25-03-2015

Harmonia 57 Triptyque, São Paulo Brasilien

Studio Triptyque , Paolo Schianchi,

Sao Paulo, Brasilien,

Sport & Wellness, Housing, Residenzen,

Kupfer,

GranitiFiandre, Intervista,

Ausgehend von dem Beitrag in dem von Paolo Schianchi herausgegebenen Buch "Architecture on the web. A critical approach to communication", erzählt das Architekturbüro Triptyque von sich und spricht dabei über die Künstlerresidenz Harmonia in São Paulo ebenso wie über den Wettbewerb für den Bau einer Polarstation.



Harmonia 57 Triptyque, São Paulo Brasilien

In dem von Paolo Schianchi herausgegebenen Buch “Architecture on the web. A critical approach to communication”, schreibt Ihr in Eurem Beitrag: “...die Kommunikation über das Web [...] ermöglicht es uns, unsere Projekte von Anfang an zu teilen, noch bevor sie gebaut sind und während des Schaffungsprozesses”. Wie hat der ständige Informationsaustausch, wie er heute im Internet möglich ist, Eure Art der Gestaltung beeinflusst?
 
Mit dem Ausdruck "Schaffensprozess" wollten wir uns auf die Konstruktion beziehen, denn die Gestaltung (im Gegensatz dazu) geht der Veröffentlichung eines Projekts lange voraus. Aber natürlich lassen wir uns konstant von den sozialen Medien des Internets inspirieren, wo wir unsere Referenzen, unseren Geschmack und unsere Ideen teilen können.

Die Wohnanlage für Künstler Harmonia in São Paulo wird von Euch als lebendiger Körper beschrieben, der sich im Laufe der Zeit verändert, auch älter wird. Wie wichtig ist das soziale, klimatische und historische Umfeld, in dem eine Architektur steht, um die Linien eines Projekts zu zeichnen, das sich mit diesen verändert?


Das Projekt in der Harmonia Street liegt im westlichen Teil von São Paulo, wo das künstlerische Leben und die Kreativität sich gegenseitig durchdringen und wo Gallerien und Mauern sich miteinander verbinden und als Bühne für neue Ausdrucksformen dienen. Die Allee gegenüber des Bauwerks ist ein Beispiel dafür – ihre Graffitis zeigen ein Konzept der Experimentierfreudigkeit, die sich von der Straße auch der Architektur mitteilt. Das Gebäude ist ein neues Manufakt, komplett und vollendet und – wie alle lebenden Organismen – atmet es, schwitzt es und verändert sich im Laufe der Zeit, es wird von Pflanzen bewachsen und es wird älter. Sein Zweck ist es, die verschiedenen Phasen der Entwicklung aufzuzeigen, die das Resultat des Einflusses dynamischer Ereignisse und Verbindungen sind, seien diese natürlichen oder künstlichen Ursprungs, wie Regen, wachsende Vegetation, Bewässerung.
 
Was bedeutet es, in São Paulo zu bauen, wo man die Armut auf der Straße trifft? Welches sind die Bedürfnisse, die die Gestaltung einer privaten und öffentlichen Architektur heute bestimmen und was verlangen diejenigen, die sie nutzen müssen?
 
Das größte Problem der brasilianischen Gesellschaft ist der enorme Unterschied zwischen den verschiedenen sozialen Klassen. Dieser Unterschied wird in der Architektur oft von den “Umzäunungen” ausgedrückt, die die verschiedenen Klassen der Gesellschaft körperlich voneinander trennen, aber auch die öffentlichen von den privaten Räumen. Mit unseren Projekten, so wie mit unserem neuesten, Groenlândia, möchten wir den privaten Raum dem öffentlichen Raum öffnen und verzichten deshalb auf jede Art der Absperrung. Groenlândia steht in einem exklusiven Viertel von São Paulo. Trotz des undurchdringlichen Aussehens dieses Viertels wurde unser Gebäude ohne Zaum und in direktem Kontakt mit der Straße gestaltet. Wieder einmal versuchen wir, den privaten Raum (die Architektur) mit dem öffentlichen Raum (der Stadt) in Verbindung zu setzen.


Möchtet Ihr uns von dem ungewöhnlichen und komplexen Wettbewerb für die Polarstation Comandante Ferraz in der Antarktis erzählen? Wie haben Euch die vorhergehenden Planungserfahrungen beim Wohnungsbau oder der Stadtplanung bei den gewählten Lösungen beeinflusst, wie beispielsweise die auf dem Y-Modul basierende Anlage?
Gegenüber einer Herausforderung, die sowohl wissenschaftlicher, technischer, ökologischer, menschlicher, symbolischer und geopolitischer Art war, mussten wir eine einfache und effektive Strategie finden, um alle diese Anforderungen zu erfüllen und um alle Ziele zu erreichen. Wir brauchten also ein Prinzip, das die Sicherheit (vor allem den Brandschutz), Flexibilität und Modularität miteinander vereint, dabei den Komfort bezogen auf Wärme und Akustik und vor allen Dingen eine gute Lebensqualität der Nutzer garantiert. Die Achse der Station teilt sich an den Enden, um die Y-förmigen Wohneinheiten aufzunehmen. Ein Bild der minimalen Verteilung, mit drei Punkten, die die Forschungsstation kennzeichnet und eine schnelle und einfache Verbindung der Module gestattet. Sie passt sich nicht nur dem Gelände an, sondern entwickelt sich, um einen sonnenbeschienen Platz vor dem Gemeinschaftszentrum zu bilden: ein Treffpunkt, der einst auf logistisch sehr invasive Weise von den Fahrzeugen benutzt wurde. Um auf alle diese Probleme eine Antwort zu finden, hat Triptyque ein fachbereichübergreifendes Team aus brasilianischen und ausländischen Experten geschaffen.

Mara Corradi


 


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