01-05-2019

Atelier Branco Arquitetura: Casa Biblioteca in Vinhedo, Brasilien

Atelier Branco Arquitetura,

Gleeson Paulino, Ricardo Bassetti Kaza, Jaqueline Lessa,

Vinhedo, São Paulo, Brazil,

Housing,

Casa Biblioteca, wie es von den Planern von Atelier Branco genannt wurde, ist ein auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnittenes Wohnexperiment inmitten der dichten "Mata Atlantica” von Vinhedo, im Staat São Paulo, Brasilien. Casa Biblioteca ist ein Zuhause zum Lesen und Denken.



Atelier Branco Arquitetura: Casa Biblioteca in Vinhedo, Brasilien

Matteo Arnone und Pep Pons vom Atelier Branco Arquitetura sind die Gestalter der Casa Biblioteca in Vinhedo, im Bundesstaat São Paulo, Brasilien. In ihren Notizen heißt es, dass der Bauherr in seiner Jugend ein Aktivist gegen die brasilianische Militärdiktatur war, sich sein ganzes Leben lang mit politischen Rechten beschäftigt hatte und seit den achtziger Jahren an einer staatlichen Universität im Bundesstaat São Paulo in Brasilien gelehrt hatte. Nicht weit von hier, in Vinhedo, beschloss er, seinen idealen Ort zu bauen. In seinen Gedanken, so sagen uns die Architekten, gab es keine Idee eines echten Hauses, sondern die eines Zufluchtsortes, eines Raumes für sich selbst, der in erster Linie einen Ort zum Lesen und einen Ort zum Denken darstellen sollte.
Die Renaissancefürsten ließen Villen außerhalb der Städte errichten, in denen sie sich von den Härten des politischen Lebens zurückziehen konnten, wo sie illustre Gäste aufnahmen und wo sie sich Zeit für die Betrachtung der Natur und des Studiums nahmen. Das über 5000 Quadratmeter große Gelände befindet sich auf einer Lichtung in der dichten Mata Atlantica. Das Haus liegt auf einem Hügel und nutzt seinen Hang, um eine einzigartige Umgebung auf drei Ebenen zu schaffen, die nach unten hin fast verschwindet, wenn man von der Straße sieht, die das Haus oben umgibt. Von hier aus zeigt die Architektur eine monumentale Stahlbetonplattform: 20 Meter lang, 10 Meter breit und nur 15 Zentimeter dick, die in das Leere hinauskragt. Dies ist eine herrliche Panoramaterrasse (formal sauber, ohne Brüstungen, weil sie von einem einen Meter breiten Wasserbecken umgeben ist) und sie ist eigentlich das Dach des Hauses, das von acht dünnen und einfachen Säulen getragen wird. Der so entstandene große und einzige Raum wird auf drei Seiten von Glas umgeben, mit Eisenbeschlägen und raffinierter Dekorationskomposition und erinnert so an die Welt der Gewächshäuser oder Pavillons in Stadtparks. Die Symbiose mit der Vegetation ist total und die Natur, die indirekt in den menschlichen Raum eintritt, isoliert ihn, schützt diesen, auch vor der Sonne und hilft, die ursprüngliche Idee des Refugiums für die Lektüre zu realisieren.
Der einheitliche Raum ist in drei Ebenen unterteilt, drei Terrassen ragen weit über den Hang hinaus, bieten eine neue Perspektive auf den Wald und verwandeln das Haus in ein Amphitheater. Von der Spitze des Hügels geht es über eine schmale Betontreppe ins Innere. Diese markiert die Hauptachse des Hauses und führt bis zu seinem gegenüberliegenden Ende, wo es eine Glastür für den Zugang zum Garten gibt. Draußen geht die Route weiter, flankiert das Haus, geht nach oben und schließt den architektonischen Umfang. Das perfekte Rechteck des Grundrisses ist mit 8 Pfeilern in einem Längsabstand von jeweils 5.5 Metern zueinander in drei gleiche Ebenen unterteilt, was die Achse der Treppe widerspiegelt. Die Höhen der Stockwerke variieren von der niedrigeren in der Nähe des Eingangs mit 2,35 Meter, die auf jeder Seite ein Schlafzimmer in einem intimeren Raum beherbergt, über die zentrale mit den Arbeits- und Lesezimmern, bis hin zur größeren, mit Küche und Wohnzimmer, von über 5 Metern. In der Querachse, in der zweiten Ebene, bieten zwei Türen zusätzlichen Zugang nach außen. Die Wohnbereiche sind voller Licht, allerdings ist die Beleuchtung indirekt, wenn man bedenkt, dass das Grundstück nach Norden ausgerichtet ist und die üppige Vegetation als Filter dient.
Die als Dach fungierende Plattform wird mit einem Zementvolumen in den Boden an der Spitze des Hügels eingesetzt, das wie die anderen Strukturen vor Ort gegossen wurde. Es ist aber vollständig geschlossen, d.h. ohne Fenster, mit Ausnahme der Dachfenster. Hier sind die Toiletten eingebaut. Das Einbau-Thema drückt sich auch im Open Space aus, wo die Küchen- und Abstellmöbel in den Zementwänden verborgen sind, ohne das geometrische Raster des Grundrisses zu beeinträchtigen.
Die gewählten Materialien gehören zur brasilianischen Bautradition, Sichtbeton, Holzböden (wie auf der oberen Terrasse, lange Dielen aus Garapeira-Holz) und feinen Eisenrahmen. Die Liebe zum Detail und das Lob der Proportionen, die das Gewicht der modernistischen Lehre noch einmal unterstreichen.

Mara Corradi

Architects: Atelier Branco Arquitetura
Principals in charge: Matteo Arnone and Pep Pons
Project team: Andreas Schneller, Cristina Plana, Marta Pla, Martina Salvaneschi
Location: Vinhedo, São Paulo, Brazil
Design years: from March 2013 to February 2014
Construction years: from June 2014 to November 2015
Client: Private Residence
Structural engineer: John Biscuola (Biscuola Engieneering)
Foundation engineer: Sergio Ludemann (Ludemann Engieneering)
Systems engineer: João Claudinei Alves (JCF projetos e construções)
Formwork and joinery realization: Edivaldo Lourenço and Eduardo Lourenço
Structural system: In-situ cast concrete, all cast within a single working day
Major materials: cast concrete, steel, glass, and garapeira wood
Site area: 5.500 sqm
Building area: 150 sqm
Total floor area: 200 sqm
Photos by: © Gleeson Paulino (01-06), Jaqueline Lessa (07-08-09), Ricardo Bassetti Kaza (10-16)

http://atelierbranco.com/


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