05-09-2012

Karawitz: Passivhaus in Frankreich

Karawitz,

©Hervé Abbadie,

Frankreich,

Housing, Ville,

Holz,

Nachhaltigkeit,

Das Büro Karawitz hat in Bessancourt, Frankreich, das zweite Gebäude auf französischem Gebiet realisiert, das sich die Auszeichnung als Passivhaus vom Passivhaus-Institut verdient hat. Der Wert der Auszeichnung liegt in der Tatsache, dass hier ein beispielhaftes Werk nicht nur bezogen auf den Komfort und die Nachhaltigkeit sondern auch im Hinblick auf die architektonische Komposition geschaffen wurde.



Karawitz: Passivhaus in Frankreich
Das Pariser Büro Karawitz hat in Bessancourt, einer französischen Ortschaft in dem grünen Val d’Oise, das Projekt eines energetisch selbstversorgenden Hauses realisiert und damit die Zertifizierung des “Passivhaus Instituts”, erhalten, die in Frankreich nur in einem einzigen anderen Fall erteilt wurde. Ein vom “Passivhaus Institut”zertifiziertes Passivhaus reduziert die für die Klimatisierung einer herkömmlichen europäischen Wohnung erforderliche Energie um 90% und die von Neubauten verlangte Energie um 75%.
Die Philosophie der energiesparenden Architektur entstand Anfang der 80er Jahre in Nordeuropa, aber erst gegen Ende des Jahrzehnts werden die ersten Schritte in Richtung des Konzepts der “passiven” Architektur getan, was einer Studie der schwedischen Universität von Lund zu verdanken ist. Seit dieser Zeit wurden die Gestaltungs- und Baumethoden vertieft, die darauf zielen, den Energiebedarf der Gebäude zu senken und gleichzeitig wurden Untersuchungen zur autonomen Erzeugung des für die Nutzer notwendigen Umgebungskomforts angestellt.
Beim Entwurf von Karawitz ist das Muster des Archetyps des Landhauses mit Walmdach, das sich in ein Umfeld aus herkömmlichen lokalen Wohnbauten einfügt, die Grundlage, um die Wände und das Dach komplett mit einem Bambusmantel zu verkleiden, mit dem Ziel, die Einwirkungen des direkten Sonnenlichts abzumildern: Die modularen Paneele gestatten den Bewohnern die Wärmeregulierung des Hausklimas, das in der warmen Jahreszeit gekühlt wird, aber auch die Änderung der Frontseite in unzähligen Abstufungen, die von der umfangreichen Abfolge der möglichen Öffnungen und Schließungen markiert wird. Die Öffnungen sind nach Süden ausgerichtet, um das Sonnenlicht in den kalten Jahreszeiten zu nutzen, sind aber mit Argon gefüllten Dreifachverglasungen ausgestattet, um den U-Wert (Wärmeübertragung) zu verringern.
Auf dem Dach sind Photovoltaikpaneele installiert, während das Tragwerk komplett aus Massivholzbrettern und Holzfaser für die Dämmung realisiert wurde und wo sich die Anlagentechnik gut verstecken lässt. Im Grundriss weist das Haus zwei separate Teile auf, die von einem “Rückgrat” getrennt werden. Dabei handelt es sich um eine Folge von 60 cm breiten Paneelen, die sich in einem Abstand von jeweils 90 cm voneinander befinden. Dieses Rückgrat unterscheidet die beiden Funktionsbereiche der Wohnung, diejenige, die nach Süden gerichtet ist und im Erdgeschoss als Tagesbereich dient und im Obergeschoss als Nachtbereich und diejenige, die nach Norden blickt und der Verteilung und den Diensträumen vorbehalten ist. Als kompositorisches und gleichzeitig funktionales Element dient dieses Rückgrat als technischer Körper aber auch als modulares System, das manchmal dem Durchgang offensteht, manchmal wie ein Schrank mit Türen geschlossen ist oder eine Halterung für bewegliche Innenwände wird, welche den Raum teilen und diesen vielen Verwendungsmöglichkeiten öffnen. Sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock wird die Tiefe der Haupträume, die nach Süden blicken, von der doppelten Grenze auf den Garten ausgedehnt, die aus der verglasten Wand und dem Rahmen besteht, der den Brise-Soleil aus Bambus trägt und somit einen kleinen Filterbereich schafft, der als Wärmeregler für die Innenräume dient.


Wegweisend sind insbesondere die Werte der Wärmeübertragung, welche die von den Baustoffen gelieferte Dämmung messen:
Außenwände: 0.14 W/(m²K)
Abdeckung: 0.12 W/(m²K)
Fußboden: 0.17 W/(m²K).

Mara Corradi

Entwurf: Karawitz Architecture
Bauträger: Mischa Witzmann und Milena Karanesheva
Ort: Bessancourt, Val d’Oise (Frankreich)
Bruttonutzfläche: 161 m2
Planungsbeginn: 2009
Ende der Bauarbeiten: 2009
Bauunternehmen: Perspective Bois
Fenster und Türen aus Aluminium mit Holzläden
Dreifachverglasung mit Argonfüllung
Überdachung aus Brettschichtholz mit Unterdach aus Bambusmembran
Tragwerk aus Brettschichtholz
Innere Dämmung mit Paneelen aus Vollholzfasern
Brise-Soleil aus unbehandeltem Bambus
Fußboden aus Betonplatten
Lösemittelfreie Farben
Beleuchtung mit Leuchtstofflampen mit geringem Verbrauch
Bildnachweis: ©Hervé Abbadie, Karawitz Architecture

www.karawitz.com
www.passiv.de


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