04-04-2018

DOSA STUDIO: Casa Palmas in Texcoco, Mexiko

DOSA STUDIO,

Onnis Luque,

Texcoco, Mexiko,

Wohnung, Housing,

Ziegel,

Casa Palmas ist ein Wohnbauexperiment des jungen Büros DOSA mit einem begrenzten Budget in Mexiko. In der Nähe des Stadtzentrums gelegen, wurde Casa Palmase von DOSA Studio in enger Zusammenarbeit mit der auftraggebenden Familie gemeinsam gestaltet.



DOSA STUDIO: Casa Palmas in Texcoco, Mexiko
Das Projekt des jungen mexikanischen Architekturbüros DOSA, Casa Palmas, ist das Experiment eines Wohnbaus in Zusammenarbeit mit dem Bauträger und mit einem begrenzten Budget. In einem Land wie Mexiko, in dem sehr viele Häuser noch selbstgebaut werden ohne jegliche Kenntnis oder Anwendung der minimalen Parameter des Wohnens wie die Beziehung zwischen Licht und Beleuchtung, ist Casa Palmas ein wichtiges Beispiel. Denn obwohl nur eine begrenzte Fläche zur Verfügung steht, wird hier versucht angemessen auf die Bedürfnisse nach Licht, Luftaustausch und Privatsphäre zu antworten.
Das Haus der auftraggebenden Familie stand seit mindestens 40 Jahren auf einem kleinen Grundstück im Viertel Las Palmas in Texcoco. Diese Mehrgenerationenfamilie beschließt ein kleines Architekturbüro zu beauftragen, um die eigenen Lebensbedingungen zu verbessern, auch wenn das Modell des gemeinschaftlichen Wohnens beibehalten wird. Der Bestandsbau, wie so viele in der Stadt Texcoco, hatte sich im Laufe der Jahre durch Hinzufügen neuer Baukörper je nach anfallendem Bedarf vergrößert und verändert, ohne dass es jemals ein anfängliches Projekt gegeben hat. Die erste Entscheidung war also, das Haus abzureißen und ein neues zu bauen, das sich deutlich als eine architektonische Einheit präsentieren sollte. Die Lage des Grundstücks an einer Straße in der Nähe der Hauptverkehrsader der Stadt mit Verkehrsproblemen und Lärmbelästigung hat diese Idee der Einheit bekräftigt, als Ausdruck eines Schutzes vor der Außenwelt.
Ein Teil der Faszination dieser mexikanischen Stadt liegt im bunten urbanen Horizont, wo Murales und die Schilder der Geschäfte sich mit großen farbigen Feldern abwechseln. Die Reihe von Baukörpern im gleichen Maßstab und die Integration der Läden und Werkstätten in das Wohngebiet erzeugt eine Diskontinuität, die oft zu Lasten der Erkennbarkeit und der Identität des Hauses als einem geschützten und privaten Raum geht.
Casa Palmas definiert die Erkennbarkeit des Wohnhauses als Element der Aufmerksamkeit für das Wohlbefinden insbesondere einer vielköpfigen Familie, die sich auch in dem Gebäude-Wohnhaus identifiziert. So werden also die Grenzen betont, wobei als einzigen Baumaterial unverputzte Ziegel benutzt werden.
Mit den Ziegeln bestimmt das Projekt nicht nur die Außenmauern, sondern grenzt auch das Grundstück ab, das eine kompakte und präzise Volumetrie annimmt. Trotzdem verzichtet der Entwurf nicht auf die Differenzierung der Funktionen: die drei Bestandteile zeigen sich sehr deutlich, der überdachte Hauptkern und die beiden seitlich angeordneten Höfe, einer als “Diensthof”, der andere als Filter zwischen dem Innenraum und dem Stadtviertel.
Der Zugang erfolgt über diesen letztgenannten Hof, der ein “Steingarten” ist, auf den im Erdgeschoss die Wohnküche mit zwei Glastüren und die drei Schlafzimmer mit einem einzigen Balkon im ersten Stock blicken. Das ist die Westseite, die sich offener präsentiert, da von hier aus sowohl der Tagesbereich als auch der Nachtbereich mit Tageslicht versorgt werden. Sie etabliert sich so als Hauptfassade. Die Süd- und die Ostseite hingegen, wo sich der zweite Hof befindet, der als Parkplatz dient, sind geschlossener, um das Haus tagsüber vor der starken Sonne zu schützen. Da die Temperatur gegen Abend aufgrund der starken Temperaturschwankungen rapide sinkt, sind der Garten und die am meisten genutzten Räume nach Westen ausgerichtet, um die letzte Sonne des Tages zu erhalten.
Daher auch die Wahl eines bestimmten Ziegels mit besonders hoher Wärmeträgheit für den Bau selbst. Dieser Ziegel nimmt die Wärme langsam auf und gibt sie ebenso langsam wieder ab und ermöglicht somit, die Räume tagsüber kühl und des nachts angenehm temperiert zu halten.
Sehr interessant ist die Lösung mit den Sheddächern, jedes mit einem eigenen Fenster, um so das jeweilige Zimmer zu erhellen: die Bewegung der Schatten markiert den Ablauf des Tages und schützt dabei die Privatsphäre. In diesem Element aus der Industriearchitektur in einem Viertel, in dem es keine typische Stilsprache gibt, sondern sich die Typologien vereinen und verändern, findet Casa Palmas hier seine Besonderheit und zeichnet sich dadurch wie eine Fahne in dem unscharfen städtischen Umfeld aus.
Um keine Kompromisse zwischen dem Budget und dem Wunsch nach einer Verbesserung der Lebensqualität der Familie zu machen, lässt das Projekt die Oberflächen vollkommen nackt, ohne Oberflächengestaltung und verwendet dunkelrot lackiertes Metall bei den Fenstern und Türen und bei den Treppen als einzigem Verbindungselement, im Kontrast zum rohen Betonböden und den Wänden als einzigem nicht strukturellem Element. Im Gegensatz dazu steht die besondere Aufmerksamkeit, die dem Mauerraster und auch der Farbqualität der Ziegel gewidmet wurde, deren Abstufungen in der Verlegung ein präzises Muster mit farblicher Abwechslung bilden, von den schwärzeren Tönen über Rot und Gelb und erinnert dabei in gewisser Weise an die Architektur von Alvar Aalto.
Die ungeschmückten Innenräume mit essentiellen Möbeln aus Holz und Metall bestätigen diese Linie der Nüchternheit, die so zum regelrechten Stil wird.

Mara Corradi

Architects: DOSA STUDIO 
Architects in Charge: Raúl Medina, Sergio Sousa
Collaborators: Abraham Servin, Angélica Pasten, Mariana Morales, Daniel Castillo, Carlos Cruz
Structural design: Arcadio García 
Construction materials: Novaceramic, Mezcla Brava, Probarro
Location: Texcoco, Estado de México 
Project year: 2018 
Client: Private 
Area: 160 sqm
Lot size: 112 sqm
Start of work: 2017 
Completion of work: 2018 
Photographs: © Onnis Luque / onnisluque.com 

www.dosa.mx

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