18-12-2013

Bader: Islamischer Friedhof in Altach, Österreich

Bernardo Bader,

Austria,

Kirchen & Friedhöfe,

Zement,

Bernardo Bader hat den zweiten islamischen Friedhof entworfen, der in Österreich errichtet wurde. Mit dem Aga Kahn Award for Architecture 2013 ausgezeichnet, hat dieses Werk eine tiefgreifende historische und kulturelle Bedeutung, die von einer Architektur belegt wird, die auf das Umfeld achtet. Die Wahl der Materialien und die Aufmerksamkeit im Hinblick auf die farblichen Details trägt zur Besonderheit des Ortes bei.



Bader: Islamischer Friedhof in Altach, Österreich

Unter den Siegern des Aga Khan Award for Architecture 2013 ist der islamische Friedhof von Altach, gestaltet vom Österreicher Bernardo Bader, ein Zeichen, dass das Fachgebiet der Architektur überwindet, um zum Baudenkmal zu werden. Geschichte und Kultur erzeugen Bilder, die architektonische Form werden und erheben dabei das gebaute Werk zum Emblem einer spirituellen und interkulturellen Botschaft.
So berichtet der Gestalter selbst, dass die Idee unter Berücksichtigung der islamischen Riten entstanden ist, sich aber gemäß des Konzepts der universellen Beerdigungstradition entwickelt.

Das Projekt für einen Friedhof der muslimischen Gemeinde im Vorarlberg in Österreich, in der die Gemeinde Altach liegt, hat seinen Anfang im Jahr 2004, als der Verein "Initiativgruppe Islamischer Friedhof" gegründet wurde. Diesem Verein schlossen sich verschiedene muslimische und Migrantenverbände an, die in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts nach Vorarlberg eingewandert waren. Dieser regte die örtlichen Behörden zur Beschäftigung mit dem wichtigen und kontroversen Thema der Präsenz einer muslimischen Gemeinschaft in Österreich an. Der Sieger des daraufhin ausgelobten Wettbewerbs, Bernardo Bader, dachte an den Friedhof als Garten – ein in den Traditionen der unterschiedlichsten Religionen wiederkehrendes Thema. Der “Garten” von Altach ist ein Ort, in dem die Ruhe von der Strenge eines Rasters aus Sichtbeton mitten auf dem Land dargestellt wird. Der Bregenzer Wald dient dabei als Hintergrund.

Die überdachten Räumlichkeiten, durch die man den Friedhof betritt, empfangen den Besucher mit einfarbigen Mauern, deren rote Farbgebung an gewisse Farbtöne der umliegenden Natur erinnert und das Werk gegenüber dem bebauten Umfeld herausstellt. Der Eingang ist rechtwinklig zu einer langen Wand angeordnet, die in ein Ziergitter mündet, das handwerklich aus Eichenholz hergestellt wurde: Das geometrische Muster islamischer Inspiration ist eine Identitätserklärung des Ortes, aber auch ein architektonisches Mittel, um die Innenräume mit einem gedämpften Licht zu bereichern und um die Ausblicke auf die Landschaft zu filtern.

Nach den Diensträumen, dem Raum für die rituellen Waschungen und dem großen Versammlungsraum, in dem sich die Gläubigen einfinden können, gelangt man zu einem offenen Hof, der zum eigentlichen Begräbnisbereich überleitet. Das umfriedete Areal sieht rund 700 Grabstätten vor und ist schräg zur Lage des Grundstücks ausgerichtet und weist in Richtung Mekka.


Unter den Räumlichkeiten, die für zum Feiern der muslimischen Riten vorgesehen sind, gibt es hinter dem Hof ein Gebetsbereich (die Moschee oder der Ort, an dem der gläubige Muslim seiner Glaubenspflicht nachkommen kann). Der Entwurf von Bader achtet auf die Details und betont die Funktionen und die Zeichen mit dem Wechsel der Materialien, der Farben und der unterschiedlichen Griffigkeit. Die Qibla (also die nach Mekka ausgerichtete Wand) hat eine Öffnung nach außen, die von einem Vorhang abgeschirmt wird: Ein Metallgitter, in das Holzstücke eingefügt sind. Diese wiederum bilden ein Muster, das eine teilweise Aussicht auf die Landschaft draußen gestattet und sich je nach Position des Gläubigen ändert. Einige Holzelemente sind mit dem Namen Allahs und Mohammeds beschriftet. Das gedämpfte Licht erhellt die sechs Kilim-Streifen auf dem Boden, die aufgrund ihrer Nähe zur Qibla in den Farbtönen Beige und Braun gehalten sind.

Mara Corradi

Entwurf: Bernardo Bader
Mitarbeiter: Azra Aksamija
Bauträger: Gemeinde Altach Immobilienverwaltungs GmbH & Co KG (Bürgermeister Gottfried Brändle)
Ort: Altach, Vorarlberg (Österreich)
Grundstücksgröße: 8400 m2
Wettbewerb: 2007
Planungsbeginn: 2008
Ende der Bauarbeiten: 2011
Struktur und Fußboden aus rot gefärbtem Beton
Zierwand auf der Hauptfassade aus Eiche
Bildnachweis: © AKAA / Adolf Bereuter, AKAA / Marc Lins, Bernardo Bader

Aga Kahn Award for Architecture 2013
DETAIL Preis 2012 – Nominierung zum Preis
European Union Prize for Contemporary Architecture – Nominierung Mies van der Rohe Award 2013
Piranesi Award 2012 – 1 Preis

www.bernardobader.com


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