29-07-2022

B2 Architecture: Kabelovna Studios in Holesovice, Prag

Studio B2 Architecture,

Alex Shoots Buildings,

Prag,

Buros,

Die Kabelovna Studios von B2 Architecture stehen für einen neuen Einrichtungsstil für Aufnahmestudios und Postproduktionsumgebungen. Auffällige Neonlichter, die von den Architekten in Form von Schallwellen entworfen wurden, dominieren den industriellen Raum mit einem High-Tech-Touch.



B2 Architecture: Kabelovna Studios in Holesovice, Prag

Ein neues Innenraumkonzept für ein Musikaufnahmestudio ist das von Barbara Bencova entworfene und gebaute Studio in Holesovice, einem der industriellen Gründungsviertel der Stadt Prag. Kabelovna Studios stellt das Konzept des dichten, aber anonymen Containers in Frage, eines Bürodesigns voller fortschrittlicher Technologie, aber kalt, einer schwarzen Hülle, die mit isolierendem Material ohne Qualität bedeckt ist. Die Architektin arbeitete an dem Landschaftskontext, in den sie sich mit diesem Projekt einfügt, und gab der funktionalen Typologie ein neues Image.
Die Innovation stammt aus dem frischen, internationalen architektonischen Ansatz des Studios B2 Architecture, das 2012 von Barbara Bencova, einer Absolventin der Universitäten von Venedig und Prag und Schülerin von Renzo Piano, gegründet wurde und in dem nun auch Zuzana Bartasova begrüßt.
Die betreffende 250 Quadratmeter große, ebenerdige Fläche befindet sich in einer ehemaligen Elektrokabelfabrik in der Dělnická Straße 191/27. Der Stadtteil Holesovice im Herzen Prags ist heute ein gemischtes Viertel, in dem sich große Familienwohnungen mit Gärten und Büros abwechseln, in dem aber immer noch Werkstätten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu finden sind, als hier eine der ersten Arbeitersiedlungen entstand. Über einen Zeitraum von etwa 150 Jahren hat sich das Gebiet um die historischen Industriekomplexe herum entwickelt, die sich heute durch ihre Größe - oft ein ganzer Stadtblock -, durch den Rhythmus und die Größe der Fenster, die viel größer sind, und durch die dekorative Strenge des Äußeren auszeichnen.
Es gibt also noch eine industrielle Atmosphäre, die aber gesucht und entdeckt werden muss. Barbara Bencova und Zuzana Bartasova haben daher den erzählerischen Wert dieser Architektur erkannt und beschlossen, ihre charakteristischen Merkmale zu erhalten und sie mit einer teilweise konservativen Restaurierung hervorzuheben, in die sie Elemente der zeitgenössischen Sprache eingefügt haben.

Die Ziegelmauern wurden vollständig wiederhergestellt und konsolidiert, so dass die verschiedenen Strukturen der Konstruktion, die Unvollkommenheiten, die Lehmschattierungen und die Ausfachungen, die im Laufe der Zeit entstanden sind, unter dem Putz zum Vorschein kommen. Dazu gehören nun auch neue, die die Zugangsportale zu den Aufnahmeräumen neu gestalten, bei denen Stahlstürze für die akustischen Glastüren den ursprünglichen Bögen bevorzugt oder als zweckmäßiger erachtet wurden. Andererseits wurde Schwarz, das seit jeher die emblematische Farbe der Aufnahmeräume ist, verwendet, um zeitgenössische Elemente zu betonen, wie z.B. die Pfosten und Türen selbst, den Bodensockel, die Systeme und technischen Geräte an der Decke und für die neu errichtete L-förmige Wand, die den Empfangsbereich am Eingang zu den Studios umschließt. Schwarz ist auch das Kennzeichen aller neuen Metallmöbel, die von den Architektinnen eigens entworfen wurden.
Die Studios belegen einen Teil des Erdgeschosses, in dem auch andere künstlerische Aktivitäten, ein Modedesigner, ein Maler und eine Siebdruckerei untergebracht sind, so dass ein lebendiges kreatives Umfeld entsteht. In dem Teil der Etage, der für die Kabelovna Studios reserviert ist, wurde die große vertikale Breite von etwa 5 Metern, eine Eigenschaft, die der Fabrik eigen ist, einerseits in den Gemeinschaftsbereichen wie der Rezeption, der Lounge und den Mischräumen verstärkt und andererseits den akustischen Anforderungen in den Aufnahmeräumen geopfert. Tatsächlich wurde der Grundriss als Weg zum Herzen der Studios konstruiert, mit einem eher öffentlichen Bereich, einer Filterzone und einem letzten Bereich, der für Musikaufnahmen reserviert, geschützt und isoliert ist.
Im Empfangsbereich unterstreicht ein Kronleuchter, der über einem massiven Holztisch hängt, die vertikale Dimension des Raumes. Der ursprüngliche Betonboden wurde wiederhergestellt, ohne die Zeichen der Zeit zu entfernen. Ein großer rauer Holztisch, ein Wohnzimmer mit gepolsterten Sesseln aus den 1970er Jahren in dunklen Ziegeltönen, eine Reihe restaurierter Kinosessel mit recyceltem Leder. Überall sorgen Zierpflanzen, die sich von den Backsteinmauern abheben, für eine rustikale, authentische Atmosphäre.
Jenseits dieses ersten vielseitigen Raums, der ein bisschen Wartezimmer, ein bisschen Besprechungsraum und ein bisschen Gemeinschaftsraum ist, öffnen sich drei Glastüren zu ebenso vielen Mixerräumen. Ein neuer beiger Anhydrit-Mineralboden vereinheitlicht den Raum und ermöglicht es den Wänden und anderen vorhandenen Strukturen und Elementen, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken.
Hier haben die Architektinnen das vielleicht ausdrucksstärkste und identitätsstiftendste Detail der gesamten Intervention eingebaut: Neonlichter als große, warme Klangwellen, die sich entlang der Decken durch die Luft bewegen, jedes mit seinem eigenen Muster, das sich von den schwarzen Akustikdeckenplatten abhebt. Zur Unterstützung der choreografischen Beleuchtung dieser Elemente, die ebenfalls von Barbara Bencova und Zuzana Bartasova entworfen wurden, kommt echtes Tageslicht aus drei großen, restaurierten originalen Pyramidenoberlichtern.
Eine letzte Reihe von Glastüren ermöglicht den Zugang zu den Aufnahmeräumen, die überraschenderweise mit weißen Akustikpaneelen ausgekleidet sind, die zwar die geforderte Leistung erbringen, aber dennoch eine luftigere Umgebung bieten, als man erwarten würde.

Mara Corradi

Architects: Studio B2 Architecture www.b2architecture.eu
Author: Barbara Bencova
Project year: 2021-2022
Completion year: 2022
Usable Floor Area: 250 sqm
Client: Karel Havlíček / Kabelovna Studios www.karelhavlicek.com www.kabelovnastudios.cz
Acoustic panels: MAXIM, www.maximdtla.com

Photographer: Alex Shoots Buildings, www.alexshootsbuildings.com
Video: Michal Švarc, michalsvarc.com


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