09-06-2011
Castanheira: Ein Haus aus Zement und Holz

In diesem Fall reden wir nicht über einen Naturpark, aber trotzdem über ein landwirtschaftliches Gelände mit einem Bebauungskoeffizient, der den Bau eines Gebäudes mit einer Größe von nicht mehr als 300 Quadratmetern gestattete. Castanheira hat die Wünsche der Bauherrn in eine Struktur umgesetzt, die den gesamten verfügbaren Bereich nutzt und dabei 200 Quadratmeter für den eigentlichen Wohnraum reserviert und die restlichen 100 Quadratmeter den technischen Räumen, der Garage und Abstellräumen vorbehält.
Die Anlage von großer geometrischer Einfachheit ist morphologisch auf sich schneidenden geraden Linien aufgebaut: Diejenigen, die im Grundriss das Einfügen der beiden Körper definieren und die vertikalen Linien der mit Holz umrahmten Glaswände, die den Leserhythmus der Frontseiten bestimmen und dabei die funktionale Aufteilung der Innenräume erahnen lassen und dann die Linien, die Sohle und Abdeckung markieren und ebenfalls durch Holz betont werden.
Die Struktur mit den großen Zementplatten wurde bewusst in ihrer rohen Essenz eines Konglomerats bewahrt, mit der Castanheira beschlossen hat, sich von der Perfektion des beispielsweise bei den japanischen Wohnungen benutzten Zements zu unterscheiden, der glatt ist und eine perfekte Oberfläche aufweist und fast sein eigenes Aussehen verliert und zu einem undefinierten Material wird. Das helle Holz ist das Kontrastmittel, die natürliche Klammer im künstlichen Element, das Mittel der visuellen Verbindung mit dem ruralen Umfeld, insbesondere mit dem Garten und den Gemüsebeeten, die sich nach Südwesten erstrecken, also die Seite, zu der die Fenster hauptsächlich ausgerichtet sind. Diese Verbindung wird von der Wahl eines einzigen Schieferbodens für die Außenanlagen, die Bürgersteige und Wege, und für die Innenräume betont.
Das Thema ist also die nackte Materie, die anscheinend weder behandelt noch veredelt wurde: Der Zement setzt sich in seiner ganzen Brutalität durch, der Fußboden wird durch die farblichen Abstufungen des Schiefers unterstrichen während das Holz als Zeichen und Detail verwendet wird: Von den Türen und Fenstern hin zum Tor, den abgrenzenden Mauern und den Möbeln nach Maß, Bücherregale und Schränke, die auch als Brüstungen eingesetzt werden und die Steigleiter aus Holz, das einzige Element, das mit dekorativem Genuss konzipiert wurde. Die Dekoration, die insgesamt auch in den Innenräumen fehlt, ist überall in den Mustern der Materie zu finden.
von Mara Corradi
Entwurf: Carlos Castanheira Architekt (Carlos Castanheira & Clara Bastai)
Mitarbeiter: Orlando Sousa, Vasco Melo, Ricardo Serra, Sofia Costa Reis, Demis Lopes, João Figueiredo
Bauherr: Maria de Fátima Tavares dos Reis Poças
Ort: Rua do Cerro – Madalena, Vila Nova de Gaia (Portugal)
Tragwerksplanung: Paulo Fidalgo (HDP Gabinete Projectos. Engenharia Civil)
Bruttonutzfläche: 300 m2
Baubeginn: 2003
Ende der Bauarbeiten: 2008
Fenster und Türen aus Holz
Innentreppe aus Holz, nach Maß
Abdeckung aus Kupfer und Riga-Kiefer
Zementtragwerk
Innenwände mit Gipskartonverkleidung
Schieferboden
Fotos: © Fernando Guerra, FG + SG – Fotografia de Arquitectura
www.carloscastanheira.pt