13-09-2017
Vo Trong Nghia: Haus Bihn und die Verwandlung von Ho Chi Minh City

Neue Wohnungen in Ho Chi Minh City, wie Haus Bihn von Vo Trong Nghia, entsprechen der beachtlichen Verringerung des unverbauten Bodens und der Grünflächen im Metropolgebiet. Hier werden kompositorische Lösungen studiert, bei denen das Fehlen des natürlichen Elements draußen durch die Präsenz im Inneren der Architektur kompensiert wird. Die deutliche Vermenschlichung der Räume, insbesondere in den Städten aufgrund der Zuwanderung vom Land, die die Wirtschaft hin zu den Dienstleistungen orientiert, hat auf der einen Seite zur Wohnungsmangel geführt und auf der anderen Seite, um dieses Problem zu lösen, zu einem immer stärkeren Landverbrauch.
Vietnam verwandelt sich also und verliert dabei langsam die Identität des Gebiets mit seiner einst üppigen Vegetation. Was allerdings bleibt, ist ein tropisches Klima mit langen Jahreszeiten intensiver Hitze gefolgt von der Regenzeit. Dies animiert die Planer, neue Wege der gemeinsamen Präsenz von Konstruktion und Natur, von Mensch und Vegetation zu suchen.
Wie bereits beim House for Trees am Stadtrand von Ho Chi Minh oder beim Haus von Nha Trang, das zusammen mit ICADA entworfen wurde, wo die Dächer von einfachen Überdachungen zu mit Grün auszuwertenden Flächen mutieren, führt die Entwicklung der Forschung die Architekten bei Haus Bihn dazu, das Muster der Innenräume wie Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer und Zusatzräume mit Filterräumen zu versehen, die aus hängenden Gärten bestehen. Wenn man den Querschnitt und die Skizze der Frontseite betrachtet, liest man ein “Schachbrettmuster” wo die Räume eine direkte Angrenzung vermeiden, da sie immer von einem natürlichen Raum oder Vakuum unterbrochen werden, das absichtlich gelassen wurde, damit die Vegetation hier vertikal wachsen kann.
Der Wechsel zwischen Voll und Leer, der im Querschnitt gut zu sehen ist, bietet hingegen die Idee einer optischen Kontinuität zwischen den Räumlichkeiten, was durch die zahlreichen raumhohen Glaswände betont wird, die die räumlichen Grenzen durch eine Erweiterung der Wahrnehmung aufheben.
Diese Wahl wird auch durch die Art der Bewohner gerechtfertigt, nämlich die Mitglieder von drei Generationen einer Familie. Die verständlichen Unterschiede im Lebensstil haben zur Planung von drei kleinen privaten “Apartments” geführt, von denen sich eines im Erdgeschoss und zwei im ersten Stock befinden, konzipiert als Schlafzimmer, Bad und Ankleidezimmer. Ihre Anordnung an den entgegengesetzten Seiten des Gebäudes dient zum Einen der Privatsphäre und ermöglicht dabei die gemeinsame Nutzung der Gemeinschaftsräume, wie Wohnzimmer, Esszimmer und vor allem die üppigen Gärten. Die Verteilung der Zimmer und der Gärten nach einer Längsachse ohne jegliche optische Behinderung von Seiten der privateren Bereiche wie der Bäder oder von “stummen” Räumen wie den Treppen, bietet immer Hinweise auf das Familienleben, wobei die gegenseitige räumliche Distanz bewahrt wird.
Auch bezogen auf das Klima ist dieses Wohnhaus besonders effizient, denn das Konzept selbst aus Voll und Leer mit sich auf den Außenwänden abwechselnden Öffnungen, begünstigt die natürliche Belüftung. Die Entscheidung, alle Verbindungs- und Diensträume im westlichen Abschnitt unterzubringen, schafft eine Art Wärmedämmung für die Wohnzimmer, was auch durch den Entschluss bekräftigt wird, alle längs verlaufenden Trennwände sowohl Innen als auch Außen mit Granit zu verkleiden.
Mara Corradi
Architects: VTN architects (Vo Trong Nghia Architects)
Design team:
Masaaki Iwamoto, Chiang Hsing-O, Nguyen Tat Dat, Nguyen Duy Phuoc,
Takahito Yamada
Completion: 2016
Location: Ho Chi Minh, Vietnam
Site area: 321.6 sqm
Footprint: 136 sqm
GFA: 233 sqm
Contractor: Wind And Water House JSC
Photographs: © Hiroyuki Oki, Quang Dam
http://votrongnghia.com/