11-04-2011

Yoshichika Takagi: ein Haus auf einem Parkplatz

Yoshichika Takagi,

Toshiyuki Yano,

Ville,

Zement,

Yoshichika Takagi, ein junger japanischer Architekt, hat vor Kurzem den Entwurf eines komplett aus Holz gebauten Wohnhauses beendet, das sich im Stadtzentrum von Akita befindet. Das Werk zeichnet sich durch seine totale Barrierefreiheit zwischen dem Terrain des Hauses und dem Umfeld ab. Diese Funktion wird direkt von den Mauern des Hauses übernommen.



Yoshichika Takagi: ein Haus auf einem Parkplatz Für uns Italiener ist es eine Überraschung, wenn wir uns vor einem Haus befinden, das mitten auf einem Parkplatz im Zentrum einer Stadt errichtet wurde. Wir, die seit der Nachkriegszeit nichts anderes gemacht haben, als Zonen zu bebauen, die Funktionen zu definieren und anzuordnen, als Aktivitäten abzugrenzen, um zu vermeiden, dass diese sich gegenseitig kontaminieren. Eine Haltung, die wir auch auf die Gestaltung der Innenräume auf die Außenräume ausgedehnt haben, vom Grundriss des Hauses auf die Stadtplanung.
Die augenscheinliche Inkohärenz, die uns beim ersten Anblick von Haus I – entworfen von Architekt Yoshichika Takagi im Stadtzentrum von Akita, Japan – stört, erzeugt Neugier bezogen auf eine Komposition, die so weit vom Kontext entfernt ist, der im Wesentlichen aus großen mehrgeschossigen Anlagen für Büros besteht. Da ist zunächst die Farbe, ein blendend weißer Anstrich auf einer Holzstruktur, die aus dem Haus den Brennpunkt im Stadtviertel macht: Der Wille, die Andersartigkeit nicht zu verstecken, sondern diese zu betonen, ist deutlich zu sehen, als Beweis dafür, das die private Architektur die gleiche Verantwortung bei der Definition des städtischen Bildes hat wie die öffentliche Architektur. Dann die Form, Ergebnis einer vom Planer bezüglich der im Hausinneren als privat und öffentlich konzipierten Funktionen angestrengten Überlegung. Die Küche, das Bad, das WC, das Schlafzimmer und die Abstellräume, die als reservierte Räumlichkeiten bestimmt wurden, sind in geschlossenen Zimmern isoliert, die nur teilweise mit der Außenwelt kommunizieren mit verglasten Schnitten, die entwickelt wurden, um besondere Blickwinkel zu schaffen, und mit Zugangskorridoren, zu denen auch die schwebenden Gehsteige im Obergeschoss gehören. Alle Verbindungsfunktionen zwischen diesen wurden hingegen in den Räumen untergebracht, die aus der Grundrisskomposition der geschlossenen Zimmer hervorgehen. Diese Interaktion beschränkt sich nicht auf die horizontale Entwicklung, sondern zeigt sich auch in der Vertikalen und stellt einen Dialog zwischen den beiden Etagen her und vermittelt den Eindruck eines breiteren Innenraumes.
Im Gegensatz zum konventionellen Vorgehen der italienischen Kultur, wo die Wohnungen als Sichtschutz oft hohe Hecken und Mauern als Grenze zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum errichten, zeigt sich beim Entwurf dieses Hauses deutlich die Absicht, diese Grenze aufzuheben und die Funktion der Haut ganz allein den Außenmauern des Hauses zu überlassen. Der Garten, der das Haus umgibt, wird also zum öffentlich genutzten Garten und wer sich im Inneren der Architektur befindet, hat einen Ausblick nach Draußen, der über das Grundstück hinaus geht. Wie bei vielen neuen japanischen Architekturen wird man auch bei Haus I dazu gebracht, die Räumlichkeiten aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu interpretieren, die von der räumlichen Komposition und dem Muster der Öffnungen nach Außen und nach Innen gewollt sind, die eine flexible Wohnung zeigen, in welche die Einrichtung sich mit minimalen Elementen wie ein beweglicher, veränderbarer und neu auslegbarer Teil einfügt.

von Mara Corradi

Entwurf: Yoshichika Takagi
Bauherr: Akira & Mio Ito
Ort: Akita (Japan)
Tragwerksplanung: Daisuke Hasegawa (Daisuke Hasegawa & Partners)
Bruttonutzfläche: 100,24 m2
Grundstücksgröße: 477 m2
Planungsbeginn: 2009
Ende der Bauarbeiten: 2010
Struktur aus Holz und Stahl
Bodenbeläge aus Parkett und Zement
Möbel und Küche nach Maß
Badezimmereinrichtung: Inax
Fotos: © Toshiyuki Yano

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