26-03-2014

MoDus Architects: Haus und Künstleratelier in Kastelruth

MoDusArchitects,

© Niccolò Morgan Gandolfi,

Bozen, Italien,

Ville, Housing,

gleichzeitig,

Holz,

Das Büro MoDus Architects (Matteo Scagnol und Sandy Attia) interpretiert die traditionelle Alpenarchitektur neu mit diesem Haus und Atelier für den Südtiroler Künstler Hubert Kostner in Kastelruth, Landkreis Bozen. Bei der Gestaltung neuer zeitgenössischer Architektur - deren Wurzeln in der Vergangenheit liegen - verwendet MoDus traditionelle Materialien auf aktuelle Weise und sucht dabei die Innovation in der Umsetzung des Hauses mit seiner Werkstatt.



MoDus Architects: Haus und Künstleratelier in Kastelruth

Mit dem Haus und Atelier in Kastelruth (Bozen) setzt MoDus Architects jene architektonische Tendenz fort, die die Südtiroler Tradition neu überdenkt. Eine Poetik, die sich in den letzten Jahren einer wachsenden Zuneigung der Architekten erfreut, die in der alpinen Landschaft für die Gegenwartsarchitektur arbeiten.

Das Projekt von Matteo Scagnol und Sandy Attia überwindet die naive Aufarbeitung der lokalen Tradition mit dem ortsverbundenen Bild und verwendet das Holz auf moderne Weise, d.h. kombiniert mit Beton und Glas, nicht als eigenschaftsloses Verkleidungsmaterial für Oberflächen, sondern als strukturelles Material mit seiner eigenen Sprache und Poetik.

Es war die Absicht, den Südtiroler Haustyp nachzuempfinden: Hier wurde über dem Stall die Wohnung errichtet, über der sich dann der Heuschober befand. Praktisch der heimische Herd in Verbindung mit den Arbeitsräumen, wobei sich das Konzept heute allerdings gewandelt hat. Von der Hände Arbeit ist man zur künstlerischen, intellektuellen Arbeit übergegangen. Dabei ist aber nicht zu vergessen, dass die Arbeit des Künstlers auch Handarbeit ist. Heute werden konsolidierte Techniken auf aktuelle Weise experimentiert, während der Raum, in dem man sich betätigt, zugleich der Arbeit als solcher als auch der Ausstellung dient. So kommt es zur unmittelbaren gedanklichen Verbindung von Haus und Atelier – in einer Komposition, die gleichzeitig bekannt und überraschen erscheint.

Der Neubau besteht aus zwei vorgebauten Volumen, die auf eine Böschung blicken (zwei vom Menschen errichtete “Dolomitengipfel”). Diese beiden Volumen sind in einem bestimmten Winkel zueinander gedreht. Die buchartige Öffnung lädt zu Betrachtung der darunter liegenden Landschaft.

Zur kompositorischen Trennung in der Vertikalen gesellt sich die typologische Trennung in der Horizontalen. Der Unterbau aus Beton ist teilweise unterirdisch angelegt und trägt eine komplett verglaste Etage, über der sich dann der Holzkörper entwickelt. Wie bei den herkömmlichen Häusern mit Stall und Scheue, so sind in diesem Fall das Atelier und der Ausstellungsraum des Künstlers unten angeordnet. Die oberen Geschosse – eine figürliche Neuauflage des Heuschobers – sind als Wohnraum konzipiert. Die Trennung erfolgt durch die Glasetage. Von hier aus gehen die V-förmigen Pfeiler aus Lärchensperrholz nach oben, die den oberen Teil tragen. So wird auch die traditionelle Komposition aufgebrochen und der Ausblick auf die Landschaft freigegeben. Dieses Vakuum, das Atelier und Wohnung trennt, steht in Kontrast zu dem kompakten Holzkörper, der so nach oben projektiert wird und dabei die gesamte Komposition erleichtert: Das Licht, das Nachts von dieser Stelle ausgeht, verwandelt das Werk in eine Landmarke und macht somit eine private Architektur zu einem Genuss für die Gemeinschaft.


Das Detail bzw. die Fortsetzung der V-Träger in der Verkleidung aus Lärchensperrholz des oberen Körpers stellt die Einheit zwischen diesem und der Glasetage her. Die Präsenz der Gegenwart kann man auch im Giebeldach ohne Traufe erkennen und in der freien Anordnung der Fenster sowie in der Sorgfalt, mit der die komplette Inneneinrichtung – einschließlich der Türgriffe und der in die Decke eingelassenen Beleuchtungskörper – entworfen wurden.

Mara Corradi

Entwurf: MoDus Architects (Sandy Attia, Matteo Scagnol)
Mitarbeiter: Volkmar Schultz, Samuel Minesso
Bauträger: Hubert Kostner
Ort: Kastelruth, Bozen (Italien)
Tragwerksplanung: Rodolfo Senoner
Bruttonutzfläche: 600 m2
Grundstücksgröße: 934 m2
Planungsbeginn: 2009
Ende der Bauarbeiten: 2013
Ausführende Firmen: Urban Winkler (Bauarbeiten), Ludwig Rabanser (Holzbau), Wolfartec (Fenster, Verglasungen), Kometal (Spengler, Metallarbeiten) Josef Rier (Tischlerarbeiten)
Fenster und Türen aus Holz
Betontreppe
Struktur aus Kiefernbrettsperrholz (X Lam Paneele), mit Balken aus Lärchensperrholz
Externe Verkleidung aus Lärchensperrholz
Holzfußboden
Einrichtung nach Maß
Bildnachweis: © Niccolò Morgan Gandolfi, Günther Wett

Südtiroler Architekturpreis

www.modusarchitects.com


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