10-01-2011

Christoff Finio: Kleines Haus in New York

Jan Staller,

New York, USA,

Wohnung, Housing,

gleichzeitig,

Zement, Metall, Glas,

Erholung/Restaurierung, Sanierungs,

In New York wurde ein Bauwerk aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das ursprünglich als Stall für Pferde und Kutschen benutzt wurde, mit dem Einsatz von Glas, Metall und Zement zu einer Wohnung umgestaltet, der es gelingt, den beschränkten Raum zu nutzen, um sich dem großstädtischen Lebensstil anzupassen.



Christoff Finio: Kleines Haus in New York In New York im West Village hat das Buro Christoff:Finio ein kleines Gebaude aus der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts umgestaltet, das im Sinne der damaligen Zeit als Stall und Garage des anliegenden Wohnhauses entstanden war. Das Werk fugt sich in ein Umfeld ein, das von Architekturen im zeitgenossischen Stil gekennzeichnet ist und wo die Wahl der Materialien der Mauerverkleidungen zum vorrangigen Element bei der Definition des Entwurfs wird.
Wir Europaer sind mit der Uberzeugung aufgewachsen, dass Amerika ein geschichtsloses Land ist, ganz sicher beeinflusst von einer Tradition im Handeln, die standig auf die Geschichte schaut und so darauf achtet, diese zu bewahren, dass sogar das Risiko eingegangen wird, beim Wettrennen um die Innovation zuruck zu bleiben. Eine Vergangenheit hat aber auch das von Kolumbus entdeckte Land, wenn es stimmt, dass sogar die Entwicklungen einer kleinen Wohnung in der Nahe des Hudson ein Stuck der Geschichte von New York erzahlen. Und wahrend am gro?stadtischen Horizont die Turme der Stararchitekten immer hoher werden, wird im Schatten der Apartment-Wolkenkratzer von Richard Meier und Asymptote in Perry Street im West Village dieses zweistockige Haus mit 110 Quadratmeter zum Leben erweckt, mit 150 Jahren Geschichte und nach einem noch nicht lange zuruckliegenden Brand. Die Wurde dieses Hauses stammt aus der intelligenten Ruckgewinnung und funktionellen Anpassung an das Leben von New York und zwar in eingeschrankten Raumen, in denen es hie?, eine Existenz zu organisieren: Ein richtiges Haus.
Mit Blick auf eine schmale Gasse, die den Fluss Hudson entlang fuhrt, fugt sich die Eingangsfront in einem vielgestaltig dekorierten Kontext ein, wo die Stra?e ein Kopfsteinpflaster hat und die Hauptfronten der anliegenden Gebaude, die genau so niedrig und unterbrechungslos aneinander gepresst sind, immer eine andere Personlichkeit haben. Die vorhergehende Frontseite, die nichts mehr mit dem ursprunglichen Aussehen zu tun hatte, und die in den 70er Jahren sogar “im Mauren-Stil” dekoriert worden war, hat man vollkommen abgerissen und durch eine modulare Glasfassade ersetzt, welche die Sanierung des Hauses als Offnung auf die Stadt interpretiert. Die totale Transparenz wurde allerdings im Erdgeschoss durch einen Rhythmus aus Wellblech gedammt, sodass die Innenraume des Gebaudes zwar in enger optischer Beziehung mit dem Geschehnissen au?en stehen, ohne das dies dabei die Privatsphare der Bewohner beeintrachtigt. Die eigentliche Wohnung beginnt hinter der Glaswand mit einer Diele als Filterraum zwischen Innen und Au?en, wo au?er den Mopeds und Fahrradern – den unverzichtbaren Transportmitteln fur viele New Yorker – auch Objekte “geparkt” werden konnen. Dann kommt das Wohnzimmer, wo einst die Kutschen standen, ein einziger gro?er Raum, dessen Gro?e fast verdoppelt wird durch die optische Erweiterung, die von der Mauer hinten erzeugt wird, die auf den Garten blickt: Die Wand besteht namlich aus einem verglasten und an der Basis transparenten Band, hinter dem sich die Mauer fortsetzt, wodurch man Schutz vor den Blicken aus den anliegenden Hausern erhalt  und das Tageslicht, welches unten einfallt, um sich auf dem Fu?boden zu spiegeln, ausreichend geschirmt wird. Das Wohnzimmer setzt sich also ideell im Hof mit dem Garten auf der Ruckseite fort, wo auch die Einrichtungen der Kuche weitergehen und der Fu?boden, der hier eine Platte aus poliertem Zement ist.
Interessante Details sind zum Schluss das begrunte Dach, das nicht begehbar ist, sondern als Habitat fur Vogel und kleine Tiere gedacht wurde, die in der Stadt leben und die edle Wandverkleidung der Gartenfront, die aus Schieferplatten besteht, deren rechteckige Form und die leicht uberlappende Verlegung der gesamten Oberflache Bewegung und Abstufung verleihen.   

von Mara Corradi

Entwurf: Christoff:Finio Architecture
Bauherr: Privat
Ort: West Village, New York City (USA)
Flache: 110 m2
Fertigstellung: 2008
Bauunternehmen: Alcon Builders Group
Kuche: Modell aus Edelstahl und Teak von Innova
Externe Verkleidung aus Schieferplatten
Fu?boden im Erdgeschoss aus polierten Zementplatten
Fu?boden im ersten Stock aus sibirischer Eiche
Innenwande mit Gips gezogen
Fotos: Jan Staller

www.christofffinio.com

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