Bei dem Entwurf für die Architektur des Winter Park Library & Events Center in Florida dient die Bogenform der Pavillons einem ästhetischen und ökologischen Zweck. Sie ist von Vogelflügeln inspiriert und trägt zur passiven Kühlung bei.
David Adjaye, der zu den bedeutendsten Architekten des Multikulturalismus zählt und ein Team leitet, das in der ganzen Welt Hauptsitze für Institutionen, Religionsgemeinschaften und Zentren für die Kunstvermittlung entworfen hat, vollendete 2021 das letzte anspruchsvolle Werk, das der Kulturvermittlung gewidmet ist: das Bürgerzentrum der Winter Park Library in Florida. In diesem Jahr wurde ihm auch die RIBA Gold Medal, verliehen. Das Komitee kommentierte: “Mit seiner Arbeit als Architekt überspannt Sir David Adjaye selbstbewusst Kulturen, Disziplinen, Politiken und Kontinente. Seine Arbeit ist global und lokal, in perfekter Harmonie, da sie den Kontext und die Gemeinschaft, das Klima und die Kultur widerspiegelt und darauf reagiert..
Winter Park gilt als eine der schönsten Städte der Vereinigten Staaten, ein urbanes Dorf, das an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert auf einem Parksystem um eine Seenkette herum errichtet wurde und sich durch eine hohe Lebensqualität und ein starkes Zugehörigkeitsgefühl auszeichnet. David Adjaye beschreibt, dass Winter Park den Charme der alten Welt ausstrahlt, mit eleganten Häusern, malerischen Backsteinstraßen, viel Grün und einem hohen Standard an Einrichtungen, von Geschäften über Schulen bis hin zu kulturellen Einrichtungen. In diesem Fall wurde sein Büro mit dem Wunsch einer ganzen Gemeinde konfrontiert, die einen repräsentativen Standort für die Bibliothek verlangte, die 1885 mit einer einfachen Büchersammlung begann und heute eine weltweit anerkannte gemeinnützige Organisation ist, ein pädagogisches Wahrzeichen, das gut besuchte Veranstaltungen organisiert.
Die genaue Lage des neuen Zentrums spielte ebenfalls eine Rolle: Wir befinden uns in der nordöstlichen Ecke des Martin Luther King Jr. Park, zwischen dem Lake Mendsen und dem W Morse Boulevard, und in gewisser Weise wurde die neue Architektur als Drehscheibe für die Verbreitung der höchsten Werte einer Gemeinschaft konzipiert. Adjaye hat es von Anfang an als symbolisches Tor konzipiert, das aus drei Pavillons besteht, die sich in Größe und Funktion unterscheiden, aber eine gemeinsame Formensprache haben. Eine Architektur, die aus mehreren Teilen besteht, einer neuen zweigeschossigen Bibliothek, einem Veranstaltungszentrum mit Dachterrasse und einem von der Straße aus sichtbaren Empfangsbereich mit Säulengang, der die Bedeutung des Komplexes ankündigt und gleichzeitig einen Filter zwischen Innen und Außen bildet.
Zu diesem Zweck wurde auch ein Sockel errichtet, auf dem alle Pavillons ruhen und der eine Zitadelle des Wissens mit einem Aussichtspunkt über die Seen und den umliegenden Park bildet. Eingebettet in ein Netz von gemeinschaftlichen Grünflächen, die nach der Sanierung des Gebiets aufgewertet wurden, fördert die neue Architektur eine angenehme Beziehung zwischen Kultur und Natur.
Die drei Baukörper sind durch dieselbe formale Sprache miteinander verbunden. Imposante Bögen, die von den Flügeln einheimischer Vögel, aber auch von den Formen der regionalen Architektur inspiriert sind, bilden die Außenflächen, die durch große, schräge Fenster mit schwarzen Metallrahmen ergänzt werden. Durch diese Öffnungen, die sich nach außen erstrecken, fällt reichlich natürliches Licht ein, und es bieten sich suggestive Ausblicke auf den Park.
Das Studio legte großen Wert auf die passive Gestaltung des Gebäudes. Die auskragenden Seitenflächen wurden so konzipiert, dass sie die nach Süden ausgerichteten Fenster direkt verschatten, während die Höhe der Innenwände so berechnet wurde, dass die Lagerräume vor der stärksten direkten Strahlung geschützt sind. Das gewinkelte Glas führte dann zu einem geringeren Sonneneinfallswinkel, der eine stärkere Reflexion des direkten Lichts ermöglicht und so die Hitze im Inneren reduziert, ohne die natürliche Beleuchtung einzuschränken.
Die drei Pavillons sind zueinander ausgerichtet, so dass übereinander liegende Schattenplätze entstehen: Während das Veranstaltungszentrum die Bibliotheksräume am Morgen schützt, schützt die Bibliothek das Veranstaltungszentrum am späten Nachmittag. Der rosa pigmentierte Fertigbeton, aus dem die Struktur besteht, bietet auch eine hohe thermische Masse, die Wärme absorbiert und die Räume, in denen man sitzt, um die Texte zu lesen, sowie die öffentlichen Bereiche kühl hält.
Obwohl beide Hauptpavillons einen unterschiedlichen Grundriss haben, sind sie mit einer zentralen Wendeltreppe ausgestattet, um die herum alle Aktivitäten, Wände und Regale angeordnet sind. Die Bibliothek bietet Sammlungsräume, die für alle Altersgruppen und Fähigkeiten zugänglich sind, interaktive Bereiche für Jugendliche und Kinder, ein Auditorium, Räume für digitale Experimente, ein Gründerzentrum und Unterrichtsräume für die Weiterbildung.
Unter Umweltgesichtspunkten wurde ein System zur Speicherung und Rückgewinnung von Regenwasser entwickelt, das zur Bewässerung der umliegenden Grünflächen verwendet wird, sowie Solarzellen zur Stromerzeugung. In einem Vermerk wird schließlich darauf hingewiesen, dass die Materialien für die Vorfertigung der Fassaden aus einem Umkreis von 25 Meilen um den Standort bezogen wurden, dass alle Materialien für den Bau der Innenräume aus dem Inland stammen und dass die Vegetation einheimisch ist.
Mara Corradi
Architects: Adjaye Associates
Architect of Record: HuntonBrady Architects
Acoustical Design: Gary Seibein
Civil Engineer & Landscape Architect: Land Design
Envelope Consultant: Thornton Tomasetti
Food Service Design: Phil Bean
General Contractor: Brasfield & Gorrie
Owner’s Representative: The Pizzutti Companies
Signage Consultant: Poblocki
Structural, Mechanical, Electrical, Plumbing, Fire Protection Engineer + Audio Visual &
Security: TLC Engineering
Client: The City of Winter Park
Size:
Library: 35,155 sqft
Events Center: 18,200 sqft
Porte Cochère: 2,457 sqft
Photos by: Dror Baldinger (01, 05-09), FAIA, Chad Baumer (02-04), Ivane Katamashvili (10).
