Gus Wüstemann: Bezahlbarer Wohnbau für die Stiftung Baechi, Zürich

Hohe Wohnqualität und bezahlbarer Wohnraum sind die beiden Eckpfeiler des Neubauprojekts der Stiftung Isabel und Balz Baechi im Zürcher Stadtteil Albisrieden. Eines der meistdiskutierten Themen im Bauwesen, das des preisgünstigen, aber wohnraumorientierten Wohnens, ist eine Gelegenheit, mit dem Grundriss der Minimalwohnung, der Ausstattung und dem Verhältnis zum Wohnumfeld zu experimentieren.
Das 1997 in Zürich gegründete Büro Gus Wüstemann wurde mit dem Entwurf eines ambitionierten Sozialwohnungsprojekts an der Langgrütstrasse 107 beauftragt. Das Büro hat zwei weitere Büros in Spanien erworben. 2017 wurde der Schweizer Architekt Berater der Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, in Fragen der Stadtplanung. Das Thema guter bezahlbarer Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten ist mit Abstand eines seiner Lieblingsthemen. Im sozialen Wohnungsbau an der Langgrütstrasse hat die Forschung ihren höchsten Stand erreicht und stößt auf internationales Interesse.
Ziel der Stiftung Baechi war es, neun Wohnungen mit wesentlichen Funktionen in einem einzigen Block zu realisieren, der in ein Wohngebiet aus den 1950er Jahren eingefügt werden sollte. Diese Parzelle, die sich durch lineare Volumen auszeichnet, die hintereinander oder im rechten Winkel angeordnet sind, ist wie im gesamten Gebiet Albisrieden von großen Grünflächen durchsetzt. Das betreffende Grundstück befindet sich in der Nähe eines der Sportplätze des Viertels, zu dem es eine intensive Sichtbeziehung herstellt.
Unter den Gebäuderiegeln zeichnet sich der neue Sozialwohnungsbau durch seinenunregelmäßigen, trapezförmigen Grundriss aus, mit einem kompakten Volumen, das jedoch durch den Wechsel von Körpern und Hohlräumen dynamisch gestaltet wird. Die Architektur ist auf fünf Ebenen aufgebaut, die sich an der Größe des Viertels orientieren, wobei zwischen Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 60 Quadratmetern und Drei-Zimmer-Wohnungen mit 95 Quadratmetern unterschieden wird. Die Stärke dieser Grundrisse liegt in der Verbindung von großen Balkonen und Wohnbereichen, die als Fortsetzung voneinander konzipiert sind und den Raum durchschneiden. In jeder Wohnung trennt eine lange Mittelwand den Wohnbereich klar vom Schlafbereich, wobei der Wohnbereich als "Tunnel" konzipiert ist, in dem die Luft auf natürliche Weise zirkuliert und das Licht verteilt wird.

Gus Wüstemann erklärt, dass er sich die Wohnräume morphologisch so vorgestellt hat, als wären sie Innenhöfe, die den Betonblock, aus dem das Gebäude besteht, sauber durchschneiden. Die privateren Schlafbereiche hingegen sind wie "schwebend" und empfangen die Sonne morgens und abends direkt und mittags diffus und abgeschwächt. Er erläutert: “Ein durchgehender Raum, der topographisch das Gefühl erzeugt, der Wohnraum sei eigentlich ein Aussenraum”.
Da es weder eine praktikable noch eine nachhaltige Lösung ist, mit einer Vergrößerung des Raumes fortzufahren, wird die Raumwahrnehmung beeinflusst, die die durch die Umfassungsmauern gezogenen Grenzen verliert und sich einer breiteren Perspektive öffnet. Dank der großzügigen, trapezförmigen Balkone wird die Landschaft Teil des Hauses, ebenso wie das natürliche Licht, das durch die hellen Holzrollläden gemildert wird, die von den in Barcelona verbreiteten inspiriert sind.
Sehr feinfühlig ist die Sensibilität, die jedes Detail kennzeichnet, nicht im Sinne von Kostbarkeit, sondern indem sie eine differenzierte Lesart der Räume durch Veränderungen der Größe, der Materialien und der besonderen Ausführungen bietet. Die Außenwände und die Wände des Treppenhauses und des Aufzugs sind dicker, um die Wohnräume zu isolieren, während die dünneren Wände zwischen den Innenräumen ein Zeichen der Kontinuität zwischen den Räumen sind, die manchmal durch die Schiebetüren, die ungewöhnlich hoch über den Fußböden angebracht sind, betont werden. Sowohl bei den vertikalen als auch bei den horizontalen Flächen kontrastiert der raue und nackte Beton, der eher in Filter- oder halböffentlichen Bereichen verwendet wird, mit den polierten Oberflächen, die in den privateren Räumen eingesetzt werden, bis hin zur Verwendung von Holz, das beispielsweise im Schlafzimmer gewählt wurde und ein hohes Maß an Intimität vermittelt. Die Abdrücke des Holzes der Schalung erzeugen auf bestimmten Oberflächen ein ganz anderes Muster und bereichern eine scheinbar neutrale Umgebung mit unmerklichen Reizen. Nur wenige technische Details erinnern an die Idee des Hauses als Wohnmaschine: die ausziehbare Küchenplatte oder die rohen Holzschiebetüren, die sich wie ein Wanddetail einfügen.
In jeder Wohnung markiert ein massiver Betonbalken die Schwelle, während eine minimale Bank, die aus der Wand ragt, einen bequemen Empfangsbereich schafft. Ein Detail, das allen Unterkünften gemeinsam ist und das "serienmäßig" nachgebaut wird. Es kann nach Belieben ausgestattet und leicht angepasst werden, so dass sich jeder Bewohner oder jede Familie beim Betreten sofort wie zu Hause fühlen kann.

Mara Corradi

Architects: Gus Wüstemann architects www.guswustemann.com
Location: Zurich, Switzerland 　　
Design years: from 2016 to 2018
Construction years: from 2017 to January 2019
Principal in charge: Gus Wüstemann
Project team: Bianca Kilian, Daniel Pelach, Panagiota Sarantinoudi, Valentin Kokudev
Client: Baechi Foundation, Binderstrasse 58, 8702 Zollikon, Switzerland www.baechi-muralfoundation.ch
Structural engineer: Born Partner AG.
General contractor: Gus Wüstemann architects
Structural system: concrete
Major materials: concrete
Site area: 1505 sqm
Total floor area: 988.3 sqm
Photographer: Bruno Helbling www.helblingfotografie.ch

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