17-01-2018

Interview mit Thomas Bartoli, verantwortlicher Architekt von Eataly Design

Thomas Bartoli,

Bologna, Italien,

Interviste, FICO,

Am 15. November hat FICo, der größte Lebensmittelpark der Welt eröffnet. Wir haben mit Thomas Bartoli gesprochen, dem Verantwortlichen von Eataly Design und Gestalter der FICo Eataly World.



Interview mit Thomas Bartoli, verantwortlicher Architekt von Eataly Design

Oscar Farinetti war beim Pressetreffen sehr genau bei einem Punkt: um die 100.000 Quadratmeter, als 10 Hektar von FICo zu realisieren, wurde nichts zementifiziert, es wurde das Gelände genutzt, das vormals von der CAAB Centro Agro Alimentare Bologna (Lebensmittelzentrum) belegt war. Hat die vorherige Nutzung des Geländes Auflagen geschaffen, die es einzuhalten galt?

Zuvor diente die Struktur, in der sich FICo befindet als Sitz des Lebensmittelzentrums, von daher war eine Umnutzung relativ einfach, das es bereits gewerbliche Tätigkeiten gab.
Wie Oscar Farinetti erklärt hat, wurde für die Realisierung des neuen Parks das vorhandene Volumen nicht vergrößert und der Bestand gemäß den neuen Bedürfnissen angemessen genutzt. Diese Haltung bezogen auf die Bewahrung und die Umnutzung vorhandener Gebäude spiegelt die Philosophie von Eataly wider.
Bei der Gestaltung von FICo war die Rückgewinnung und die möglichst unveränderte Beibehaltung der vorhandene Struktur eines der wichtigsten Ziele. So bleibt die Überdachung aus Schichtholz, einem edlen Element des Gebäudes, bestehen und die interne Unterteilung der neuen Räume wurde ebenfalls von der vorhandenen Struktur bestimmt. Bei den Technikräumen wurde der bereits vorhandene technische Gehsteig verwendet. Auf diese Weise wurden das Skelett und die Merkmale des Bestands bewahrt, ohne deren Natur zu verändern.

FICo ist das Kürzel für Fabbrica Italiana Contadina (landwirtschaftliche italienische Fabrik). Der Ausdruck “Fabrik”, im Namen ist mit der Möglichkeit verbunden, für die italienischen Vorzüglichkeiten des Lebensmittelsektors alle Prozesse (Produktion, Zubereitung, Verzehr und/oder Verkauf) verfolgen zu können. Prozesse mit Konstanten aber auch vielen Besonderheiten bezogen auf Raum, Maschinen, Hygiene- und Gesundheitsanforderungen, die es einzuhalten gilt. Dazu kommt die Notwendigkeit, die Prozesse sichtbar zu machen und auch dem Besucher didaktisch zu vermitteln. Haben Sie in dem Projekt ein besonderes Element gefunden, einen Leitfaden, der die Pluralität der Funktionen vereint?

Bei der Gestaltung der Fabriken von FICo habe ich die technischen Kompetenzen genutzt, die ich bei vorherigen Projekten gesammelt habe und dabei gleichzeitig einige Themen vertieft, die für die Kreation und die Organisation der Produktionsräume notwendig sind. Dabei habe ich vor allem die involvierten Entscheidungsträger und zukünftigen Nutzer der Labore befragt.
Der Leitfaden bei der Gestaltung war die Lebensmittelbranche bzw. die Gesamtheit der wichtigsten Prozesse und Aktivitäten, die jeden vorhandenen Sektor kennzeichnen. So fängt es Außen an, wo wir didaktische Darstellen der Felder und der Viehzuchten haben und setzt sich im Inneren fort, wo man durch die Fabrik zum Markt gelangt und zu den Restaurants, wo die Erzeugnisse des Produktionszyklus umgewandelt werden.
Jede Fabrik ist anders. Man findet technischere und automatisierte Umgebungen aber auch handwerklich geprägte Umgebungen, die von einem breiten zentralen Weg verbunden werden. Der Weg ist die wichtigste Ader des Parks und verbindet die großen und kleinen Produzenten.
FICo ist also eine Darstellung des Dialogs zwischen Natur und Fabrik, zwischen Außen und Innen, der die Grundlage der Produkte bildet, die auf unserem Tisch landen.

Ich möchte Ihnen zwei Fragen zu den Materialien von Iris Ceramica Group stellen, die Sie für FICo gewählt haben. In den Werkstätten für die Lebensmittelproduktion der Branchen von FICo wurden circa 5000 Quadratmeter Verkleidungen und Fußböden ACTIVE Clean Air & Antibacterial Ceramic™ verlegt. Hat die Wahl dieses Materials dem Projekt zusätzlichen Vorteile verschafft dank der antibakteriellen, umweltschützenden und selbstreinigen Eigenschaften dieser Keramik?
Im Kongresszentrum wurde das Feinsteinzeug der Kollektion TRAX di FMG Fabbrica Marmi e Graniti verlegt, einer der Marken der Iris Ceramica Group, in den Formaten 120x60 und 60x60. Welcher ästhetischen/gestalterischen Entscheidung entsprach dies?

Für die Verkleidung der Labore wurde die Serie ACTIVE Clean Air & Antibacterial Ceramic™ von Iris Ceramica gerade wegen ihren antibakteriellen, umweltschützenden und selbstreinigenden Eigenschaften gewählt, alles wesentliche Merkmale im Inneren eines Produktionsorts. Um die Wirkungen zu bewerten, ist es noch zu früh, aber bereits in der Testphase haben wir sehr positive Resultate erzielt. Bei der Wahl der Verkleidungsmaterialen des Foyers des Kongresszentrums wurde ich vom Gestalter des Auditoriums, dem Architekten Marco Baraldi involviert. Hier wollte man ein homogenes Raster in Grautönen schaffen, für ein zartes und natürliches farbliches Ergebnis.

Haben Sie nach FICo schon neue Projekte und können Sie uns darüber etwas sagen?

Als für Eataly verantwortlicher Architekt kümmere ich mich um die Gestaltung der neuen Verkaufsstellen und koordiniere dabei die verschiedenen charakterisierenden Funktionen. Dabei stehe ich fast immer im Dialog mit Bestandsbauten, die auf diese Weise umgestaltet aber bewahrt werden.
Aktuell ist das wichtigste Projekt, an dem ich mit meinem Team arbeite, die Kreation und Realisierung eines neuen Geschäfts in Verona. Ein Raum von rund 15.000 m2 im Inneren eines Bauwerks aus den 1930er Jahren, “La Rotonda”, die als Kühlstation für die Güterzüge dienten, welche Obst und Gemüse transportierten.
Parallel dazu arbeite ich an kleinen und großen Renovierungen der bereits vorhandenen Verkaufsstellen.

(Agnese Bifulco)

Images courtesy of FICo
www.eatalyworld.it
www.irisceramicagroup.com


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