Equipo de Arquitectura: Kindertagesstätte in Villeta, Paraguay

Equipo de Arquitectura, das Büro aus Asuncion, der Hauptstadt Paraguays, dessen Intermediate House wir vor kurzem veröffentlicht haben, hat im gleichen Zeitraum ein Projekt fertig gestellt, dessen Planung länger gedauert hat: die Kindertagesstätte in Villeta.
An der Grenze zu Argentinien, entlang des Flusses Paraguay gelegen, hat diese geordnete und ziemlich wohlhabende Stadt dank der industriellen Wirtschaft, die sich um den großen Wasserweg herum entwickelt hat, immer noch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen menschlichen Elementen und der Vegetation, so dass die Landschaft auch heute noch fast bis ins Zentrum der Stadt reicht.
Da das Grün also ein fester Bestandteil des städtischen Lebens ist, war es für Equipo de Arquitectura nicht schwer, eine Kindertagesstätte vorzuschlagen, die über die Idee eines von Mauern umschlossenen Gebäudes hinausgeht und seine Grenzen öffnet, indem sie die Natur mit einbezieht.“Die Kindertagesstätte entstand aus einer Reihe von Absichten, die sich auf künftige Generationen auswirken sollen. Architektur als Materie, Raum, Licht und ihre Integration in die Natur. Nur das Wesentliche” lautet die Absichtserklärung von Viviana Pozzoli, Horacio Cherniavsky und María Paz Sánchez von Equipo de Arquitectura.
Wenn das Intermediate house eine Studie über das Konzept des minimalen Wohnens und seine heutige Entwicklung war, kann dieses zweite Projekt von Equipo de Arquitectura vielleicht den gleichen Wert haben, wenn es um kollektive Gebäude für Kinder geht. Der Ausgangspunkt ist eine vollständige Umkehrung zwischen dem Konzept des vom Menschen geschaffenen Raums und dem des natürlichen Raums, zwischen Innen und Außen. Die Vorstellung, dass Kinder ständig in einer geschützten, geschlossenen und abgegrenzten Umgebung erzogen werden müssen, wird durch das übergeordnete Prinzip der Wechselbeziehung, der Kontamination durch die Umwelt, völlig überwunden.
Das Projekt nutzt das Konzept der Umfassungsmauer, um den Raum des Zentrums zu definieren. Der fast quadratische Grundriss wird von skulpturalen, vollständig geschlossenen Wänden durchzogen, die nur wenige Öffnungen nach außen lassen und so das Leben im Inneren andeuten. Anstatt einigen wenigen rhythmischen Fenstern die Funktion der Beleuchtung oder der Öffnung von Blicken nach außen zu übertragen, wagt es Equipo de Architettura, das Außen nach innen zu bringen. Diese Monumentalwände sind also nur eine Form der Begrenzung des von den Kindern bewohnten Raums, aber sie entsprechen nicht einer geschlossenen Umgebung. In ihrem Inneren koexistieren Gärten und Räume, Freiflächen und überdachte Klassenzimmer gleichermaßen, und dazwischen sind die Wege ganz im Freien angelegt.
Die größte Überraschung für diese Kinder ist wahrscheinlich, wenn sie durch ein imposantes Tor treten und sich in einer Grünanlage wiederfinden, in der ihre Klassenzimmer gebaut wurden.
Die vier Klassenzimmer, die Büros und die Servicebereiche sind zwar durch Wände abgegrenzt, aber die Verbindungen zwischen diesen Bereichen wurden als Außenanlagen gestaltet, so dass die Menschen, ob groß oder klein, immer nach draußen gehen und mit der Natur in Berührung kommen, wenn sie eine Tätigkeit unterbrechen, um eine andere zu beginnen, sei es die Nutzung der Toiletten oder der Weg vom Klassenzimmer zur Kantine.

Die Tagesstätte hat einen fast symmetrischen Grundriss, der in vier große Räume unterteilt ist: zwei Klassenzimmer, von denen jedes in zwei Teile unterteilt werden kann, einen Speisesaal und einen Verwaltungsbereich sowie die dazugehörigen Toiletten und Lagerräume. Ein grüner Innenhof, der nicht nur als Grünanlage, sondern auch zum Spielen genutzt wird, ist ein zentraler Punkt und der erste Raum, den man sieht, wenn man durch den Haupteingang kommt. Es ist ein Treffpunkt für verschiedene Altersgruppen, eine Oberfläche mit verschiedenen Texturen, “wo man durch Spielen lernt und spielt, um zu lernen”. Jedes Zimmer kommuniziert visuell mit diesem Innenhof, wird aber auch durch einen eigenen, jederzeit zugänglichen Garten ergänzt. Die herausragende Bedeutung der üppigen Natur Paraguays führt zu der Idee, dass die Vegetation ein integraler Bestandteil des menschlichen Lebens auch in alltäglichen Räumen sein sollte, wodurch das etablierte Konzept des Klassenzimmers als geschlossene Umgebung negiert wird.
Das Material, aus dem die mächtige Hülle aus dicken Mauern besteht, ist rohe Erde, natürlich belassen, ohne jegliche Oberflächenbehandlung, wobei alle Unvollkommenheiten erhalten bleiben. Die Designer erklären dazu: “Dieses Material, das primitive und grundlegende Informationen im Zusammenhang mit dem Gedächtnis und den Sinnen enthält, ermöglicht es uns, Texturen, Farben, Gerüche und eine Reihe von Emotionen zu erleben, die die Wahrnehmung und das Lernen in der frühen Kindheit bereichern”.
Dieses feuerfeste Material bildet zusammen mit der Anordnung von Öffnungen zwischen den Räumen zur Förderung der natürlichen Belüftung und dem Gründach, das in der heißesten Jahreszeit vor Strahlung schützt, die Elemente der passiven Energiestrategie des Projekts.

Mara Corradi

Architects: Equipo de Arquitectura (Viviana Pozzoli, Horacio Cherniavsky, María Paz Sánchez) www.equipodearquitectura.com
Client: Las Tacuaras S.A.
Year: 2021
Location: Villeta, Paraguay
Area: 450 sqm
Structural engineering: Federico Taboada
Landscape: Lucila Garay
Photographer: Federico Cairoli http://www.federicocairoli.com/

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