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Weltpremiere: Interview mit Rafiq Azam 


Biografie

Welche Bedeutung haben der Ort und das Umfeld für Sie, wo Ihre Architektur stehen wird?
Ich bin immer ganz aufgeregt, wenn ich eine Ortsbesichtigung mache, wo ein neues Bauwerk entstehen wird. Wenn ich da so hin- und herlaufe, dann passiert etwas ganz Merkwürdiges: Der Ort erzählt mir von seiner Geschichte, vom Kontext, von der Landschaft, vom Klima, von jedem einzelnen Aspekt, der den Ort beeinflusst. Und ich bin dort und höre auf den Ort und lerne von ihm, verliebe mich in ihn und so beginnt das Projekt.

Ich habe gelesen, dass Architekt nicht unbedingt Ihre Berufung war...
Architekt zu werden - das war für mich eine interessante Herausforderung, weil ich nie Architekt sein wollte: Ich wollte eigentlich immer Maler werden. Deswegen habe ich, sobald ich konnte, wie ein Maler entworfen und dabei versucht, eine Beziehung zwischen der architektonischen Vision und der malerischen Vision zu entwickeln und so ist aus meiner Architektur ein “Aquarell” geworden .
Bangladesh ist kein Ferienziel und nur selten berichten die Medien über das, was dort geschieht, über die Lebensbedingungen und die sozialen Veränderungen. Erzählen Sie uns, was sich in Dacca, in den Städten und im ganzen Land ändert.
Die Landschaft von Dacca verändert sich sehr stark aufgrund des Verkehrs, des demografischen Wachstums wegen des Arbeitsmangels in den Dörfern und der daraus resultierenden Migration der Bevölkerung auf der Suche nach einem besseren Leben in der Stadt. So wird die Hauptstadt, wie auch die anderen Städte, immer voller. Zum Glück verstehen die Bengalen, dass unser Land dringend Grün braucht, um eine nachhaltige Gesellschaft aufbauen zu können.
Und so werden die Architekten heutzutage zu Aktivisten. Architektur ist nicht nur eine Behauptung der eigenen Persönlichkeit, sondern der Ausdruck einer gesamten Gesellschaft, sie ist ein kollektives Phänomen. So habe ich angefangen zu denken, dass wir eine große Verantwortung den anderen gegenüber haben und dass wir voll und ganz verstehen müssen, welche Art von Architektur in unserem Land realisiert werden muss. Bangladesh ist ein Land mit einer langen Geschichte, aber wenn wir Architekten die Geschichte vergessen, dann sind wir ohne Führung, ohne Gesetze und ohne Regeln.

Was sind die Grundlagen Ihrer “architecture for green living”?
Mein Büro nennt sich Shatotto, architecture for green living, denn wir bevorzugen die natürliche Belüftung, die Vorteile des Wassers, die Präsenz der Natur, um den Verbrauch von Energie, Strom und die Verschmutzung durch Brennstoffe zu verringern. Ein anderes, sehr wichtiges Thema ist für uns, die wir in Bangladesh arbeiten, die Wahl der Baumaterialien, denn wir müssen deren Vorhandensein und Verfügbarkeit berücksichtigen und die Tatsache, dass wir mit dem Gebiet zu tun haben. Das Leben eines Landes wird stark vom Klima beeinflusst. Außerdem befinden wir uns in einer erdbebengefährdeten Gegend, mit einer immensen Bevölkerungsdichte auf einem begrenzten Areal. Wenn ich also all diese Aspekte betrachte, dann benutze ich am Liebsten zwei Baustoffe, Zement und Backstein, die nicht nur zahlreiche Verbindungen mit der Geschichte und der Soziologie haben, sondern auch Vorteile bezogen auf die Wetterfestigkeit und Erdbebensicherheit aufweisen.

 
Was lieben Sie an diesem Beruf und weshalb haben Sie am Ende beschlossen, Architekt zu werden?
Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir Architekten arbeiten für die Menschen. Ich zitiere oft das Beispiel von Vincent van Gogh, der trotz aller Leiden und Enttäuschungen in seinem Leben und obwohl er niemals eine Anerkennung von seinen Zeitgenossen erhielt, den Satz geschrieben hat „dass es nichts gibt, was wahrhaft künstlerischer wäre, als die Menschen zu lieben”. Das ist für mich eine überraschende Behauptung: Das Ziel jedes Berufs sollte es sein, den anderen Gutes zu tun, dem ganzen Land Gutes zu tun. Und so muss es natürlich auch für die Architektur sein.

(Mara Corradi)

Interview

Welche Bedeutung haben der Ort und das Umfeld für Sie, wo Ihre Architektur stehen wird?
Ich bin immer ganz aufgeregt, wenn ich eine Ortsbesichtigung mache, wo ein neues Bauwerk entstehen wird. Wenn ich da so hin- und herlaufe, dann passiert etwas ganz Merkwürdiges: Der Ort erzählt mir von seiner Geschichte, vom Kontext, von der Landschaft, vom Klima, von jedem einzelnen Aspekt, der den Ort beeinflusst. Und ich bin dort und höre auf den Ort und lerne von ihm, verliebe mich in ihn und so beginnt das Projekt.

Ich habe gelesen, dass Architekt nicht unbedingt Ihre Berufung war...
Architekt zu werden - das war für mich eine interessante Herausforderung, weil ich nie Architekt sein wollte: Ich wollte eigentlich immer Maler werden. Deswegen habe ich, sobald ich konnte, wie ein Maler entworfen und dabei versucht, eine Beziehung zwischen der architektonischen Vision und der malerischen Vision zu entwickeln und so ist aus meiner Architektur ein “Aquarell” geworden .
Bangladesh ist kein Ferienziel und nur selten berichten die Medien über das, was dort geschieht, über die Lebensbedingungen und die sozialen Veränderungen. Erzählen Sie uns, was sich in Dacca, in den Städten und im ganzen Land ändert.
Die Landschaft von Dacca verändert sich sehr stark aufgrund des Verkehrs, des demografischen Wachstums wegen des Arbeitsmangels in den Dörfern und der daraus resultierenden Migration der Bevölkerung auf der Suche nach einem besseren Leben in der Stadt. So wird die Hauptstadt, wie auch die anderen Städte, immer voller. Zum Glück verstehen die Bengalen, dass unser Land dringend Grün braucht, um eine nachhaltige Gesellschaft aufbauen zu können.
Und so werden die Architekten heutzutage zu Aktivisten. Architektur ist nicht nur eine Behauptung der eigenen Persönlichkeit, sondern der Ausdruck einer gesamten Gesellschaft, sie ist ein kollektives Phänomen. So habe ich angefangen zu denken, dass wir eine große Verantwortung den anderen gegenüber haben und dass wir voll und ganz verstehen müssen, welche Art von Architektur in unserem Land realisiert werden muss. Bangladesh ist ein Land mit einer langen Geschichte, aber wenn wir Architekten die Geschichte vergessen, dann sind wir ohne Führung, ohne Gesetze und ohne Regeln.

Was sind die Grundlagen Ihrer “architecture for green living”?
Mein Büro nennt sich Shatotto, architecture for green living, denn wir bevorzugen die natürliche Belüftung, die Vorteile des Wassers, die Präsenz der Natur, um den Verbrauch von Energie, Strom und die Verschmutzung durch Brennstoffe zu verringern. Ein anderes, sehr wichtiges Thema ist für uns, die wir in Bangladesh arbeiten, die Wahl der Baumaterialien, denn wir müssen deren Vorhandensein und Verfügbarkeit berücksichtigen und die Tatsache, dass wir mit dem Gebiet zu tun haben. Das Leben eines Landes wird stark vom Klima beeinflusst. Außerdem befinden wir uns in einer erdbebengefährdeten Gegend, mit einer immensen Bevölkerungsdichte auf einem begrenzten Areal. Wenn ich also all diese Aspekte betrachte, dann benutze ich am Liebsten zwei Baustoffe, Zement und Backstein, die nicht nur zahlreiche Verbindungen mit der Geschichte und der Soziologie haben, sondern auch Vorteile bezogen auf die Wetterfestigkeit und Erdbebensicherheit aufweisen.

 
Was lieben Sie an diesem Beruf und weshalb haben Sie am Ende beschlossen, Architekt zu werden?
Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir Architekten arbeiten für die Menschen. Ich zitiere oft das Beispiel von Vincent van Gogh, der trotz aller Leiden und Enttäuschungen in seinem Leben und obwohl er niemals eine Anerkennung von seinen Zeitgenossen erhielt, den Satz geschrieben hat „dass es nichts gibt, was wahrhaft künstlerischer wäre, als die Menschen zu lieben”. Das ist für mich eine überraschende Behauptung: Das Ziel jedes Berufs sollte es sein, den anderen Gutes zu tun, dem ganzen Land Gutes zu tun. Und so muss es natürlich auch für die Architektur sein.

(Mara Corradi)

Verwandte Artikel: Rafiq Azam, Shatotto architecture for green living

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