06-08-2019

Lemoal Lemoal Architectes Sozial- und Kulturzentrum Gonzague Saint Bris in Cabourg

Lemoal Lemoal Architectes,

Élodie Dupuis, Florian Molas, Javier Callejas,

Cabourg - France,

Gemeinschaftszentrum, Kulturzentrum,

Das Projekt für das Sozial- und Kulturzentrum Gonzague Saint Bris im französischen Cabourg - es stammt vom Büro Lemoal Lemoal Architectes - ist eine interessante urbane Lösung für die Aufwertung einer Parzelle ohne landschaftliche Vorzüge. Die Architekten entwarfen einen nachhaltigen Komplex auf der Basis einheimischer Materialien. Die Idee war, den Archetyp eines typischen normannischen Bauernhauses neu zu interpretieren.



Lemoal Lemoal Architectes Sozial- und Kulturzentrum Gonzague Saint Bris in Cabourg

Wir befinden uns in der Normandie, in Cabourg, einer Gemeinde mit weniger als 5000 Einwohnern am Ärmelkanal. Cabourg ist als renommierter Badeort bekannt. Die internationale Bekanntheit ist unter anderem dem Buch „À l'ombre des jeunes filles en fleurs“ zu verdanken, dem des zweiten Band von À la recherche du temps perdu, des berühmten literarischen Werks des französischen Schriftstellers Marcel Proust.Cobourg kommt darin unter dem Pseudonym Balbec vor.
Hier entwarf das von den Architekten und Brüdern Christophe und Jesse Lemoal gegründete Büro Lemoal Lemoal Architectes das Projekt für das neue Sozial- und Kulturzentrum Gonzague Saint Bris,. Sie fanden eine interessante urbane Lösung für den Auftrag der Gemeindeverwaltung von Cabourg, der Auftraggeberin des Projekts. Sie nutzten die Gelegenheit gleich dazu, eine Neuinterpretation der typischen Häuser der einheimischen Bautradition zu geben.

Das Grundstück wies keine sonderlichen landschaftlichen Vorzüge auf, im Gegenteil, es handelte sich um ein zwischen dem Mütter- und Kinderschutzhaus und einem Parkplatz eingeklemmtes Areal ohne direkten Zugang zur Straße. Eine Situation, die den Architekten ein erstes und grundsätzliches Problem stellte, für das sie eine technische Antwort finden mussten: Es galt, einen sichtbaren Zugang zum neuen Kulturzentrum zu schaffen. Die Architekten gingen mutig vor, indem sie „die Parzelle“ für die Bevölkerung „öffneten“. Das heißt, sie schufen einen Fußweg, der die ganze verfügbare Fläche durchquert und eine Verbindung zwischen dem Wohnbereich im Norden und dem Stadtzentrum im Süden herstellt. Im Gegensatz zu den Angaben der Auftraggeber, die sich ein einziges Gebäude vorstellten, in dem die sozialen und kulturellen Funktionen vereint blieben, machten die Architekten den Vorschlag, zwei L-förmige Gebäude zu entwerfen. Diese umgrenzen einen neuen öffentlichen Platz: Einen Platz und einen Weg, von denen aus die beiden neuen Bauten zugänglich sind.
Eine scheinbar simple Idee, die sofort eine brisante, positive Wirkung erzielte. Sie wurde durch zwei Bauten verwirklicht, zwei unabhängige, aber beinahe identische Gebäude, die mit ihren imposanten Dächern aus Tonziegeln an die Urform der typischen Häuser der Normandie erinnern.

An der Außenseite der Parzelle wirken die beiden Gebäude, in denen sich das Sozial- bzw. das Kulturzentrum befinden, mit ihren fensterlosen, ganz mit Tonziegeln verkleideten Fassaden wie ein großer Monolith, der ein Wahrzeichen der Stadt darstellt.
Im Innern der Parzelle öffnen sich die beiden Gebäude der ganzen Längsseite zum öffentlichen Platz in der Mitte. Sie haben eine bis unters Dach reichende Fensterfront, die von der tragenden Struktur und dem Netz des hölzernen Brise soleil eingerahmt sind. Die planimetrische Organisation, die Größe und die Verteilung der Funktionen im Innern sind bei beiden Gebäuden sehr ähnlich. Auf der Rückseite der Gebäudeteile befinden sich die technischen Räume und die Toiletten. Die öffentlichen Räume, die Lesesäle und Spielzimmer des Kulturzentrums zum Beispiel sind hingegen vom öffentlichen Platz her einsehbar.
Die Architekten haben den Archetyp des typischen normannischen Bauernhauses neu interpretiert. Dabei optimierten sie auch die Holzstruktur und vereinfachten das ursprüngliche Modell, um eine zeitgemäße Version davon zu verwirklichen, die aber den einheimischen Materialien und Traditionen treu bleibt.

(Agnese Bifulco)

Address: Rue d'Ennery, 14390 Cabourg - France
Client: Ville de Cabourg
Project managers: lemoal lemoal architectes (lead architects), Sicre (structural engineering), Prisme Ingénierie (economist, fluides, thermal), Sneta (VRD landscape)
Program: Creation of a social and cultural center for the city of Cabourg
Surface area: 532 m² (floor area)
Calendar
Duration of works: 12 months
DELIVERY May 2019
Process / mission: Competition • Laureate Entire project • Loi MOP (Governing Public Works projects)
Images courtesy of Lemoal Lemoal Architectes https://lemoal-lemoal.com/
Photo credits: © Javier Callejas © Élodie Dupuis © Florian Molas


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