24-07-2013

Rafiq Azam: Familiengrab in Bangladesch

Rafiq Azam (SHATOTTO Architecture for Green Living),

Masao Nishikawa,

Bangladesh,

Monument,

gleichzeitig,

Zement, Marmor,

Rafiq Azam hat in der Ortschaft Noakhali im Süden Bangladeschs ein Familiengrab errichtet. Der Architekt konzipiert dieses Werk wie eine Vermittlung zwischen Himmel und Erde, was in der Form des Betonrahmens dargestellt wird. Dieser umrahmt einen Betelpalmenwald, dessen vertikale Ausrichtung im Gegensatz zur horizontalen Dachform steht. In dem Entwurf finden wir nur eine Bank, auf der man sich zum Beten vor die Wiese setzen kann, in der die Verstorbenen beerdigt sind.



Rafiq Azam: Familiengrab in Bangladesch
Indem er über das Konzept des Lebens als Transit auf der Erde zum Jenseits nachdenkt, gestaltet Rafiq Azam einen Friedhof, der die Formen der Landschaft ergänzt, in die er sich einfügt. Das Projekt besteht aus einem einfachen Betonrahmen, es ist eine Tür, das sich auf eine Wiese öffnet, in der die verstorbenen Angehörigen begraben sind. Der als Fußbodenbelag und als Verkleidung benutzte Backstein ist ein Zugeständnis an die lokale Tradition, in der dieses Baumaterial viel Einsatz findet.
In den ländlichen Gegenden von Bangladesch ist es nicht selten, dass man gegenüber den Häusern kleine grüne abgezäunte Bereiche sieht, die auch heute noch die Gräber von einer oder mehrerer Familien beherbergen. In dem Dorf Noakhali, im Süden des Landes, sind die Felder, in denen die Toten beerdigt werden, oft von geschmückten Umzäunungen umgeben, die die Bedeutung des Ortes signalisieren.
Unter Berücksichtigung dieser Tradition hat Rafiq Azam in diesem Ort ein Familiengrab gestaltet und dabei zeitgenössische Elemente in die Tradition eingefügt. Bei den historischen Beispielen befindet sich der Friedhof am Eingang des Wohnhauses, markiert von einem schmückenden Zaun: Diese vorrangige Position drückt die Wertschätzung und den Respekt aus, während die Nähe zum Wohnhaus die Kontinuität zwischen Leben und Tod ausdrückt. Azam baut das Grab für die Eltern seines Auftraggeber neben dem Wohnhaus der Familie wobei er ? metaphorisch gesehen ? für diese ein zweites Haus plant, das parallel zum ersten ist. Der schützende Zaun wird eliminiert, aber an dessen Stelle wird der Friedhof ? im Zeichen des Respekt und der Verehrung ? bezogen auf das Haus erhöht und ist über eine bedeutende Marmortreppe zu erreichen. Unter Neuinterpretation der Denkmäler seines Landes zeichnet Azam eine Perspektive, die vom Eingangstor des Hauses über die Treppe zum wuchtigen Rahmen führt. Er richtet dabei den Blick auf die Begräbnisstätte und findet seinen Brennpunkt in dem Betelpalmenwald (diese Palme stammt ursprünglich aus Indien und Malaysia).


Der Rahmen ist das Wahrzeichen des Lebens als Passage: In der Erde verwurzelt, erhebt er sich zum Himmel. Er ist aber auch Zuflucht, ein schützender Ort, in dem man Ruhe und Einkehr suchen kann: Dazu stellt er einfach eine Holzbank unter den Rahmen, ein Element, das hingegen oft in seinen Wohnbauten zu finden ist. Der Architekt markiert diesen als einen Ort der Meditation, an dem man den Stress des irdischen Lebens hinter sich lassen und dessen Vergänglichkeit betrachten kann. Darum herum die Elemente von Bangladesch: Ein Teich voller Wasser in der Regenzeit, das Grün der Vegetation und der Reisfelder, eines der wichtigsten Lebensmittel der ländlichen Bevölkerung und eine Moschee, denn der Islam ist die am meisten im Land praktizierte Religion. Die Architektur fügt sich in die Landschaft ein, ohne deren Rhythmen und Aussehen zu stören und bringt den Menschen zur Erde ? nach seinem kurzen Zwischenspiel des Lebens.

Mara Corradi

Entwurf: Rafiq Azam
Bauträger: Privat
Ort: Noakhali (Bangladesch)
Tragwerksplanung: Akter Hossen
Landschaftsplanung: Rafiq Azam und Kazi kanchon
Bruttonutzfläche: 859 m2
Planungsbeginn: 2011
Ende der Bauarbeiten: 2012
Betontragwerk
Fußböden aus Marmor und Backstein
Bildnachweis: © Rafiq Azam, Daniele Domenicali, Masao Nishikawa

www.shatotto.com


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