Abschied vom Architekten und Stadtplaner Oriol Bohigas

Am 30. November 2021 ist der Architekt Oriol Bohigas, verstorben. Er wäre am 20. Dezember 96 Jahre alt geworden. Er wird oft als el gran hacedor de la Barcelona moderna” (der große Schöpfer des modernen Barcelona) bezeichnet, denn er war der maßgebende Architekt der großen Umwandlung, welche die spanische Stadt zu dem gemacht hat, was sie heute ist: Eines der beliebtesten europäischen Reiseziele des internationalen Tourismus, eine weltoffene Stadt, die hinsichtlich Lebensqualität und Beziehung zwischen natürlicher und überbauter Umwelt an der Spitze internationaler Ranglisten steht.

Oriol Bohigas wurde 1925 in Barcelona in einer fortschrittlichen Familie geboren, von der er ganz sicher die Neugier und die intellektuelle Unruhe sowie das soziale Engagement geerbt hat. Von Jugend an übte er stets seine intellektuelle Freiheit aus, auch mit kritischer Stimme gegenüber der Architektur und der Gesellschaft seiner Zeit. Dies bewies er in seinen Schriften, Projekten und Worten, wie der Kritiker Jordi Amato in einem am 1. Dezember in EL PAÍS veröffentlichten Artikel über Oriol Bohigas feststellte: "Er war ein wirklich freier Mensch".

Oriol Bohigas hatte sein Studium 1951 an der Technischen Hochschule für Architektur von Barcelona abgeschlossen. Im selben Jahr hatte er mit anderen Architekten denGrupo R gegründet und seine Berufstätigkeit mit dem Kollegen Josep Maria Martorell begonnen. Zu den beiden gesellte sich Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts der Architekt David Mackay. Die drei Architekten gründeten 1962 das Architekturbüro „MBM Arquitectes“, das heute noch international tätig ist. Zwischen den Sechziger und den Siebziger Jahren beschäftigte sich das Büro mit der Planung von Gebäuden zu öffentlichen Zwecken und baute in ganz Spanien Krankenhäuser, Schulen, Kirchen, Theater und städtische Zentren.

Parallel zur Berufstätigkeit widmete sich Bohigas dem Unterricht. Zuerst als Professor an der Technischen Hochschule für Architektur in Barcelona, wo er selber studiert hatte, später, von 1977-1980 als Direktor derselben Schule. 1980 verließ er das Amt, weil er zum Superintendent der Stadtplanung der Stadt Barcelonaernannt worden war. So begann Bohigas´ intensive Tätigkeit für die katalanische Stadt, wo er die in seinen Schriften bereits geäußerten Ideen umsetzen konnte. Insbesondere seine Ideen über die soziale Verantwortung des Architekten bei der Umgestaltung der Stadt und über die Vision des Stadtplaners als „Organisator“, als Techniker, der mit einem einzigen Plan die Lebensbedürfnisse der Gemeinschaft (einschließlich Bildung, aber auch die intellektuellen Bedürfnisse, die Freizeit- und Sportbedürfnisse der Einwohner) mit den Bedürfnissen von Verkehr und Produktion in Einklang bringt. Die für Barcelona umgesetzten Projekte befreiten die Stadt von den Schäden, die sie durch die vorhergehende Bauspekulation erlitten hatte; sie verliehen den Außenquartieren neue Würde, indem sie endlich mit den nötigen Infrastrukturen ausgestattet wurden. Die Qualität der öffentlichen Einrichtungen verbesserte sich sogar im Stadtzentrum und die Projekte machten es möglich, dass die Stadt wieder in Besitz ihres Meeranstoßes kommen konnte. Durch all dies wurde Barcelona in den folgenden Jahren zu einem Studienfall.

In Italien hat der Architekt seinen Namen mit einer Reihe von städtebaulichen Projekten verbunden, z. B. mit dem Wiederaufbau des zweiten Bahnhofs von Pescara, dem Masterplan für Salerno, einer Reihe von Projekten in Parma, darunter die Neugestaltung des Bahnhofsbereichs, und mit dem Projekt zur städtebaulichen Neugestaltung der Strandpromenade von Mola di Bari.

(Agnese Bifulco)

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Photos:
01 - Edificio Meridiana en Barcelona.Cataluña.España by MarisaLR
02 - Award ceremony of Medalla d’Or de la Generalitat de Catalunya by Generalitat de Catalunya
03 - Oriol Bohigas by Generalitat de Catalunya
04 - Escola Thau (1975) by Joan ggk
05 - Disseny Hub Barcelona. By Canaan
06 - Pescara Porta Nuova by Sayatek