundert spiegeln sich in den immerhin 80 cm dicken Betonmauern wider, die die Wärmedämmung nach Standard Minergie-P Eco garantieren.

Mara Corradi

Architects: Christ & Gantenbein
Competition, 1st place Renovation and extension: 2002
Opening of extension: Summer 2016 
Client: Swiss Confederation, represented by the Federal Office for Buildings and Logistics (FOBL)
General contractor: ARGE Generalplaner SLM Proplaning AG / Christ & 
Gantenbein AG
Architecture: Emanuel Christ, Christoph Gantenbein, Mona Farag (overall project manager), Anna Flückiger (project manager for renovation), Daniel Monheim (project manager for extension)
Structural engineering Renovation:  APT Ingenieure, Zurich (Andreas Lutz) 
Extension:  WGG Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel (Heinrich Schnetzer), Proplaning AG, Basel (Jörg Paschke)
HVAC, cooling and sanitation: Stokar + Partner AG, Basel (Michael Hüssle)
Landscaping: Vogt Landschaftsarchitekten, Zurich
Floor area (extension): 7,400 sqm
Main usable area (extension) 6,100 sqm
Exhibition space (extension) 2,200 sqm
Environmental Certification: Minergie-P Eco (extension), Minergie (renovation) 

Photos by: © Roman Keller, © Walter Mair

www.christgantenbein.com
www.nationalmuseum.ch
www.bbl.admin.ch

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