18-10-2017

Dominique Perrault: Sanierung des ME-Gebäudes an der EPFL Lausanne

Vincent Fillon / Dominique Perrault Architecte / Adagp,

Das ME-Gebäude gehört zum ersten Masterplan der Eidgenössischen Technischen Hochschule von Lausanne (EPFL) und hat nun wieder ein Aussehen und eine Räumlichkeit, die der eigenen Zeit angemessen sind und sich in der Neuen Mechanikhalle ausdrücken. Dies ist der Sanierung von Dominique Perrault Architect und der künstlerischen Leitung von Gaëlle Lauriot-Prévost zu verdanken.



Dominique Perrault: Sanierung des ME-Gebäudes an der EPFL Lausanne
Im Rahmen der Modernisierung der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) seit dem Jahr 2000 und nach einem beachtlichen Image-Wandel dank der Architektur des Rolex Learning Center nach dem Entwurf von SANAA saniert Dominique Perrault mit Steiner den Pavillon des Mechanischen Ingenieurwissenschaft, das ME-Gebäude, das aus dem ersten Masterplan der 1970er Jahre stammt.
Die EPFL wurde im Jahr 1853 als Privatschule konzipiert und wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts Teil der Universitätsausbildung, die vom Kanton verwaltet wurde. Im Jahr 1969 wurde diese Schule zu einem eidgenössischen Institut und erhielt ihren aktuellen Namen. Einige Jahre später wurde auch der Sitz nach Éclubens verlegt, wo die ersten Gebäude der neuen Anlage vor 40 Jahren eröffnet wurden.
Die unvermeidlichen Entwicklungen bezogen auf die anfänglichen Projektionen bezüglich der Nutzung des Campus und die wachsende Zahl der Besucher für die Schaffung von Museen und Tagungsorten überzeugten die Leitung zu einer Revision des ursprünglichen Masterplans und zur Öffnung hinsichtlich einer Idee der Architektur als Kommunikationsbotschafter, wie man anhand des Projekts des Learning Center sehen kann.
Die Erneuerung der architektonischen Identität war auch das Ziel von Dominique Perrault, der im Jahr 2011 den Wettbewerb zur Umgestaltung des ME-Gebäudes als neue Mechanikhalle gewonnen hatte, an die sich im Süden der Bau aus der Feder von SANAA anschließt.
Die alten Flügel des eigentlichen Projekts vom Büro Zweifel + Stricker + Associates wurden abgerissen, um einem neuen Gebäude mit rechteckigem Grundstück Platz zu machen, das sich auf vier oberirdischen Etagen und einem Kellergeschoss erstreckt und mit den Brückenbauten verbunden ist. Das Innere wurde anhand des ursprünglichen strengen Rasters organisiert. Die Räume sind hier spiegelverkehrt zur Querachse des Gebäudes, bestehend aus einem großen Atrium, das die beiden Flügel miteinander verbindet. Insgesamt 19.000 Quadratmeter für die Verwaltungsbüros und den Fachbereich Ingenieurwissenschaften (Sciences et Techniques de l’Ingénieur, oder STI), die Forschungslabors und die Arbeitsplätze des Fachbereichs Biologie (Sciences de la Vie, oder SV).
Seele und Zweck dieses Pavillons werden von der Palette der Baumaterialien und Farben repräsentiert: Sichtbeton, Zement, PVC, Metallgitter, abwechselnd mit glänzenden und matten Oberflächen, von Weiß nach Schwarz. Dies alles grafisch betont durch die Handläufe und die Röhrenlampen an der Wand, alle ganz schwarz, die sich im großen Atrium befinden und Werk der Künstlerin Gaëlle Lauriot-Prévost sind.
Diese geraden Linien bestimmen ein großes Vakuum von Treppen und diagonalen Gehwegen, schwebenden Fluren und Zwischenetagen als Theater aller Beziehungen, der gemeinsamen Nutzung und der Unterhaltung, denn hier werden zufällige Treffen ermöglicht, ohne dass dabei der Umlauf gestört wird. Den Einzelbüros ist hingegen der Umfang des Bauwerks vorbehalten, mit direkter Aussicht auf den Campus dank der großen Verglasungen, durch die das regulierte Tageslicht einfällt. Die Verkleidung der Ost-, Süd- und Westfassade ist eine Hommage an die Metallmodule des historischen Pavillons, die noch auf der Nordseite in Dialog mit den Brückenbauten zu finden sind. Diese neuen Fertigoberflächen bestehen aus einer doppelten Hülle. Die innere dient als Wärme- und Schalldämmung, die externe als Sonnenschutz, mit dem gleichen Metallgestell, das Perrault bei der Französischen Nationalbibliothek in Paris verwendet hat (und die den aktuellen Energiesparauflagen Minergie® entsprechen).
Die Module sind in drei vertikale Paneele unterteilt, von denen jeweils zwei verschiebbar und eines statisch sind, mit einer Neigung von 5°. Der Alltag beweist eine Hülle, die sich durch große Dynamik auszeichnet und auf der einen Seite an die Idee der Mechanisierung und Robotisierung der 1970er Jahre anspielt, und auf der anderen – wenn man beispielsweise die Kurve betrachtet, die von den Paneelen des Eingangsvordachs gebildet wird – eine Leichtigkeit besitzt, die sie in die Nähe des Dekonstruktivismus rückt. Im Gegensatz zu den Originalfassaden, die modular aber kompakt waren und eher zur Trennung zwischen Innen und Außen dienten, ist die Fassade von Perrault eine auf das Wetter und das Klima reagierende sensible Haut, die das Licht durchlässt und sich im Hinblick auf den Dialog zwischen der Architektur und ihrem Umfeld verwandelt. Nachts verschwindet die Metallstruktur und der Baukörper scheint mit einem durchsichtigen Vorhang verkleidet zu sein.
Diese Konzentration auf den architektonischen Baukörper schafft eine neue Dialektik mit dem neuen Herzen der EPFL, dem Rolex Learning Centre, und betont die Bedeutung der Rue de Noyerettes als wichtigste Achse des Campus.

Mara Corradi

Architects: Dominique Perrault Architect designed-build project with Steiner SA
Engineering:  SARL (facades), BETICA SA (mechanical electrical), Daniel Willi SA (structure), DSILENCE SA (acoustics), Duchein SA (sanitary system)
Artistic direction and design: Gaëlle Lauriot-Prévost
Local Architect: Architram Architecture et urbanisme SA
Client: Swiss Confederation represented by the board of the Federal Polytechnic School of Lausanne  
Location: Campus EPFL, Lausanne, Switzerland
Structural design: Daniel Willi SA
Gross useable floor space: 19 004 sqm
Lot size: 15 500 sqm
Competition: 2011
Start of work: February 2011
Completion of work: May  2016
Structure in reinforced concrete slabs with pretensioned beams / metallic roof structure
Facades in glass / metal / metallic mesh prebuilt modules
Indoor surfaces: concrete/ metal
Outdoor surfaces
Floors: cement / PVC
Photographs: © Vincent Fillon / Dominique Perrault Architecte / Adagp 

http://www.perraultarchitecture.com
http://www.gaellelauriotprevost.com

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