Nicole Uniquole: “Design in den Niederlanden liegt außerhalb des Mainstreams”

Wir werden sie bald in Mailand sehen, im FuoriSalone im Juni, anlässlich der sechsten Ausgabe von Masterly, der Ausstellung, die das Beste des niederländischen Designs in den Räumen des Palazzo Turati in der Via Meravigli versammelt. Aber Nicole Uniquole aus den Niederlanden, Kuratorin und Organisatorin von Masterly (zusammen mit der niederländischen Botschaft, dem Generalkonsulat in Mailand und der Handelskammer Mailand), Organisatorin von internationalen Ausstellungen und Veranstaltungen im Bereich Design und Mode, ist begeistert von dem, was sie vorbereitet: "Wir werden eine ortsspezifische Installation mit speziell für den Palazzo entworfenen Elementen präsentieren: sehr unterschiedliche Tische und Objekte, die das Neue mit dem Traditionellen verbinden, das historische Erbe mit 3D-gedruckten Objekten aus zeitgenössischen Materialien. Die Stoffe werden die Protagonisten sein, auch dank der Zusammenarbeit mit Lidewij Edelkoort, einer der maßgeblichen Interpreten der Zukunftstrends, der am 8. Juni ein den Architekten gewidmetes Treffen abhalten wird”.

In den Niederlanden sind Textilien ein Bereich in großer Entwicklung: “Heutzutage umgeben sich die Menschen mit Textilien”, bemerkt Uniquole, “vom Boden bis zu den Wänden. Wir zeigen Stoffe, die in verschiedenen Techniken, mit unterschiedlichen Mustern und mit Stickereien hergestellt wurden. Einige Designer arbeiten an einer modernen Interpretation heraldischer Abbildungen von Städten, angefangen bei italienischen Städten wie Turin, Mailand und Neapel, die auf einem textilen Träger reproduziert werden. Auch hier bringt die Forschung Tradition und Innovation zusammen.” Die Auswahl von Uniquole basiert auch auf der Bereitschaft zur Konfrontation: “In Masterly stellen wir etablierte Unternehmen und junge Designer nebeneinander; es werden Stefan Scholten (der sich im Duo Scholten&Baijings mit Carole Baijings einen Namen gemacht hat, obwohl sie jetzt getrennt arbeiten, Anm. d. Red.), aber auch zehn Studenten des HMC- Hout-En Meubilerings Vocational College, die zukünftige Kreative im Bereich Holz ausbildet, dabei sein. Ich glaube, dass die Überschneidung von Disziplinen und Erfahrungen das Niveau der Veranstaltung erhöht. Es ist wie ein Patchwork, ein Geflecht, eine Textur. Das ist auch der Grund, warum wir uns für den Palazzo Turati entschieden haben: im Zentrum von Mailand zu sein, ganz im Sinne von FuoriSalone. Alleine können wir nichts tun.”

Wir fragen Nicole, wie sich die niederländische Designszene, die immer ein Gespür für Innovationen hat und Trends vorwegnimmt, verändert hat: “Noch vor wenigen Jahren war sie von einem spielerischen, fast humorvollen Geist geprägt, auch auf konzeptioneller Ebene. Dieser Aspekt ist völlig verschwunden. Jetzt übernehmen die Designer die Denkweise der Künstler, um aus dem Einheitsbrei heraus noch nicht beschrittene Wege zu finden. Sie experimentieren, sie studieren, sie verbringen Zeit damit, innovative Lösungen zu finden”. Und sie bringt zwei Beispiele dafür, wie niederländisches Design auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist und die Menschen dazu bringen will, auch durch verbesserte Ästhetik nachhaltige Objekte zu wählen. Marjan Van Aubel hat zum Beispiel Sunne entworfen, eine Lampe, die mit Solarenergie betrieben wird und tagsüber das Sonnenlicht mit einer an Kirchenfenster erinnernden Platte wiedergibt. Karel Bodegom hat LLeHs (Long Lasting electric Heating system) erfunden, ein ästhetisch ansprechendes, verbrauchsarmes Heizsystem mit fortschrittlicher Technologie unter Verwendung von Infrarot, Kohlefaser und Keramik. Doch Nicole Uniquole hat noch mehr vor: Am 18. Juni eröffnet sie in Fulda die von ihr kuratierte Ausstellung Design & Dynastie zu Ehren von Wilhelm I. Friedrich von Oranien-Nassau, König der Niederlande, der von 1802 bis 1806 in Fulda regierte. Die Ausstellung zeigt Meisterwerke aus den königlichen Sammlungen der Niederlande und dem Paleis Het Loo sowie zeitgenössische Mode- und Designobjekte.

“Ich werde von Museen und Städten gebeten, Ideen und Strategien zu finden, um die Besucher einzubeziehen", erklärt Nicole, "in meinen Ausstellungen schaffe ich nie einen Kontrast, sondern eine Mischung aus historischen und zeitgenössischen Stücken. Ich bringe sie in einen Dialog und suche die Harmonie von Farbe und Form. Oft fällt es den Besuchern schwer, zeitgenössische Werke von alten zu unterscheiden. ” Eine Lehrstunde in Ausstellungsdesign.

Antonella Galli

Link
https://fulda2022.de/
https://www.masterly.nu/

Immagini
01 Masterly 2020 Nicole Uniquole photo by Carla van de Puttelaar
02 Exbition Royal Showpieces Palace Het Loo-2014 photo by Marjon Hoogevorst
05 Fulda 2022 Credit Brajkovic Lathe Red Chair
03-04, 06-12 Masterly 2021 credit Masterly 2021

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