15-06-2016

be baumschlager eberle und das Maison du Savoir in Belval

Auf dem Gelände einer ehemaligen Stahlkocherei von Belval steht das Maison du Savoir des Büros be baumschlager eberle. Das Maison du Savoir von be baumschlager eberle ist eine doppelschalige Struktur aus Spannbeton, wobei die stählerne Hülle die Belichtung kontrolliert.



be baumschlager eberle und das Maison du Savoir in Belval

Vor Kurzem wurde ein wichtiges Beispiel der Stadterneuerung vollendet, bei dem eine ehemalige Industrieanlage betroffen war, die heute Sitz eines Kulturpols ist. Es handelt sich um das Mason du Savoir in Belval, bei Esch-sur-Alzette, dem Herzen des Universitätscampus von Luxemburg. Das Projekt stammt vom Büro be baumschlager eberle, in Zusammenarbeit mit Christian Bauer & Associés Architectes. 
Die Geschichte dieses Projekts geht auf das Jahr 1996 zurück, als die luxemburgische Regierung mit der Untersuchung des Geländes begann, auf der die Arbed-Stahlwerke standen. Dies nach der Schließung der Anlagen und im Hinblick auf eine Vergütung und anschließende Umnutzung als Kulturzentrum. Als wichtiger Standort für Eisenerzvorkommen war Belval schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts bekannt, als die ersten Hochöfen, die Stahlwerke und die metallverarbeitenden Fabriken errichtet wurden. Im Laufe der Jahre hat die Anpassung der Anlagen es dem Standort Belval ermöglicht, die Produktion zu steigern und dabei Tausende von Arbeitsplätzen schaffen, ein Wahrzeichen für das Reichtum des Landes. In den 1990er Jahren aber führt der Strukturwandel zur Schließung vieler Stahlwerke, die zu riesigen Zeugnissen der Industriekultur und vom Abriss bedroht wurde. Die Regierenden wussten sehr wohl, dass der technologische Fortschritt, um auch als solcher wahrgenommen zu werden, die Geschichte und die Erinnerung einer Region nicht löschen darf. So wurde also ein Sanierungsplan für die Realisierung einer neuen kulturellen Perspektive gestartet: auf dem Gelände von Belval soll ein Universitätszentrum für wissenschaftliche Forschung entstehen. Eine Reihe damit verbundener Institute aber auch die Rockhal, die größte Konzerthalle Luxemburgs, Freizeiteinrichtungen und eine Wohnanlage, alles nach dem von Jo Coenen gewonnenen Masterplan.

In diesem Kontext wurde im Jahr 2007 ein Planungswettbewerb für das “Haus des Wissens” ausgeschrieben, den das Büro be baumschlager eberle und Christian Bauer & Associés Architectes gewannen. Die Bauarbeiten begannen 2009. Die Planer haben eine Architektur entwickelt, die auf einfachen Elementen basiert, nämlich der Kreuzung zweier Baukörper. Einer ist stark horizontal ausgeprägt und erstreckt sich dank seiner brückenartigen Konstruktion über ein Wasserbecken, der andere vertikal ausgerichtet. Im Hinblick auf diesen 18 Stockwerke hohen Turm, der dem alten Hochofen entspricht, bewahrt die Architektur eine vorrangige Position auf dem Gelände, auch wenn sie voll und ganz in dieses eingefügt ist. Vom strukturellen Gesichtspunkt besteht das Bauwerk aus Spannbeton. Für die Fassade wurde eine doppelschalige Konstruktion gewählt. Die innere Schicht bildet die Klimagrenze des Gebäudes, die äußere umhüllt es als stählerne Wabe und reguliert auf diese Weise den Grad der Durchsicht und damit der Belichtung. 


Diese gleichzeitig strukturelle und ästhetische Entscheidung entspringt der politischen Absicht, die Erinnerung des Ortes zu bewahren. Die Untersuchung des Fassadenmoduls, eines der Lieblingsthemen von baumschlager eberle, wird hier bestätigt und führt zu einem doppeltes Raster, was das Werk von seinem Umfeld zu distanzieren scheint. Das industrielle Bild, das noch in Form einiger Reste der alten Stahlwerks vorhanden ist, findet sich im architektonischen Eindruck des Mason du Savoir als Festung des wissenschaftlichen Wissens wieder. 

Mara Corradi

Architect: be baumschlager eberle
Location: 2, avenue de l’Université, Esch-sur-Alzette, LU
Client: Le Fonds Belval, Esch-sur-Alzette, LU
Project lead: Elmar Hasler, Marco Franzmann
Team: Christian Bieber, Robert Urbanek, Daniela Concin, Xiao Fen, Christopher Heinzelmann, Gu Sung Lim
Associated Architects: cba Christian Bauer & Associés Architectes
Static: Ingenieursbureau Jan Van Aelst BVBA
Building technology: Jean Schmit Engineering
Site area: 13.720 m²
Area of building: 1.512 m²
Gross floor area: 53.560 m²
Net floor area: 33.800 m²
Building volume: 214.857 m³
Competition: 2007
Commencement of planning: 2007
Commencement of work: 09/2009
Completion: 06/2015
Pre-stressed concrete constructions
Double-shell facade
Photographs: © Eduard Hueber

www.baumschlager-eberle.com
www.belval.lu/fr/


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