08-10-2021

BLAF Architecten: Familienhaus in Mechelen, Flandern

BLAF Architecten,

Stijn Bollaert,

Mechelen (Belgium),

Ville,

BLAF Architecten besinnt sich auf eine traditionellere Bauweise, bei der verschiedene Materialien kombiniert und ihre energetische Leistung genutzt werden. Im Famlienhaus in Mechelen, Belgien, arbeitet BLAF am Grundriss, um einen allmählichen Übergang von offenen und theatralischen Räumen zu intimen Orten zu schaffen.



BLAF Architecten: Familienhaus in Mechelen, Flandern

BLAF Architecten wurde 2003 von Bart Vanden Driessche und Lieven Nijs in Lokeren gegründet und konzentriert sich auf öffentliche und private Bauten, wobei der Schwerpunkt auf nachhaltigen Strukturen liegt. Das Haus für eine Familie in Mechelen, Flandern ist das jüngste Projekt des Unternehmens.
Im Jahr 2018 wurden wir Zeuge, wie sie sich für die Verwendung von Ziegeln als Hauptmaterial für Mauerwerk entschieden: Das Haus in Gent bestätigte die Notwendigkeit, sich auf den Lebenszyklus von Baumaterialien und insbesondere auf ihre endgültige Verwertung zu konzentrieren. Die Anwendung der EPB-Normen (Energy Performance of Buildings) hat, wie die Architekten betonten, dazu geführt, dass die Gebäudehüllen aufgrund der Isolierschichten immer dicker werden und Materialien wie Ziegel auf einfache Oberflächen wie eine Außentapete reduziert werden, wodurch ihr eigentliches Isolierpotenzial verloren geht. Dieses Verfahren erschwert auch die Trennung der verschiedenen Materialschichten am Ende ihres Lebenszyklus, wodurch große Mengen an Abfall entstehen.
BLAF beschloss, mit der Verwendung von Ziegeln für die Gebäudehülle zu experimentieren, ohne Innen- oder Außenverkleidungen, getragen von Zement, Stahl und Holz, mit Geometrien, die eine strukturelle Autonomie erreichen sollten. Das jüngste Bauwerk, das dieser Philosophie entspricht, ist ein Privathaus in Mechelen, ein Einfamilienhaus, das auf einem kleinen Grundstück in einem Wohngebiet errichtet wurde und von Grünflächen umgeben ist.
Kreise und Quadrate sind die geometrischen Elemente, die für die Form des tragenden Mauerwerks des Daches gewählt wurden, während Holzrahmen, die Volumen bilden, eingesetzt werden, um diese zu verbinden. Auf diese Weise wird die Architektur als ummauerte Anlage wahrgenommen, die aus Backsteintürmen besteht, die Außenräume kennzeichnen, die abwechselnd überdacht oder nicht überdacht, geschlossen oder offen sind.

Im Innenraum entsprechen die beiden so identifizierten geometrischen Hauptzonen zwei gegensätzlichen Ebenen der Privatsphäre: in den "Türmen" aus Backstein befinden sich die privatesten Räume, die Schlafzimmer, der Yogaraum, die Bäder, die Abstellräume und sogar der Flur; in der Verbindungszone hingegen finden wir alle öffentlicheren Räume, ohne weitere vertikale Trennung, sondern einfach durch die Organisation des Raums auf leichten Höhenunterschieden und die Nutzung des Quergrundrisses markiert.
DasZiegelmauerwerk verleiht den vier Baukörpern das Bild von in sich geschlossenen Türmen, die keine Öffnungen nach außen haben. Stattdessen haben die Architekten in jedem der vier Volumen offene Räume geschaffen, wie kleine Höfe, durch die Luft und Licht eindringen, die aber private Räume bleiben. In der Gartenansicht ermöglicht der Wechsel von kreisförmigen und quadratischen Formen im Grundriss eine Orientierung und bietet eine vielfältige Sicht, die die Diversität zwischen den internen Funktionen verdeutlicht.
Jedes Material, das im Rohzustand ohne Oberflächenbehandlung, Beschichtung oder Schutzmaßnahmen belassen wird, wird unabhängig von den anderen Materialien auf sein individuelles Potenzial in Bezug auf Energieleistung und Wahrnehmung untersucht und genutzt. Das Dach des großen, kreuzförmigen Raums aus rohem Beton bietet eine andere Raum- und Klangwahrnehmung als die Türme, in denen Holz vorherrscht. Die beiden Stockwerke sind mit Holzböden und -dächern ausgestattet und vermitteln ein Gefühl vonPrivatspähre, Intimität und Häuslichkeit.
Der öffentliche Bereich mit Sichtziegelwänden und Glaswänden auf raumhohen Holzrahmen wird dagegen als überdachter, aber nach allen Seiten offener Hof erlebt, zurückhaltend und gleichzeitig in direkter Kommunikation mit dem Außenraum. Zwei Freitreppen führen zu den Balkonen mit Blick auf den Garten und zu den Privaträumen im Obergeschoss, ein reicher Wechsel von Ebenen, der den Raum funktional definiert, ohne seine Perspektive einzuschränken. Das Licht flutet herein, kann aber auch durch die Vorhänge gedämpft werden, wodurch die Räume jedes Mal intimer werden und Zwischenzonen entstehen. Hier befinden sich die Küche mit Insel, der gemütliche Essbereich für die ganze Familie, ein Wohnzimmer, ein Fernsehbereich und schließlich ein Arbeitszimmer.
Die Planer definieren es als “ein Theater”, das, auch dank seiner doppelten Höhe, sehr flexibel ist und durch den Einsatz von Sekundärstrukturen an zukünftige Nutzungen angepasst werden kann.

Mara Corradi

Architects: BLAF Architects www.blaf.be
Client: Private
Bruto floor area: 172,2 sqm 
Completion year: 2019
Location: Mechelen (Belgium)
Photos by: Stijn Bollaert


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