22-11-2017

Archstudio: Renovierung einer Siheyuan in Dashilar, Peking

Archstudio - Han Wen-Qiang, Wang Ying, Li Yun-Tao,

Wang Ning, Jin Weiqi,

Peking, China,

Residenzen,

Mit dem Namen Twisting Courtyard hat Archstudio die Sanierung einer Siheyuan bezeichnet, also eines traditionellen Wohnhofs im Zentrum von Peking. Im Stadtviertel Dashilar hat Han Wen-Qiang (Archstudio) den Hofbereich zurückgewonnen und dabei einen Raum gestaltet, der privat oder öffentlich genutzt werden kann.



Archstudio: Renovierung einer Siheyuan in Dashilar, Peking
Han Wen-Qiang des chinesischen Büros Archstudio hat eine interessante Rückgewinnung einer Siheyuan in Dashilar, also eines alten Wohnhofs (Vierseithof) in Peking gestaltet. Dies bestätigt sein Interesse an der urbanen Regenerierung, die wir bereits bei der Gestaltung des Great Wall Museum of Fine Art auf dem Geländer der ehemaligen Pharmafabrik von Zi Bo sehen konnten.
In der “Inner City” von Peking gelegen, benötigte die betroffene Siheyuan eine Erneuerung der Räumlichkeiten und der technischen Anlagen im Sinne der neuen Lebensanforderungen und im Hinblick auf das Gewerbe in der Hauptstadt. In den letzten Jahren findet in Peking eine Gentrifizierung statt – gewollt oder erlitten – die der Sanierung als kosmopolitischer Stadt dient, wo es darum geht, die Armut hinter sich zu lassen und ein neues und profitorientiertes Wirtschaftssystem zu aktivieren. “Sich bereichern ist voll Glorie” soll Deng Xiaoping schon in den 1970er Jahren gesagt haben. 
Im Stadtviertel Dashilar herrscht allerdings mehr als anderswo ein gewisser Widerstand gegen die Vereinheitlichung der Landschaft, was sich auch in der Architektur ausdrückt und zwar mit einer höheren Aufmerksamkeit auf die Vermittlung mit der Vergangenheit. Der Eingang zur Siheyuan, heute als Twisting Courtyard bezeichnet, bezeugt beispielsweise die klare Ausrichtung, die historischen Zeichen zu bewahren und deren Renovierung kündigt eine Modernisierung des Innenraums voller Details an.
Nach der Wiederherstellung des Mauerwerks um den Hof wurde im Inneren die Unterteilung in vier Baukörper bewahrt, die alle auf den Hof blicken: Die zwei an den Kopfseiten sind etwas weitläufiger, die beiden zentralen etwas kleiner. Da die Siheyuan einer Mischnutzung unterliegt – hier gibt es Schlafzimmer, aber sie kann auch für öffentliche Ereignisse gemietet werden – war es das Ziel von Archstudio, eine Architektur der genau getrennten Teile zu präsentieren, die sich aber miteinander verbinden lassen. Dies erfolgt auf der einen Seite durch die Bewahrung des Originalaussehens und der Individualität der vier Baukörper auf den Hof mit ihren Pagodendächern und auf der anderen Seite mit der Schaffung eines Bodenbelags, der immer gleich ist und zwischen den Gebäuden verläuft und so eine Verbindung der Teile darstellt.
Um die Reversibilität umzusetzen, die notwendig ist, um die Schlafzimmer in halböffentliche Räume umzuwandeln, als Empfangsorte oder zur Unterhaltung, wurden im Inneren der Steinräume Holzboxen geschaffen: Regelrechte Zimmer in den Zimmern, in denen die beweglichen Einrichtungen eingebaut sind, die dann bei Bedarf im Inneren der Wände verschwinden (kippbare Betten und Tische, die aus Öffnungen im Boden kommen). Die extreme Reinheit der Formen hilft der Anpassung des Raums vom Wohnraum zu einem Raum der Geselligkeit. Holz und Glas, die bei der Renovierung viel benutzt werden, sind auch in diesem Fall mit großer Sorgfalt gewählte Werkstoffe. Die Seitenwände der beiden Kopfbauten auf den Hof hin wurden durch raumhohe Verglasungen ersetzt, die einen direkten Dialog mit dem Innengarten bieten, aber bei Bedarf mit Vorhängen verdunkelt werden können. Die Einrichtungen und die Wände aus Eichenholz sind der Verweis auf die Häuslichkeit oder allgemein auf die Gastlichkeit.
Eine Geste im Hinblick auf die Moderne ist die Bodengestaltung aus Steinmosaik, das wie ein edler Teppich den Weg vom Eingang durch den Hof zwischen den Zimmern zeichnet und an zwei Stellen in den Kopfbauten sogar dreidimensional wird, sich erhebt und neue Räume bildet. Die gerade Ebene wertet die Räumlichkeiten auf und bringt sie alle auf die gleiche Höhe und beseitigt auf diese Weise die leichten Höhenunterschiede der Bestandsbauten. Wenn sich der Boden zur Dreidimensionalität erhebt, dann verdeckt er die Toiletten, Bäder und Küche, die dem neuen Grundriss der Siheyuan hinzugefügt wurden.
Im Twisting Courtyard folgen Vergangenheit und Gegenwart einander in einem schwer zu definierenden Raum, der aber noch jenes Ferment der Aktivität und der Dynamik heraufbeschwört, den man in dem alten Hof erleben konnte.

Mara Corradi

Design team: Archstudio (Han Wen-Qiang)
Location: Paizihutong, Beijing (China)
Site area: 225 sqm
Building area: 161 sqm
Main material: gray brick, oak panels
Design time: June 2016 - September 2016
Construction time: October 2016 - May 2017
Furniture accessories: Song Guochao
Photographer: © Wang Ning, Jin Weiqi
Text: Han Wenqiang

www.archstudio.cn

×
×

Bleiben Sie in Kontakt mit den Protagonisten der Architektur, abonnieren Sie den Floornature-Newsletter